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In heißem Auto eingeschlossen: Hunden im Notfall richtig helfen

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Immer wieder lassen Hundebesitzer ihre vierbeinigen Freunde in einem verschlossenen Auto zurück. Vor allem im Sommer besteht für die Tiere Lebensgefahr. Was tun, wenn jemand seinen Hund bei Hitze vernachlässigt?


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Am Dienstagnachmittag, 10. Juni, musste eine Streife des Polizeireviers Neckarsulm einen Hund aus einem überhitzten Auto befreien. Gegen 16.30 Uhr hatten Zeugen die Polizei alarmiert, nachdem sie das Tier in einem verschlossenen Pkw vor einem Kino in der Heiner-Fleischmann-Straße entdeckt hatten. Da der Hund keinen Zugang zu Wasser oder Frischluft hatte und die Halter im Kino nicht ausfindig gemacht werden konnten, sah sich die Polizei gezwungen, das Fahrzeug zu öffnen und den Hund zu befreien.

Der Mischlingshund wurde anschließend zum Polizeirevier gebracht und dort mit Wasser und Futter versorgt. Gegen 18.50 Uhr holten die Besitzer das Tier ab. Sie wurden eindringlich auf die lebensgefährlichen Risiken hingewiesen, wenn sich Tiere in einem überhitzten Fahrzeug aufhalten. Zudem erwartet die Halter nun eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Hunde sollten bei warmen Temperaturen nie alleine im Auto gelassen werden. Im Gegensatz zum Menschen können sich Hunde nicht durch Schwitzen über die Haut Kühlung verschaffen. Stattdessen beginnen sie zu hecheln, um über die Schleimhäute im Maulinneren Verdunstungskälte zu erzeugen.
Hunde sollten bei warmen Temperaturen nie alleine im Auto gelassen werden. Im Gegensatz zum Menschen können sich Hunde nicht durch Schwitzen über die Haut Kühlung verschaffen. Stattdessen beginnen sie zu hecheln, um über die Schleimhäute im Maulinneren Verdunstungskälte zu erzeugen.  Foto: IMAGO/Zoonar.com/Viktor Gladkov

Hund in Neckarsulm im überhitzten Auto eingeschlossen – Polizei greift ein

„Das Zurücklassen eines Hundes bei großer Hitze im Fahrzeug kann als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz (Paragraf 17 Tierschutzgesetz) gewertet werden. Wenn dem Tier dadurch erhebliche Leiden oder sogar der Tod zugefügt werden, drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren oder Geldstrafen. Auch Ordnungswidrigkeiten nach dem Tierschutzgesetz sind möglich und können mit Bußgeldern geahndet werden“, schreibt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Heilbronn auf Stimme-Nachfrage.

Deutscher Tierschutzbund klärt auf: Hund muss langsam abgekühlt werden

Sobald die Temperaturen steigen, droht Hunden im geparkten Auto Lebensgefahr. Selbst wenn es draußen noch nicht extrem heiß ist. „Die Innentemperatur kann schon nach wenigen Minuten kritische Werte erreichen“, warnt Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Daher rät der Verband grundsätzlich davon ab, Hunde im Sommer unbeaufsichtigt im Fahrzeug zu lassen – auch nicht für kurze Besorgungen.

Wie schnell sich ein Auto mit der Zeit bei Sonneneinstrahlung aufwärmt, zeigen folgende Zahlen:

  • nach 5 Minuten um 4 Grad
  • nach 10 Minuten um 7 Grad
  • nach 30 Minuten um 16 Grad
  • nach 60 Minuten um 26 Grad

Die Gefahr steigt minütlich. Das Fahrzeug wird also sehr schnell zur tödlichen Falle. Auch ein geöffnetes Schiebedach oder Fenster sorgen in keinem Fall für genügend Abkühlung. Bei Temperaturen ab circa 28 Grad können Hunde ihren Körper schon kaum mehr durch Hecheln kühlen, was zu einer langsamen, aber stetigen Erwärmung der Körperinnentemperatur führen kann. Auch bei bewölktem oder schwülem Wetter ohne direkte Sonneneinstrahlung steigt die Temperatur im Inneren rasch auf 50 Grad und mehr an.

Manche Rassen reagieren auf die Hitze noch empfindlicher, etwa brachyzephale (=kurzköpfige) Hunderassen wie Möpse oder Französische Bulldoggen, die aufgrund ihrer veränderten Anatomie im Nasenrachenraum sowieso schon zu wenig „Austauschfläche“ für Hecheln und somit Kühlen der Schleimhäute zur Verfügung haben. 

Die Folgen unerträglicher Temperaturen sind Überhitzung mit Übelkeit und Kreislaufproblemen, die im schlimmsten Fall zum Tod führen. Starkes Hecheln mit gestrecktem Hals, ein glasiger Blick und Apathie (Gefühllosigkeit) sowie eine tiefrote Zunge sind einige Anzeichen dafür, dass Hunden die Hitze zu sehr zusetzt. Außerdem sind Erbrechen, Gleichgewichtsstörungen und schließlich Bewusstlosigkeit Anzeichen für einen Hitzeschlag, der zum Tod des Tieres führen kann.

Hitzefalle Auto: Schon nach wenigen Minuten kann Lebensgefahr für Hunde bestehen

Wird ein überhitzter Hund entdeckt, zählt jede Minute: „Das Tier sollte sofort in den Schatten gebracht und langsam mit feuchten Tüchern gekühlt werden“, erklärt Lea Schmitz. Kaltes Wasser hingegen sei für den Kreislauf zu belastend. Bei ernsthaften Symptomen sollte man unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen. 

Wer einen Hund in einem heißen Auto entdeckt, sollte umgehend handeln. Zunächst empfiehlt es sich, den Halter über Durchsagen – etwa im Supermarkt – ausfindig zu machen. Parallel sollte jemand das Tier beobachten. Wenn keine schnelle Hilfe möglich ist, rät Schmitz zur Kontaktaufnahme mit Feuerwehr oder Polizei. Das Einschlagen einer Autoscheibe sei rechtlich problematisch, auch wenn das Tier offensichtlich in Gefahr ist.

In solchen Situationen untersuchen Polizei und Staatsanwaltschaft grundsätzlich, ob eine sogenannte rechtfertigende Notstandslage gemäß Paragraf 34 Strafgesetzbuch vorlag. Das bedeutet: Wenn sich das Tier tatsächlich in akuter Lebensgefahr befand und keine weniger einschneidende Maßnahme zur Rettung möglich war, bleibt ein solches Verhalten in der Regel straffrei. Dem Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn sind keine Fälle bekannt, in denen es zu einem entsprechenden Vorfall kam.

Hund im Auto lassen mit Standklimatisierung? Polizei und Tierschutzbund raten davon ab

Vor allem in den Sommermonaten wird die Polizei regelmäßig – jedoch nicht täglich – zu Einsätzen gerufen, bei denen Tiere in geparkten Autos zurückgelassen wurden. In der Regel gelingt es dabei, rechtzeitig einzugreifen, bevor ernsthafte gesundheitliche Folgen für das Tier entstehen.

Doch ist es erlaubt, seinen Hund im Auto zu lassen, wenn die Standklimatisierung angeschaltet ist? Die Polizei und der Tierschutzbund raten grundsätzlich davon ab, Tiere unbeaufsichtigt im Fahrzeug zurückzulassen. Zwar ist es grundsätzlich nicht verboten, allerdings hänge die Bewertung immer vom konkreten Einzelfall ab. Faktoren wie Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit, Dauer der Abwesenheit und Zustand des Tieres spielen eine Rolle.

In der Vergangenheit kam es durchaus vor, dass Hunde in Fahrzeugen gemeldet wurden und sich nach polizeilichem Eintreffen herausstellte, dass eine Klimaanlage oder Frischluftsystem lief und das Tier nicht in Gefahr war. Dennoch ist dabei zu beachten: Die Technik kann versagen. 

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