Grafik zeigt: Wo wird in Heilbronn-Franken Geld verdient – und wo landet es?
Eine neue Kaufkraftanalyse zeigt, wie viel Geld den Menschen in der Region zur Verfügung steht – und in welchen Städten und Gemeinden es tatsächlich ausgegeben wird.

Wo wird der Wocheneinkauf erledigt? Wo kauft man Kleidung oder sucht nach Weihnachtsgeschenken?Dafür gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten: Einkaufen im eigenen Ort, in der Nachbarstadt mit großem Shoppingzentrum – oder im Internet.
Die aktuelle Kaufkraftanalyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Heilbronn-Franken zeigt, wie unterschiedlich sich das Einkaufsverhalten im vergangenen Jahr in den Städten und Gemeinden der Region ausgewirkt hat. Sie beantwortet die Fragen: Wie viel Kaufkraft steht den Menschen in einer Kommune pro Kopf zur Verfügung – und wie viel davon geben sie tatsächlich im örtlichen Einzelhandel aus?
Grafik zeigt: Wo in Heilbronn-Franken am meisten Geld vorhanden ist – und wo es landet
Kaufkraft meint das Geld, das Bürgern nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben zum Konsum zur Verfügung steht. Entscheidend ist jedoch nicht nur die Höhe, sondern auch, wo es ausgegeben wird. Die Analyse untersucht deshalb auch, wie viel der Kaufkraft im stationären Einzelhandel landet, wie stark Städte Kaufkraft aus dem Umland anziehen und wie viel Geld tatsächlich vor Ort bleibt. Die Ergebnisse zeigen: Eine hohe Kaufkraft garantiert keinen starken Einzelhandel.
Ein besonders deutliches Bild liefert die IHK-Analyse für die Stadt Heilbronn. Anders als oft vermutet, schreibt der Einzelhandel dort positive Zahlen. Selbst für Sven Hofmann, Vorsitzender der Stadtinitiative Heilbronn, kam das überraschend: „Die Ergebnisse haben mich durchaus überrascht“, sagt er. Zwar kenne er das genaue Vorgehen der Berechnung nicht im Detail, die ausgewiesenen Werte – insbesondere die hohe Zentralität und Bindungsquote – seien jedoch „grundsätzlich ein positives Signal für den Standort Heilbronn“.
Mit einer Einzelhandelszentralität von 152,9 Punkten und einer Kaufkraftbindungsquote von 131 Prozent zählt Heilbronn zu den stärksten Einkaufsstandorten der Region. Die Einzelhandelszentralität zeigt, wie stark eine Stadt Kaufkraft aus dem Umland anzieht. Die Bindungsquote gibt an, wie viel Geld tatsächlich im eigenen Ort ausgegeben wird. Werte über 100 bedeuten, dass zusätzlich Kaufkraft von außerhalb zufließt. Gerade in der Weihnachtszeit sind das doch gute Nachrichten, oder? Sven Hofmann bremst: „Der Auftakt des Weihnachtsgeschäfts wurde von vielen Händlern als eher ruhig wahrgenommen, teilweise sogar verhaltener als im Vorjahr.“
Dass die Innenstadt in der öffentlichen Wahrnehmung oft kritischer beurteilt würde als es die Zahlen nahelegen, sei ein bekanntes Phänomen, so Hofmann. Die IHK-Studie zeige jedoch deutlich: Heilbronn zieht weiterhin starke Kaufkraft aus dem Umland an – dank zentraler Lage, guter Erreichbarkeit sowie einer dichten Verzahnung von Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen.
Grafik zeigt: Flein liegt vorn bei der Kaufkraft – verliert aber beim Konsum
Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Flein. Die Gemeinde liegt bei der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Kopf mit 9 534 Euro an der Spitze der Region. Gleichzeitig weist die Kaufkraftanalyse eine Bindungsquote von rund 50 Prozent und eine Einzelhandelszentralität von 57,4 Punkten aus – rund die Hälfte der Kaufkraft wird also außerhalb ausgegeben. „Das ist eine sehr gute Analyse, mit der wir uns derzeit intensiv beschäftigen“, sagt Thomas Schrader, Vorsitzender des Gewerbeverbands Flein. Auch ohne die Analyse sei die geringe Kaufbindung im Ort bekannt.
Die Gründe? „Vielfältig“, so Schrader und zählt auf: geringe Aufenthaltsqualität im Ortskern, verstreute Angebote und fehlende Verbindungen. Auch das Thema Parken müsse neu gedacht und besser strukturiert werden. Gleichzeitig verweist Schrader auf laufende und geplante Maßnahmen – etwa die Neugestaltung der Ortsmitte. Ziel sei es, Flein attraktiver zu machen und vorhandene Stärken wie den Hofwiesen-Bürgerpark besser zur Geltung zu bringen.
Öhringen liegt mit einem Einzelhandelsumsatz von 9452 Euro pro Kopf im oberen Mittelfeld. Die Kreishauptstadt liegt mit 10 837 Euro sogar noch darüber und überholt damit die deutlich größere Stadt Heilbronn. Ist das Vertrauen in den örtlichen Einzelhandel also doch besser als gedacht? Während des Weihnachtsgeschäfts ließe sich das gerade schwer messen, sagen viele Einzelhändler und sind zögerlich mit Optimismus. Dabei läuft das Geschäft gerade in den Tagen vor dem Fest richtig gut, fasst Matthias Uebele, Chef des Künzelsauer Werbevereins Kün aktiv zusammen.
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