Zurück im Sattel: Reiterquadrille probt für Käsritt
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Im September kehrt der Käsritt nach langer Pause zurück. Die Reiterquadrille probt die traditionelle Choreografie jeden Dienstag auf dem Festplatz in Leingarten.
Die Reiterquadrille probt für den Käsritt.
Foto: Heil, Theresa
Noch wirkt das Zusammenspiel stellenweise etwas ungeordnet, wenn die Pferde ihre Kreise und Schleifen ziehen. „Jetzt diagonal“, ruft Uwe Neudeck. Mit Zettel, Stift und Trillerpfeife ausgestattet steht er am Rand und gibt den Reitern auf ihren Tieren Anweisungen. Das Fazit nach Durchgang eins: „Da ist noch Luft nach oben bei der Ausführung“, sagt er und lacht. Seine Schülerinnen und Schüler stimmen mit ein. Die Stimmung ist gut.
Das liegt sicher auch an der Freude, dass am 12. und 13. September der mittelalterliche Käsritt wiederkehrt, der seit Jahrzehnten in Leingarten stattfindet und zwangsweise acht Jahre pausierte. Gründe dafür waren unter anderem die Corona-Pandemie und die Kindertagesstätte, die zwischenzeitlich auf dem Festplatz aufgebaut war. Eine Zeit lang war unsicher, ob es die Veranstaltung jemals wieder in der gewohnten Form geben wird.
Käsritt kehrt zurück – Reiterquadrille probt in Leingarten
Das Herzstück der traditionellen Festlichkeiten bildet seit jeher der Auftritt der Reiterquadrille unter bengalischem Feuer. Damit nach der langen Pause auch alles sitzt, ist der Festplatz aktuell jeden Dienstag von 19 bis 21 Uhr für die Proben der Reiterinnen und Reiter geblockt. Wegen des Regens ist das Training an diesem Abend aber auf den Übungsplatz am Egarten verlegt worden. „Heute sind wir auf den Sandplatz ausgewichen, weil es so nass ist“, erklärt Uwe Neudeck. Das ist bei dem Wetter griffiger für die Pferdehufe und schonender für den Rasen auf dem Festplatz, der kürzlich neu gemacht wurde. Bei 16 Pferden „ist der sonst gleich kaputt“.
Heute üben die Mitglieder zum ersten Mal mit ihren Pferden, zuvor sind sie die Choreografie zu Fuß abgelaufen. „Normalerweise findet das alles im Trab statt, aber weil wir heute das erste Mal mit Pferd trainieren, machen wir das heute mal im Schritt. Alles ganz langsam, weil auch viele Neulinge dabei sind“, erklärt Neudeck. Gemeinsam mit Verena Kölz bildet er das Trainerteam. Nach 2013 und 2017 schlüpft er zum dritten Mal in diese Rolle. Die Choreografie hat sich seit den 1950er Jahren nicht verändert, ebenso wenig wie die Musik. Traditionell wird während des Auftritts das „Menuett“ von Luigi Boccherini gespielt.
Programm der der Reiterquadrille beim Käsritt deutlich reduziert
Das letzte und schwerste Element in der Formation ist das sogenannte Mühlenrad. Dabei stehen die Pferde in einer Reihe und drehen sich wie in einer Mühle – im Optimalfall in perfekter Synchronität. „Die Äußeren müssen galoppieren, die Inneren eigentlich fast stehen, das ist ziemlich schwierig“, erklärt Lukas Hoffmann, Abteilungsleiter beim SV Leingarten. Der 31-Jährige sitzt auf seinem Pferd Lucento, ein Springpferd der Rasse Baden-Württemberger. Wie alle Mitglieder der Reiterquadrille ist er ein geübter Reiter, sitzt im Sattel seit er acht Jahre alt ist. „Wir haben alles dabei, von Freizeitreitern über Springreiter bis Dressurreiter“, sagt er über sein Team. Wenn der große Tag gekommen ist, tragen die Reiter ihre traditionelle Käsritt-Uniform mit Geschirr und weißer Reiterhose.
Allerdings wurde das Programm der Reiterquadrille im Vergleich zu früher deutlich reduziert. „Rennen sind aus sicherheitstechnischen Gründen nicht mehr erlaubt“, gibt Hoffmann an. Dasselbe gilt für den Umzug, an dem ebenfalls keine Reiter mehr beteiligt sind. Aushängeschild sei aber ohnehin der Auftritt mit Choreografie auf dem Festplatz.
Lukas Hoffmann auf seinem Pferd Lucento.
Foto: Heil, Theresa
Zuschauer bei Käsritt-Proben der Reiterquadrille auf dem Festplatz willkommen
Bei den wöchentlich stattfindenden Proben sind Zuschauer willkommen. Durch die kurzfristige Ortsverlegung sind an diesem Abend hauptsächlich Familienmitglieder und Bekannte der Reiter anwesend. Für das erste Mal habe es gut geklappt, findet Birgit Knobloch. Besonders, da viele Neue dabei seien. Die Leingartenerinnen Ute Sauter und Irmgard Rao haben den Käsritt schon oft miterlebt. Die Freude über die Rückkehr des traditionellen Fests ist groß. „Der Käsritt ist eben ein Heimatfest“, sagt die 66 Jahre alte Sauter. Die beiden Frauen sprechen von einem „Gänsehaut-Gefühl“: Der Anblick der Reiterquadrille unter dem bengalischen Feuer sei „atemberaubend“ und „ergreifend“.
Ursprung des Käsritts
Der Käsritt hat seinen Ursprung im Mittelalter. Die Großgartacher handelten damals zwei Laibe Käse als Entschädigung für den Verzicht auf das Weiderecht aus. Seit den 1950er-Jahren wird das Heimatfest in Leingarten gefeiert. Es ist eines der Größten in Baden-Württemberg. So gut wie alle lokalen Vereine sind beteiligt. Der Mottoumzug wird immer wieder neu konzipiert. Der Reiterwettbewerb entfiel jedoch bereits bei der letzten Auflage des Käsritts 2017. Beim Festumzug erschrak zudem ein scheuendes Pferd Zuschauer, verletzt wurde aber niemand.
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