Bürgermeisterwahl Neudenau: Kandidat Sebastian Müller im Porträt
Die Kandidaten vor der Bürgermeisterwahl am 5. März: Sebastian Müller aus Mainhardt hält Vorträge für vom Verfassungsschutz überwachter Gruppe "Königreich Deutschland". Das sagt er dazu.

Neudenau wählt im März einen neuen Bürgermeister. Manfred Hebeiß hört nach 24 Jahren auf, um seine Nachfolge bewirbt sich auch Sebastian Müller aus Mainhardt. Der Mental- und Persönlichkeitscoach hat Verbindungen zur Gruppe "Königreich Deutschland", vor diesem Zusammenschluss warnt der Verfassungsschutz ausdrücklich. Außerdem wollen Jochen Hoffer, Christoph Hamberger und Stefan Emert den Rathausposten in Neudenau haben. Die vier Männer treffen diesen Mittwochabend (15.2.) erstmals aufeinander. Beim Wahlforum der Heilbronner Stimme stehen sie Rede und Antwort.
Das sagen Verfassungsschützer
Brandenburgs Verfassungsschutz warnt davor, dass sich die extremistische Reichsbürgerorganisation "Königreich Deutschland" (KRD) in einem Dorf in der Uckermark ansiedeln könnte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz geht ebenfalls auf die Gruppe ein, zählt sie zu Reichsbürgern und sogenannten Selbstverwaltern, die die Existenz des Bundesrepublik ablehnen. In Sachsen habe die Gruppe Anfang 2022 zwei Anwesen gekauft. "Die Gruppierung beabsichtigt dort, autarke Strukturen zu errichten und ein eigenverwaltetes Staatsgebiet entstehen zu lassen."
So reagiert Stefan Müller
Sebastian Müller gibt zu, dass er beim KRD Vorträge zum sogenannten Gemeinwohlstaat hält. Zugleich sagt er: Er bekenne sich zur Rechtsordnung, "die wir haben". Es sei bei einem solchen Vortrag gewesen, dass ihn Neudenauer auf die Bürgermeisterwahl angesprochen hätten. Als Rathauschef habe man viele Gestaltungsmöglichkeiten. Häufig betont Sebastian Müller die Selbstverantwortung. "Kleine Einheiten haben Vorrang", sagt er. Es geht ihm um die Subsidiarität - also darum, dass der Staat nicht alles übernehmen muss, wenn es kleinere Einheiten hinbekommen.
Das sind vage Ideen für Neudenau
Bei Ideen für Neudenau bleibt Sebastian Müller oft vage. Für die Menschen strebe er "echte Verbesserungen" an. Der Mainhardter will deshalb kommunale Betriebe schaffen, um so "Stück für Stück zu mehr Selbstverwaltung zu kommen". Denkbar ist es für ihn in den Bereichen Wasser, Strom oder Landwirtschaft. Was in Neudenau sinnvoll sei, will er erst einmal prüfen. Die Menschen könnten beispielsweise Obst und Gemüse in Gemeindegärten ernten.
Mit solchen Maßnahmen soll Neudenau wirtschaftlich auf die Beine kommen: Mit kommunalen Firmen könnten Einnahmen generiert werden, um unterm Strich die Menschen zu entlasten. Lohnnebenkosten könnten sogar gesenkt, die Arbeitszeit reduziert werden, fantasiert er. Über Steuern entscheiden die Parlamente, Sebastian Müller sagt aber: "Der Bürgermeister hat Alleinzuständigkeit." Das werde in der Realität aber kaum genutzt, ist der Kandidat überzeugt.
Als Rathauschef will er den Menschen dienen. Mehr ist für ihn denkbar: eine eigene Sozialkasse, ein eigenes Bankensystem. "Das ist Zukunftsmusik." Verfassungsschützer weisen darauf hin, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht den KRD-Betreibern sogenannter Gemeinwohlkassen im Jahr 2021 untersagt habe, Bank- und Versicherungsgeschäfte anzubahnen, abzuschließen oder abzuwickeln.
So hat sich Sebastian Müller bereits engagiert
Das KRD findet Sebastian Müller super, es habe tolle Ideen, sagt der Bürgermeister-Kandidat. Der Einschätzung des Verfassungsschutz tritt er entgegen. Man möge sich selbst Informationen einholen und dann urteilen, sagt der Bewerber, der sich über viele Jahre in der DLRG und in einem Tischtennisverein engagiert habe. Außerdem sei er für die Neuapostolische Kirche als Diakon und Priester ehrenamtlich unterwegs gewesen.
Sebastian Müller ist nach eigenen Angaben von Neudenauern darauf angesprochen worden, dass in der historischer Altstadt Gras zwischen dem Kopfsteinpflaster wächst. Auch bei der Vereinsförderung sieht er Nachholbedarf. Sporthallen zu mieten, das sei in Neudenau ebenfalls schwierig. Er sieht es als Vorteil an, dass er als Auswärtiger antritt. "Ich bin neutral."




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