Gemeinderat Langenbrettach beschließt Freibad-Abbruch
Nun ist es Gewissheit: Das Langenbeutinger Freibad bleibt nicht nur geschlossen, es wird im kommenden Jahr abgerissen. Die Sanierung ist für die Gemeinde zu teuer, Alternativplanungen wurden nie konkret, und auch Gespräche mit einem Investor verliefen anders als erhofft.
Somit hat das Gremium am Montagabend mit neun zu sechs Stimmen beschlossen, das Freibad, das seit 2018 geschlossen ist, abzureißen. Der Abbruch kostet rund 66.500 Euro.
Eine schwere Entscheidung, bei der viele Emotionen mitspielen, sagte Bürgermeister Timo Natter und betonte: "Mir fehlt das Freibad auch." Auf der anderen Seite müsse er zum Wohle der Gemeinde arbeiten. Und die könne sich den Erhalt des Bades nicht leisten. Eine jährliche Unterstützung von 150.000 Euro, die Investor Hans Peter Küffner für zehn Jahre gefordert hatte, sei ebenfalls zu teuer.
Küffner gab dem Gremium in einem Gespräch auch zu verstehen, dass er seine Pläne ohne die Zusage der jährlichen Finanzspritze nicht weiterentwickeln wolle, hieß es in der Sitzung. Zudem sei das Gelände ohne Freibad für ihn nicht interessant. Küffner wollte aus der bestehenden Einrichtung ein Hallenbad mit Ganzjahresbetrieb und weiteren Freizeitangeboten machen, berichtete Langenbeutingens Ortsvorsteher Marcus Reichert. Durch einen Campingplatz, den der Investor auf dem Gelände am Küffner-Hof in Neudeck bauen möchte, kämen auch genug Badegäste. Dieses Vorhaben steht aber noch ganz am Anfang.
Der einzige Treffpunkt
Marcus Reichert plädierte dafür, das Freibad in Langenbeutingen nicht abzureißen und weitere Gespräche mit dem Investor abzuwarten. Er sehe ein, dass die finanzielle Situation der Gemeinde angespannt ist und viele andere Aufgaben erfüllt werden müssten. Trotzdem wolle er das Bad noch nicht aufgeben. "Es ist der einzige Treffpunkt in Langenbrettach", sagte er. Jung und Alt kämen auch ohne Corona-Krise nirgends mehr zusammen.
Auch Wernhild Baars war dafür, sich an den letzten Strohhalm zu klammern, den die Gemeinde noch habe. "Abgerissen ist schnell." Sie wolle lieber warten, bis ein konkreteres Konzept des Investors vorliege und dann entscheiden. Auch wenn er jetzt auf die 150.000 Euro bestehe, könnte der Gemeinderat wenigstens noch einmal seine Vorstellungen formulieren, um im Gespräch zu bleiben, regte Eva Kobilke an.
Andere Räte zeigten sich jedoch skeptisch gegenüber Küffners Präsentation. "Ich habe keinen Investor gesehen, der für das Freibad brennt", sagte Jürgen Müller. Marc Stiefel glaubte nicht daran, dass Küffner ohne die geforderte Unterstützung überhaupt weitere Pläne vorlege. Dass der Investor diese Sicherheit haben wolle, sei nachvollziehbar, sagte Natter. Schließlich koste allein die Sanierung des Bades mindestens drei Millionen Euro. Die Gemeinde könne die 1,5 Millionen Euro in zehn Jahren aber nicht aufbringen. Dafür stehe zu viel anderes auf dem Zettel wie Baugebiete, Kinderbetreuung, Straßensanierungen und Trinkwasserversorgung.
Chance für neues Konzept
"Deshalb bin ich für den Abbruch", sagte Petra Haußler. Sie sei überzeugt davon, dass auf dem Freibad-Gelände ein neuer Treffpunkt mit Aufenthaltsqualität für die Langenbrettacher geschaffen werden könne - "gut und günstiger". Ein Konzept dafür zu entwickeln müsse im neuen Jahr eine der ersten Aufgaben sein, fand Bernd Großkinsky.
Geschichte des Freibads
Das Freibad in Langenbeutingen wurde 1965/1966 gebaut mit einem großen, einem Nichtschwimmer- und einem Kinderbecken. 2002 gründeten sich die Freibadfreunde, um sich für den Erhalt des Freibades einzusetzen. Bürgermeister Timo Natter dankte dem Verein, ohne den der Betrieb des Bades in den letzten Jahren vor der Schließung nicht mehr möglich gewesen wäre. Aufgrund vieler Mängel und fehlendem Fachpersonal fiel 2018 die Entscheidung, das Bad zu schließen.
Kommentar: Das tut weh
In der Haut der Langenbrettacher Gemeinderäte wollte am Montagabend in der Gemeindehalle wirklich niemand stecken. Aber es half nichts. Nach zwei Jahren Stillstand im Langenbeutinger Freibad musste eine Entscheidung her. Den Eigenbetrieb weiterlaufen zu lassen, ohne Einnahmen zu erzielen, war keine Option mehr. Die Auflösung also die logische Konsequenz. Nicht ganz so einfach ist es mit der Entscheidung für oder gegen einen Abbruch. Ist das Freibad doch seit vielen Jahren ein Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde. Sich endgültig dagegen zu entscheiden, tut weh.
Kein Wunder also, dass ein möglicher Investor zunächst wie ein Ritter in strahlender Rüstung erschien. Kurz flackerte die Hoffnung auf, dass das Märchen von der Bad-Sanierung doch noch wahr werden könnte. Die Realität sieht allerdings anders aus. Damit müssen sich alle abfinden. Wenn die finanziellen Forderungen des Investors nicht zu stemmen sind und er nicht davon abweicht, ist die Entscheidung für den Abriss richtig. Sie bildet einen klaren Schlussstrich und macht den Weg frei für ein neues Konzept. Wichtig ist jetzt, dass es schnell voran geht. Ein Treffpunkt zum Wohlfühlen muss her, der den Verlust des Freibads ein wenig mildert.