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"Immense finanzielle Belastung"
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Kitabesuch in Neckarsulm wird ab Mai teurer – Gebühren steigen

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Die wegen Corona verschobene Erhöhung wird jetzt nachgeholt. Anfang 2026 geht es in die nächste Runde. In der Diskussion sind auch einkommensabhängige Gebühren. 

Die Gebühren für die Kinderbetreuung steigen auch in Neckarsulm deutlich an (Symboldbild).
Die Gebühren für die Kinderbetreuung steigen auch in Neckarsulm deutlich an (Symboldbild).  Foto: RioPatuca Images

Ab Mai steigen die Gebühren für die Kindertageseinrichtungen (Kita) in Neckarsulm zum Teil deutlich. Selbst Oberbürgermeister Steffen Hertwig stellte in der Gemeinderatsitzung fest: „Für die Eltern ist das eine immense finanzielle Belastung.“ Daher gehöre der Beschluss zur Gebührenerhöhung „nicht zu unseren Lieblingsthemen“.

Kritik vom Elternbeirat: „Keine familienfreundliche Politik!“

Der Gesamtelternbeirat (GEB) hatte im Vorfeld die Erhöhungen – je nach Betreuungszeiten und Alter der Kinder – „zwischen 18 und 29 Prozent“ kritisiert. Im Hinblick auf andere Steigerungen bei der Grundsteuer und die allgemeine Inflation sei es kaum mehr möglich, Bildungsangebote für mehrere Kinder zu stemmen. „Dies steht nicht im Einklang mit einer familienfreundlichen Politik“, so die GEB-Vorsitzende Stefanie Bauer und Daniel Geist.

Das mit der Erhöhung gesendete Signal sei verheerend, so die Elternvertreter. „Bildung sollte kostenfrei und für jeden zugänglich sein.“ Dieses Stichwort stieß bei dem SPD-Mitglied Hertwig auf offene Ohren. „Ich teile grundsätzlich den Wunsch nach gänzlich kostenfreien Kita-Plätzen.“ Dies sei aber Aufgabe des Landes.

Wunsch der SPD: Kindergarten soll komplett kostenfrei werden

„Wir sind bei der Kritik die falsche Adresse“, meinte auch Karl-Heinz Ullrich von der SPD-Fraktion im Gemeinderat. Julia Kriegs (SPD) stimmte gegen die Erhöhung, „weil die Last der frühkindlichen Bildung nicht den Familien aufgebürdet werden sollte. Der Worst Case wäre, wenn Kinder aus Kostengründen nicht mehr in die Kita gehen.“

Die CDU und die Freien Wähler stimmten der Erhöhung mehrheitlich zu. Die steigendenden Personalkosten – in Neckarsulm werden Erzieherinnen ab April in die höhere Gehaltsstufe 8b eingruppiert – „machen diesen Schritt dringend notwendig“, meinte Jasmin Zoll (CDU). Bernhard Kuhn (FWV) stellte fest: „Die Fachkräfte machen täglich einen hervorragenden Job, dafür sollen sie auch entsprechend entlohnt werden.“ Auch Stefan Müller (Grüne) betonte: Die „massive Teuerung“ sei „richtig und notwendig“.

Elterngebühren decken nur sieben Prozent der tatsächlichen Kosten

Wie hoch denn der Kostendeckungsbeitrag durch die Gebühren sei, wollte Uli Bertok (fraktionslos) wissen. Tatsächlich liege der in Neckarsulm bei sieben Prozent, 20 Prozent seien das Ziel, so Doris Wohlfahrt, Leiterin des Amts für Bildung und Soziales. „Wir haben einen erheblichen Nachholbedarf“, stellte Hertwig fest.

Die Erhöhung sei auch deswegen notwendig, erläuterte Hertwig, weil man schon 2022 eigentlich auf diese Höhe hätte anpassen müssen, um im Bereich der Landesrichtsätze zu bleiben. Aufgrund der „mangelnden Betreuungsstabilität“ und des Personalmangels während der Coronazeit habe man aber auf die Erhöhung verzichtet. Nun liege man sogar zwölf Prozent hinter den empfohlenen Landesrichtsätzen.

Die Erhöhung in zwei Stufen zum 1. Mai 2025 und zum 1. Januar 2026 bringen der Stadt Mehreinnahmen von 250000 Euro. Trotzdem liege der jährliche Zuschussbedarf im Kita-Bereich bei 15 bis 17 Millionen Euro, wie Ullrich ausgerechnet hat.

Man wolle nun bis zur Erhöhung im Jahr 2026 prüfen, inwiefern sich einkommensabhängige Gebühren umsetzen lassen, wie es auch der Elternbeirat vorgeschlagen hat. Zudem gebe es für Familien mit geringem Einkommen die Möglichkeit, auf Antrag die Kita nicht selbst bezahlen zu müssen. „Bei rund zehn Prozent der Kinder übernimmt das jetzt schon das Landratsamt“, informierte Doris Wohlfahrt das Gremium, das bei zwei Gegenstimmen die Erhöhung absegnete. 

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