Krisengipfel in Neckarsulm: Wie es mit der Kinderarztpraxis weitergeht
Eltern in Neckarsulm waren in großer Sorge, die kinderärztliche Versorgung drohte Ende Juni auszulaufen. Doch nun gibt es eine Zwischenlösung – und vielleicht sogar mehr.

"Ich bin wirklich sehr erleichtert", sagt Oberbürgermeister Steffen Hertwig nach dem Krisengipfel in Neckarsulm. "Die kinderärztliche Versorgung ist bis Jahresende wie bisher gesichert", so das Stadtoberhaupt. "Und ich bin sehr froh darüber, dass es ab 1. Januar 2025 weitergehen wird."
Wie genau, steht derzeit zwar noch nicht zu 100 Prozent fest. Aber dass Neckarsulm auch ab dem kommenden Jahr einen Kinderarzt haben wird, ist offenbar sicher. Dabei wird voraussichtlich ein ortsansässiger Arzt eine Rolle spielen.
Krisengipfel in Neckarsulm: Lösung für Kinderarzt-Problematik
Fast zwei Stunden hat der Gipfel am Donnerstagabend getagt. Am Tisch saßen neben dem Oberbürgermeister Obleute der Kinderärzte aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn sowie ein Gesellschafter der paeDOC MVZ GmbH, die seit rund zwei Jahren die einzige in Neckarsulm bestehende Kinderarztpraxis von Dr. Rüdiger Borrmann-Matz betreibt.
Mit dabei war außerdem ein Neckarsulmer Arzt, der bei der kinderärztlichen Versorgung in der Großen Kreisstadt eine Rolle spielen wird. "Wir waren uns alle einig, dass es eine Katastrophe sein würde, wenn es in Neckarsulm keinen Kinderarzt mehr geben würde", sagte Hertwig.
Zweigpraxis in der Neckarsulmer Marktstraße findet keinen Kinderarzt
Anfang der Woche wurde bekannt, dass die paeDoc GmbH ihre Zweigpraxis in der Marktstraße ab 1. Juli schließen würde. Grund: Trotz intensiver Bemühungen fand das Unternehmen keinen Kinderarzt, der auf Angestelltenbasis die Arbeit in der Praxis übernehmen will. Derzeit arbeitet dort eine syrische Ärztin in Weiterbildung, die von vier Kinderärzten aus der Region und darüber hinaus im täglichen Wechsel unterstützt werden muss.
Dieses Modell war nach Auffassung der Gesellschafter nicht länger tragbar. Nach dem Gipfel am Donnerstagabend wird die GmbH dieses Behelfskonstrukt aber bis Jahresende fortsetzen. Ab Juli voraussichtlich mit mehr als vier Kinderärzten, die der Syrerin zu Seite stehen.
Keine Kinderarztpraxis in Neckarsulm? Ankündigung löste bei Eltern große Sorge aus
Rund 4700 Kinder versorgt die Neckarsulmer Zweigpraxis. Ihr Einzugsgebiet umfasst unter anderem auch Bad Friedrichshall und Neuenstadt. Die Ankündigung, die Räume ab 1. Juli zu schließen, löste bei den betroffenen Eltern große Sorge aus. Die Praxen aus den umliegenden Kommunen hätten in der Folge täglich Hunderte von Anrufe bekommen, so Hertwig, der die kinderärztliche Versorgung in Neckarsulm zur Chefsache erklärt hat. "Wichtig war jetzt die Bereitschaft der Ärzte, eine gute Lösung zu finden", so Hertwig.
Womöglich wird die kinderärztliche Versorgung in Neckarsulm ab dem kommenden Jahr sogar besser als bisher. Denn die paeDoc GmbH sucht weiter nach einem Kinderarzt in Anstellung. Unabhängig davon soll trotzdem ein neuer Kinderarzt nach Neckarsulm kommen. Sollte die Zweigklinik in den kommenden Monaten doch noch einen Arzt finden, bliebe auch die Kinderarztpraxis Borrmann-Matz bestehen.
Diese Aufteilung widerspräche dann zwar dem Schlüssel der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die für die Große Kreisstadt im nördlichen Landkreis nur eine Praxis vorsieht. Die Runde vom Donnerstagabend gehe aber davon aus, dass die KV die angespannte Situation in Neckarsulm anerkennt, so Hertwig.