Das Wunder an der Jagst – Fluss erholt sich komplett vom Unglück
Nach der geglückten Rettung sorgen Renaturierungsmaßnahmen dafür, dass der Fluss schnell den ursprünglichen Zustand erreicht

Als an den ersten Tagen nach dem Mühlenbrand in Lobenhausen das Unheil klar wird, dass das mit Düngemittel vergiftete Löschwasser in der Jagst angerichtet hat, ist die Befürchtung groß, dass ein einzigartiges Ökosystem dauerhaft vernichtet wurde.
Diese Befürchtungen haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Die Jagst, für viele Hohenloher die Seele ihrer Landschaft, erwies sich als widerstandsfähiger, als Experten vorhergesagt hatten. Das gilt auch für die zahlreichen Fischsorten, die den Fluss vor dem Unglück bevölkerten.
Nach dem Düngemittel-Unglück: Die Jagst erholt sich schneller als befürchtet
Dass die Jagst längst wieder ihren Zustand vor dem Mühlenbrand erreicht hat, liegt auch an zahlreichen Renaturierungsmaßnahmen, die das Land und der Hohenlohekreis unmittelbar nach der Jagst-Katastrophe ins Leben riefen.
Aktionsprogramm Jagst bringt messbare Erfolge bei Fischbestand und Wasserqualität
Das Aktionsprogramm Jagst (APJ) umfasste dabei vier Module. Dazu zählten vor allem das Monitoring und Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität und der Gewässerökologie. Das Programm wurde Ende 2018 abgeschlossen. Dabei zeigte sich, dass die Bestandsdichte der Fische in der Jagst auch in der Nähe der Unglückstelle stetig zunahm.
Das belegten Erhebungen, die die Fischereiforschungsstelle des Landes zwei Mal im Jahr an 20 Probestrecken in der Jagst durchführte. „Die Artenzahl sowie das Artenspektrum war gut drei Jahre nach dem Unglück wieder mit dem vorherigen Niveau vergleichbar“, bilanzierte eine Sprecherin des Umweltministeriums. Der vom Unglück betroffene Jagstabschnitt erreiche sogar eine bessere Bewertung als der nicht betroffene Abschnitt.
Renaturierungsprojekte zeigen Wirkung – keine bleibenden Schäden festgestellt
Spuren des Jagstunglücks von 2015 gibt es im Hohenlohekreis heute keine mehr. „Auch bleibende Schäden sind uns nicht bekannt“, betont Katharina Löblein, Pressesprecherin im Landratsamt. Dafür gibt es zahlreiche sichtbare Verbesserungen am Fluss, die im Rahmen des APJ umgesetzt wurden.
Dazu zählen die Gestaltung eines Jagsttalarms in Schöntal-Marlach, die Errichtung eines Fischaufstiegs an der Jagstmühle in Mulfingen und die Entschlammung des Jagsttalarms in Gommersdorf. Auch die Renaturierung des Biotops Winzenhofen und die Vergrößerung des Altarmbiotops Heiligenwiesen in Schöntal zählten dazu. Ein bleibendes Denkmal haben sich aber die Menschen gesetzt, die in den Unglückstagen am Ufer der Jagst standen und dazu beitrugen, dass die Schäden viel geringer ausfielen als zunächst befürchtet.