Der Dorfladen in Jagsthausen ist eine Erfolgsgeschichte
Aus der Idee, eine Einkaufsmöglichkeit zu schaffen, wurde ein Treffpunkt für den ganzen Ort. Beim Dorfladen Jagsthausen hat sich in zehn Jahren auch räumlich einiges getan.

Der Dorfladen in Jagsthausen ist nicht nur eine Gelegenheit, seine Einkäufe zu erledigen. Er ist viel mehr. Er ist der Dreh- und Angelpunkt im Dorf und hat sich in zehn Jahren zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Als der letzte Metzger im Ort 2011 zugemacht hat und es keine Einkaufsmöglichkeit mehr gab, hatte Bürgermeister Roland Halter die Idee für den Dorfladen.
Tatkräftig unterstützt wurde er vom damaligen Kämmerer Ralph Matousek und vielen Bürgern. Viele kauften Anteile, um das genossenschaftliche Projekt zu realisieren, berichtet Vorstandssprecher Erwin Eckert, der nach Matousek Kämmerer der Gemeinde war und heute ehrenamtlich für den Dorfladen arbeitet.
Mit 350.000 Euro, die auch durch kommunale Mittel und Fördergelder zusammenkamen, ging man damals ins Rennen, erinnert er sich. Das leerstehende BAG-Lagerhaus wurde angemietet und mit viel ehrenamtlicher Arbeit ausgebaut. Eröffnung feierte der Dorfladen im Juli 2012. Heute sind laut Erwin Eckert rund 350 Bürger am Dorfladen beteiligt, es könnten weiterhin jederzeit Anteile gezeichnet werden.
Auch ehrenamtliche Mitarbeiter seien immer willkommen. Wer Interesse hat, kann sich bei Marktleiterin Claudia Klappenecker melden. Das Stamm-Team an Ehrenamtlichen besteht derzeit aus 30 Personen, informiert sie. Immer montags, mittwochs und freitags, wenn neue Ware kommt, räumen die Helfer die Regale ein. "In Coronazeiten hat sich eingebürgert, dass sie das sehr früh machen, um fertig zu sein, wenn die ersten Kunden kommen." Dann übernehmen die angestellten Verkäuferinnen. Der Dorfladen ist Arbeitgeber für 19 Frauen, die in unterschiedlichen Zeitmodellen arbeiten. "Zu Beginn waren es vielleicht die Hälfte", sagt Erwin Eckert.
2016 kam zum Dorfladen ein Café hinzu
Überhaupt hat sich seit der Gründung viel verändert. Es gab zwei größere Anbauten. 2016 wurde der Dorfladen um ein Café erweitert. Auch eine größere Verkaufstheke gibt es seither. Investiert wurden 250 000 Euro, die großteils durch Darlehen und Zuschüsse abgedeckt waren. 2019 folgte die zweite Erweiterung, die rund 330 000 Euro gekostet hat. Im rückwärtigen Bereich des Dorfladens kam eine größere Verkaufsfläche unter anderem für Getränke hinzu. Viel wichtiger war aber, dass ein größeres Lager entstand und die Anlieferung optimiert wurde, erläutert Erwin Eckert. Zudem entstanden größere Kühlräume, und eine zweite Photovoltaikanlage kam aufs Dach. "Bei allen Baustellen wäre nichts ohne ehrenamtliches Engagement gegangen", betont der Vorstandssprecher.
Dass das Dorfladen-Konzept so erfolgreich ist, liegt vor allem an den Einheimischen, von denen sehr viele zum Einkaufen, Kaffeetrinken und Frühstücken kommen. "Es ist eine neue Ortsmitte entstanden", sagt Erwin Eckert. Außerdem komme das Sortiment, das von regionalen Anbietern geprägt ist, gut an. So wurden aus einem erwarteten Umsatz von 450 000 Euro bereits im ersten Jahr 870 000 Euro. "Heute sind wir beim Doppelten", berichtet er. Bleibe etwas übrig, werde Dividende ausgezahlt. Seit der Coronapandemie sei das aber nicht mehr der Fall gewesen. "Die Zeiten waren hart."
Mit den Burgfestspielen kam das Leben zurück

Auch für die Verkäuferinnen waren die vergangenen Jahre anstrengend, weiß Claudia Klappenecker. Zugangsbeschränkungen und den ganzen Tag Maske tragen machten ihnen das Leben schwer. Als diesen Sommer wieder volles Haus war, zahlreiche Ausflügler sowie Gäste und das Ensemble der Burgfestspiele sich im Laden und im Café tummelten, sei das sehr schön gewesen. Sicher war es auch stressig, sagt Claudia Klappenecker. Trotzdem mache ihr die Arbeit so am meisten Spaß.
Finanziell hat der Dorfladen Corona gut überstanden, sagt Erwin Eckert. Auch gestiegene Preise, Inflation und Energiekrise wirken sich bisher nicht merklich auf das Einkaufsverhalten der Kunden aus, sagt Claudia Klappenecker. Dass in Möckmühl nun der bestehende Edeka erweitert, sehen die beiden nicht als Bedrohung. Rund 500 Kunden kämen täglich, rund 70 Prozent seien Einheimische. Ein Alleinstellungsmerkmal des Dorfladens sei zudem, dass er an 40 Sonntagen im Jahr geöffnet hat.
Zusätzliches Angebot für die Kunden muss genau geprüft werden
In der Region Heilbronn gibt es auch andere Dorfläden, die genossenschaftlich organisiert sind. Eine achtjährige Geschichte verzeichnet der Laden mit Café in Langenbeutingen , seit sechs Jahren gibt es den Einkaufsmarkt in Kichheim am Neckar. In Jagsthausen gibt es derzeit keine weiteren Ausbaupläne. Das wichtigste Ziel: "Wir müssen die schwarze Null halten", hebt Erwin Eckert hervor. Manche spielten aber mit dem Gedanken, einen Mittagstisch anzubieten. Das müsse man aber ganz genau prüfen, weil es eine größere Küche und mehr Personal bedeuten würde. kam