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Ab 1. Mai heißt es: „Glück auf“
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Besucherbergwerk in Kochendorf vor Wiedereröffnung – was unter Tage geboten ist

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Das Besucherbergwerk Bad Friedrichshall-Kochendorf öffnet am 1. Mai wieder seine Türen – nach einer fünfjährigen Zwangspause. Zuerst hatte Corona für die Schließung gesorgt, danach war die Luft mit Schadstoffen belastet.


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Auf der Rutsche am Ende des Rundgangs flutscht es noch nicht reibungslos, der Staub von fünf Jahren muss erst noch entfernt werden. Die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung des Besucherbergwerks der Südwestdeutschen Salzwerke laufen auf Hochtouren. „Alle freuen sich riesig“, sagt Pressesprecherin Daniela Pflug. Zuerst hatte Corona für die Schließung gesorgt, danach war die Luft mit Schadstoffen belastet. Ab 1. Mai heißt es nun wieder „Glück auf“ für alle, die sich für den Salzabbau und die KZ-Gedenkstätte unter Tage interessieren. Die Wiedereröffnung ist „in touristischer Hinsicht, aber auch im Interesse einer lebendigen Gedenk- und Erinnerungskultur ein wichtiger Meilenstein“, freut sich Bürgermeister Timo Frey.

Besucherbergwerk: Riesige Dinos, beeindruckende Maschinen und eine Schausprengung

An der Ausstellung hat sich während der Schließung nichts verändert. Alteingesessene Fans finden also die beliebten Dinosaurier, die beeindruckenden Maschinen, die Schausprengung und alle anderen Attraktionen genau da, wo sie sie zuletzt besucht haben.


In einem Förderkorb werden Besucher 180 Meter in die Tiefe gebracht. Nach einer kurzen, ruckeligen Fahrt betreten sie eine ganz andere Welt. In den Kammern hat es immer 18 Grad und die Luft ist salzig. Denn hier wurde bis 1994 Salz abgebaut. Auch heute glitzern die Salzkristalle noch an den Wänden. Auch eine sogenannte Klarsalz-Linse gibt es zu entdecken, eine klare Stelle an der grauen Steinsalz-Wand. Dort kann man nachvollziehen, was Fachmann Martin Noller erklärt: „Das Salz hat einen Reinheitsgrad von 100 Prozent Natriumchlorid.“ 

Martin Noller arbeitet seit über 40 Jahren bei den Südwestdeutschen Salzwerken und kennt das Bergwerk Kochendorf wie seine Westentasche. Er erklärt zum Beispiel, dass die Wände in der Geologie-Kammer 25 Meter hoch sind und dass die Dinosaurier-Überreste zwar nicht vor Ort gefunden wurden, aber als Zeitzeugen der Salzentstehung eine wichtige Rolle in der Ausstellung spielen. So steht man am Ende der langen Kammer zum Beispiel vor der Nachbildung eines langhalsigen Nothosaurus oder eines echsenartigen Mastodonsaurus. „Das ist ein Kindermagnet“, sagt Martin Noller.

Für das Besucherbergwerk in Bad Friedrichshall gibt es keine Führungen

Wer nicht das Glück hat, mit einem so erfahrenen Bergmann durch die Ausstellung zu gehen, erfährt alles über die Geschichte des Salzes und die wechselnde Abbautechnik in begehbaren Kuben, an Infotafeln, in kleinen Filmen und auf Bildern. Führungen werden nicht angeboten. „Bei uns kann sich jeder frei in der Ausstellung bewegen und an den Stellen verweilen, die ihn besonders interessieren“, sagt Daniela Pflug.

So können sich die Besucher zum Beispiel auch als Sprengmeister versuchen, so oft sie mögen. Sobald die Kurbel gedreht und der Hebel gedrückt ist, schallt ein lautes Donnern durch die Technik-Kammer, die Erde wackelt und Nebel steigt auf. Auch heute wird im Salzbergwerk noch gesprengt, erläutert Daniela Pflug. Unter Wohngebieten zum Beispiel setze man inzwischen aber auf die „schneidende Gewinnung“. Dabei arbeitet sich eine gigantische Abbaumaschine durch das Salzgestein. Kein Vergleich mehr zu der harten körperlichen Arbeit, die den Bergbau noch in den 1950er-Jahren prägte. 

Eine der weltweit größten Bergbaumaschinen, der Continuous Miner, ist in der Ausstellung in Kochendorf nicht nur in einem Film zu erleben, sondern steht auch physisch in einer der Kammern. Der ausgestellte Continuous Miner war von Mai 2006 bis März 2016 in Betrieb. In knapp zehn Jahren hat die Maschine rund acht Millionen Tonnen Steinsalz abgebaut. Die Schneidwalze ist mit 94 Hartmetallzähnen bestückt, die das Salzgestein direkt aus dem Berg herausschneiden. 

Besucherbergwerk in Bad Friedrichshall: 40 Meter lange Rutsche in Betrieb

In einer Kammer, die von diesem ferngesteuerten Riesen geschaffen wurde, wird ein Film über ihn an die Wand projiziert. Hinterlegt mit epischer Musik und passendem Licht bietet dieser ein echtes Kinoerlebnis.  An den Wänden sind die kreisförmigen Spuren zu entdecken, die die Maschine beim Arbeiten hinterlässt. Vorbei am Continuous Miner erlebt man die Dimensionen einer Kammer durch eine Lasershow und Nebel noch einmal auf eine ganz andere Weise. Im Kuppelsaal mit seinen Reliefs im Salz wartet zum Abschluss noch eine beliebte Attraktion. Auf einer 40 Meter langen Rutsche kann man sich wie ein Bergmann in früheren Tagen fühlen. Mit einer Kokosmatte unter dem Po geht es ab dem 1. Mai wieder rasant bergab.

Wegen Schadstoffen in der Luft muss sich nach Angaben der Südwestdeutschen Salzwerke niemand mehr Sorgen machen. Es gebe keine gesundheitsgefährdende Belastung mehr durch sogenannte Nitrosamine. „Wir liegen satt und ordentlich unter den Grenzwerten“, sagte Technik-Vorständin Natascha Groll kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Ursache für die Verunreinigung seien Abfälle aus Gießereien und der chemischen Industrie gewesen. Sie waren aminhaltig und reagierten mit den Abgasen der Dieselfahrzeuge unter Tage zu Nitrosaminen, erläuterte Groll. Solche Abfälle würden jedoch seit 2020 nicht mehr angenommen.

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