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Kinder verlieren Grundfertigkeiten – Nun reagiert auch der SV Leingarten

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Der SV Leingarten reagiert auf sinkende motorische Fähigkeiten bei Kindern und startet im Februar eine Kindersportschule. Positive Beispiele aus der Region machen Mut.

Im Februar soll die 14. Abteilung des SV Leingarten eröffnet werden: Die Kindersportschule, kurz Kiss.
Im Februar soll die 14. Abteilung des SV Leingarten eröffnet werden: Die Kindersportschule, kurz Kiss.  Foto: Berger, Mario

Purzelbaum, Handstand oder einfach nur rückwärts laufen – „das sind alles motorische Grundfertigkeiten, die Kinder in den letzten 20 Jahren verloren haben“, erklärt Volker Schmitt, Geschäftsführer des SV Leingarten. Das Problem?

„Viele Kinder steigen mit dem Kinderturnen ein, was gut ist“, sagt Schmitt. „Wenn die Eltern jedoch nach ein paar Jahren nicht mehr dabeibleiben, erfolgt schnell eine Spezialisierung auf eine Sportart wie Fußball oder Tennis.“ Zu früh, wie Schmitt findet. Bestimmte Grundfertigkeiten oder Bewegungsabläufe werden nicht mehr gelernt und gehen verloren. Zurück bleiben Kinder, die keinen Purzelbaum oder Handstand beherrschen.

Warum Kinder motorische Grundfertigkeiten verlieren und wie der SV Leingarten reagiert

Eine Kehrtwende soll die 14. Abteilung des Sportvereins bringen: die Kindersportschule, kurz Kiss. Volker Schmitt erklärt das Konzept: „Wir wollen, dass die Kinder bis zum zehnten Lebensjahr motorisch vielseitig ausgebildet werden.“ Dies geschieht in altersbezogenen, abwechslungsreichen Sportstunden. „Aufwärmphase, Spielphase und ein Hauptteil mit unterschiedlichsten Elementen wie Balancieren, Springen, Hangeln“, so Schmitt.

Erst danach soll die wirklich passende Sportart für jedes Kind gefunden werden. Der Vorteil: „Sie haben alle motorischen Fertigkeiten gut ausgebildet und das auf einer höheren professionellen Stufe.“

Das Konzept der Kindersportschule ist nicht neu. Schmitt weiß: In Deutschland gibt es rund 80 Kindersportschulen, 50 davon allein in Baden-Württemberg. Zwei davon gehören zur TSG Heilbronn und zum FSV Bad Friedrichshall.

Warum Vereine auf das Konzept der Kindersportschule setzen

Die TSG-Kindersportschule existiert seit November 2023 und wird mit knapp 200 Kindern im Alter von 18 Monaten bis 12 Jahren „sehr gut angenommen“, wie Maximilian Mergenthaler, sportlicher Leiter der TSG, berichtet. Neben der Kiss bietet die TSG weitere Bewegungsangebote wie KidsFit, Ballschule oder DanceKids an. Auch in Bad Friedrichshall wird das Konzept gut angenommen, sagt Kiss-Abteilungsleiterin Sabine Paul. 120 Kinder betreue man, zudem gebe es eine Warteliste mit 15 Einträgen. Kooperationen mit Kitas und Grundschulen im Ort sind entstanden, und der Verein beschäftigt eine Sportlehrerin mit einer 50-Prozent-Stelle.

Funktionierende Strukturen, an denen sich der SVL und Volker Schmitt offenbar orientieren. „Wir wollen einen hauptamtlichen Kiss-Leiter einstellen, zunächst mit einer 50-Prozent-Stelle, was finanziell kein Risiko darstellt“, so Schmitt. Der Leiter soll eine bewegungsfachliche Ausbildung haben. Unterstützt wird er von acht qualifizierten C-Lizenz-Turntrainern des Vereins. Fördermittel wurden bereits beantragt, und man hofft auf Unterstützung durch die Stadt. „Alleine stemmen wir das nicht“, sagt Schmitt. „Und alles ehrenamtlich zu machen, wird immer schwerer.“ Wer künftig in die Kiss möchte, zahlt den üblichen Vereinsbeitrag sowie einen monatlichen Abteilungsbeitrag. „Wir haben 20 Euro anvisiert“, so Schmitt.

SV Leingarten baut Kindersportschule auf – 274 Familien zeigen sofort Interesse

Auch eine Kooperation mit den örtlichen Schulen ist geplant. Schulleiter Andreas Heitlinger von der Eichbottschule Leingarten begrüßt das Vorhaben ausdrücklich. Auch er erkennt den deutlichen Bedarf an zusätzlichen Bewegungsangeboten im schulischen Alltag. „Ich sehe in der Kiss einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsförderung und motorischen Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler.“ Erste Gespräche fanden bereits statt; wie die Kooperation konkret aussehen wird, steht noch aus.

Im Februar soll das Projekt Kindersportschule des SV Leingarten mit 14 Gruppen starten. „Der Bedarf ist groß, die Kinderturngruppen sind riesig, die Wartelisten ewig lang“, so Schmitt. Erste Abfragen im Verein ergaben 274 positive Rückmeldungen. „Ich bin zuversichtlich, dass es ein super Projekt wird.“ Zudem sei es ein erster Schritt hin zur weiteren Professionalisierung des Sportvereins.

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