Einsatz der Software BaupilotDie Stadt Leingarten möchte für die Vergabe der Bauplätze die Software Baupilot einsetzen. Damit laufe die Bewerbung digital, übersichtlich und fair ab. Bewerber werden nach festen Kriterien mit Punkten bewertet, sodass eine transparente Rangliste entsteht. Für die sechsmonatige Nutzung entstehen Kosten von rund 8.000 Euro.
180 Bewerber für sechs Bauplätze: Konflikt in Leingarten wegen Neubaugebiet
180 Bewerber für sechs Bauplätze – der Andrang im Neubaugebiet Kappmannsgrund ist groß. Leingarten setzt auf ein digitales Punktesystem. Der Gemeinderat ist sich uneins über die getroffene Entscheidung.
„Dieser Bauplatz, glauben Sie mir, wird uns noch lange beschäftigen“, sagt Leingartens Bürgermeister Ralf Steinbrenner. Das Neubaugebiet Kappmannsgrund ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema im Gemeinderat.
Selbst bei scheinbar einfachen Fragen wie dem Erschließungsstart, der Festlegung von Bauplatzpreisen oder Vergabekriterien brechen immer wieder alte Konflikte auf.
Neubaugebiet Kappmannsgrund in Leingarten – 180 Interessenten für sechs Bauplätze
Im Neubaugebiet am südlichen Ortsausgang Richtung Nordheim stehen sechs Bauplätze für Einfamilienhäuser zur Verfügung. Interessenten? „180 Personen stehen aktuell auf der Liste“, berichtet Felix Hellmich, stellvertretender Bauamtsleiter, am vergangenen Freitag. Die Gemeinderäte schauen sich überrascht an – offiziell sind die Plätze noch gar nicht ausgeschrieben. Die Zahl der Bewerber dürfte also noch deutlich steigen. Auch Grundstücke für Geschosswohnungsbau sind im Angebot, hier rechnet die Verwaltung jedoch nicht mit großem Andrang. Der Spatenstich ist voraussichtlich im November angesetzt.
„Man sieht: Es war ein Fehler, damals nur einen Teil des Baugebiets auszuschreiben und zu erschließen“, kritisiert Thomas Landesvatter, Fraktionssprecher der CDU Leingarten. Der Bauabschnitt Kappmannsgrund 5 ist in zwei Abschnitte unterteilt – West und Ost – die nacheinander erschlossen und vermarktet werden. „Das Argument von Verwaltung und Gemeinderatsmehrheit war vor circa vier Jahren, dass man langsam vorgehen und zunächst den Bedarf prüfen wolle“, erklärt Landesvatter. „Wir als CDU-Fraktion äußerten bereits damals Bedenken – der Bedarf ist da, das zeigen die 180 Interessenten deutlich.“

Bauplatzpreise im Kappmannsgrund in Leingarten sollen Interessenzahl verkleinern
„Das sind natürlich beeindruckende Zahlen“, entgegnet Brigitte Wolf, Fraktionssprecherin der Grünen Leingarten. „Wir legen großen Wert darauf, dass wir schrittweise vorgehen, zunächst vermarkten und dann den zweiten Bauabschnitt als Reserve behalten.“ Sie geht davon aus, dass sich die Interessenliste durch die Baupreise deutlich verkleinert. Der aktuelle Quadratmeterpreis liegt bei 600 Euro – zum Vergleich: 2013 kosteten die Grundstücke im vierten Bauabschnitt rund 355 Euro pro Quadratmeter.
Dass viele abspringen, glaubt Matthias Layer (CDU) nicht: „Die Leute wissen, was finanziell auf sie zukommt.“ Fraktionssprecher Landesvatter ergänzt: „Es ist bedauerlich, dass nun so viele junge Familien abgewiesen werden.“ Ebenfalls ärgerlich: die Erschließungskosten. „Hätte man den Erdbau für die gesamte Fläche gemeinsam beauftragt, hätte man laut früheren Schätzungen rund 400.000 Euro gespart – inzwischen dürfte die Differenz noch größer sein.“ Bewerber für ein Einfamilienhaus zahlen somit einen hohen Preis – und stehen in harter Konkurrenz. Wer letztlich einen Bauplatz erhält, entscheidet künftig eine Computersoftware.
Bauplatzvergabe digitalisiert: Wer in Leingarten bauen darf, entscheidet ein System
„Die Nachfrage ist riesig“, sagt Bürgermeister Steinbrenner. Früher habe die Verwaltung die Bewerbungen händisch geprüft – das sei heute unzumutbar. Zudem: „Es ist mittlerweile schwierig, allen Gerichtsurteilen und Empfehlungen zur diskriminierungsfreien Vergabe gerecht zu werden.“ Bevorzugung von Leingartenern, jungen Familien oder Berufstätigen aus der Region? „Das ist rechtlich nicht mehr haltbar“, so Steinbrenner. „Will man absolute Rechtssicherheit, bräuchte man einen Notar – dessen Gebühren bemessen sich am Grundstückspreis. Das wäre extrem teuer.“ Er bedauert diese Entwicklung, sieht jedoch keine Alternative.
Deshalb führt die Stadt nun die Software „Baupilot“ ein. Bauamtsleiter Hellmich erklärt: „Das läuft über eine Website. Bewerber erhalten eine Punktzahl und können dann ihren Wunschbauplatz auswählen – sofern sie nicht abspringen.“ Wer keinen Internetzugang hat, bekommt alle Unterlagen auch in Papierform und kann sich auf diesem Weg bewerben.
Im Juni diesen Jahres fanden in dem Baugebiet noch archäologische Arbeiten statt. Dabei wurden rund 2400 Jahre alte Kinderknochen und zahlreiche weitere Funde entdeckt.

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