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Internistin Angelika van den Heuvel
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Hausärztin in Jagsthausen schließt Praxis nach zwölf Jahren – "Reserven restlos aufgebraucht"

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Die Internistin Angelika van den Heuvel schließt zum Januar ihre Praxis. Der Grund: Sie kann ihre Kosten nicht mehr decken.


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Abschied nach zwölf Jahren: Die Internistin Angelika van den Heuvel schließt ihre Arztpraxis in Jagsthausen zum 31. Januar 2025. Nachdem sie die Sprechzeiten im Juni 2024 bereits reduziert hatte, verkündete sie Anfang Oktober auf einem Schreiben in ihrer Praxis: "Die ab Oktober 2023 massiv dauerhaft gekürzten Honorare für alle hausärztlichen Internistischen Leistungen, die wir für Sie, unsere Patienten erbracht haben, sind nicht mehr kostendeckend." Finanziell sei die Situation für sie nicht mehr tragbar. "Meine Reserven sind jetzt restlos aufgebraucht. Eine Änderung ist nicht in Sicht." Sie sehe sich gezwungen, die Praxis zu schließen. 

Hintergrund sei ein Beschluss der Kassenärztlichen Vereinigung, weiß Dirk Hansen, Gemeinderat in Jagsthausen (Freie Wähler). Die KV habe van den Heuvel im April rückwirkend zum 1. Oktober 2023 informiert, dass ihre Abrechnungen um 25 Prozent gekürzt werden. Auch ein Widerspruch habe zu keinem positiven Ergebnis geführt. 

Gemeinderat in Jagsthausen bereut Verlust einer „sehr guten und engagierten Hausärztin"

Für Hansen ist der Verlust der "sehr guten und engagierten Hausärztin" ein schwerer Schlag für den Ort. "Wir waren damals - nach langer Suche - sehr froh, sie für uns gewinnen zu können." Gerade in Anbetracht des gegenwärtigen hausärztlichen Notstands sei die Entscheidung der KV nicht nachvollziehbar. 

In einem Aushang in ihrer Praxis nennt die Jagsthausener Ärztin Gründe für die Schließung.
In einem Aushang in ihrer Praxis nennt die Jagsthausener Ärztin Gründe für die Schließung.  Foto: privat

Van den Heuvel sei eine sehr engagierte Ärztin, die sich auch immer über Fortbildungen auf dem Laufenden halte. Der Bürgermeister bemühe sich jetzt um eine Nachfolge. Sicherlich sei dies jedoch kein leichtes Unterfangen. "Das man die Budget-Kürzungen bei Hausärzten auf dem Land so umsetzt, ist für mich einfach nicht nachvollziehbar", sagt Hansen. Was ihn wundert: Im Nachbarland Bayern wisse er von keinen Kürzungen der KV-Bezüge.

Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg äußert sich zur Kürzung der Bezüge

Auf Nachfrage der Heilbronner Stimme erklärt Kai Sonntag, Leiter Stabsbereich Kommunikation bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg: "Es gibt eine gesetzliche Regelung, die festlegt, dass die Ärztinnen und Ärzte, die ambulant tätig sind, einer Budgetierung unterliegen. Das heißt, wir bekommen von den Krankenkassen pro Quartal eine bestimmte Summe, aus der die Behandlungen bezahlt werden müssen." Die Regelung betreffe Haus- und Fachärzte, lediglich Kinderärzte seien durch einen Beschluss der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr ausgenommen.


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Bei den Hausärzten habe die Budgetierung über viele Jahre faktisch keine Auswirkung gehabt. "Es war genug Geld vorhanden. Trotz Budgetierung konnten alle Leistungen bezahlt werden." Im vierten Quartal 2023 habe sich das geändert. "Deshalb mussten wir die Hausärzte informieren, dass sie nicht alle Leistungen vergütet bekommen. Die Auszahlungsquote betrug im Schnitt etwa 93 Prozent. "Nicht alle Ärzte haben 25 Prozent Einbußen." Je nachdem, was und wie viel die Ärzte abrechnen würden, treffe es manche mehr, manche weniger. "Es hängt von der Praxisstruktur ab."

Gesetzliche Regelung sei Schuld an der Kürzung

"Da ist aber kein Beschluss der KV, sondern eine Umsetzung der gesetzlichen Regelung. Wir selber haben keinen Handlungsspielraum." Die KV erhalte eine bestimmte Summe, von der sie die Behandlungen bezahlen müsse. "Und wenn mehr Behandlungen abgerechnet werden als die Summe, die zur Verfügung steht, können wir nicht mehr auszahlen."

Dass dies für die Niederlassung von Ärzten nicht förderlich sei, stehe außer Frage. "Darüber braucht man sich nicht zu unterhalten, das haben wir auch in aller Deutlichkeit öffentlich klargestellt." Natürlich habe es einige Beschwerden gegeben. "Wenn wir unseren Hausärzten im April 2024 sagen, dass sie für das vierte Quartal 2023 nicht mehr alle Leistungen vergütet bekommen, sorgt das natürlich für Empörung, ist doch logisch." Andere Hausärzte würden es jedoch trotzdem schaffen, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. 

Kassenärztliche Vereinigung stellt klar: Auch Ärzte in Bayern unterliegen einer Budgetierung

"Selbstverständlich unterliegt auch Bayern der Budgetierung", stellt Sonntag klar. "Wie sich diese dort aber im vierten Quartal 2024 ausgewirkt hat, ist uns nicht bekannt." Es könne sein, dass dort noch ausreichend Mittel vorhanden seien, um alle Leistungen ohne Abzug zu vergüten.

Auf Anfrage unserer Zeitung wollte Angelika van den Heuvel keine Stellungnahme abgeben. Auf ihrer Website schreibt sie: "Vielen Dank für Ihre Treue - zwölf Jahre - es war eine gute Zeit." Nachdem die Hausärztin im April 2024 die Information erhalten hatte, dass ihre Bezüge durch die KV Baden-Württemberg rückwirkend gekürzt werden, reduzierte sie ihre Sprechzeiten im Juni um 25 Prozent. Freitags ist die Praxis seither geschlossen.

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