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Holzmarkt in Ilsfeld: Frühschoppen, Holzhandel und gelebte Heimatverbundenheit

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Am Samstagmorgen treffen sich Händler und Besucher in Ilsfeld. Beim traditionellen Holzmarkt geht es um mehr als nur Holz – auch Gemeinschaft und Nostalgie spielen eine große Rolle.

von Stefanie Pfäffle

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Es ist gerade einmal 8 Uhr am Samstagmorgen und für Außenstehende bietet sich unterhalb des Ilsfelder Schulzentrums ein merkwürdiges Bild. Da stehen zahlreiche Menschen, Jung und Alt, halten mit der einen Hand einen Holzstickel und mit der anderen einen Krug Bier, während andere sich an Currywurst und Fleischkäsweck laben.

Für die meisten dürfte das nicht ihr übliches Frühstück sein, aber wenn in Ilsfeld Holzmarkt ist, dann ist eben alles ein bisschen anders.


Ilsfelder Holzmarkt startet am Samstagmorgen mit Bier, Stickeln und Fleischkäsweck

Der Holzmarkt ist das größte Fest der Gemeinde. Vier Tage lang bis einschließlich Montag wird im Festzelt zu Livemusik geschwoft und gefeiert, das Bier fließt in Strömen und die halben Gigger avancieren zum Grundnahrungsmittel. Die Besucher schlendern über den Krämermarkt oder drehen eine Runde mit den Boxautos.

Doch das, was da am frühen Samstagmorgen passiert, wenn die Waldbauern vor allem aus dem Mainhardter Wald mit ihren Erzeugnissen anrücken, das ist der Ursprung des ganzen Festes, der eigentliche, wortwörtlich zu verstehende Holzmarkt.

Vier Tage Livemusik, Festzeltstimmung und Krämermarkt rund um den Holzverkauf

Lisa Alber ist noch nicht einmal richtig auf der Festwiese angekommen, da sieht sie schon genau das, was sie sucht: Holzstickel. „Wir brauchen die für unseren Ziegenzaun“, erzählt die junge Beilsteinerin. Hier sei es eben deutlich günstiger als im stationären Handel. Fündig geworden ist sie bei Karl-Fritz Häußer aus Schwäbisch Hall-Röfenhof. „1955 haben wir unseren ersten Schlepper gekriegt, da bin ich zum ersten Mal mit meinem Vater hier runter gefahren“, erinnert sich der Senior.


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Sieben Jahrzehnte lang gehört der Holzmarkt also schon zu seinem Jahresrhythmus. Vermutlich werde es aber bald der letzte sein, denn der Zuspruch und auch die Aussteller werden immer weniger. 15 sind es heuer. „Die Wengerter brauchen keine Stickel mehr, früher kamen die Zimmerleute und haben sich ihren Jahresvorrat an Brettern geholt“, erinnert er sich. „Für unsere Mädels war das aber immer ein Ereignis, wenn die mit dem Vater hergefahren sind und dann unterm Kipper geschlafen haben“, erinnert sich Ingrid Häußer.

Holzmarkt als Traditionspflege: Heimisches Holz für Haus, Hof und Streuobstwiese

Vieles hier passiert fast nur noch aus Tradition. Rainer Knobloch will neue Bäume auf seiner Streuobstwiese setzen, dafür braucht er die Stickel. Und beim Zimmerer hatte er noch ein paar Bretter vorbestellt. „Das ist deutlich billiger als im Holzmarkt und die Qualität ist gut, außerdem bin ich sicher, dass es heimisches Holz ist“, erklärt der Frankenbacher.

Manfred und Helmut Reber aus Flein, befreundet, aber nicht verwandt, laden einige Latten und Bretter auf ihren Anhänger. „Einfach ein bisschen Vorrat, wenn es in Haus und Hof was auszubessern gibt“, erklärt Manfred Reber. Helmut Reber ergänzt: „Außerdem wollen wir die Waldbauern unterstützen, wir kommen schon 50 Jahre her.“  Damals noch wegen des Preises, heute wegen des Umfelds.

Alfred Wied begrüßt an diesem Morgen viele solcher Kunden, die schon genauso lange zum Holzmarkt kommen wie er. Geldverdienen ja, aber eigentlich ist es auch zum Quatschen, weil es einfach Spaß macht, meint der Mann aus Mainhardt-Württemberger Hof. 

Wandel des Holzmarkts: Von Brettern zu Dekostücken aus Fundholz

Martin Dammhäuser stellt auch Veränderungen fest. „Früher haben die Leute hier Holz gekauft, weil sie zuhause was gebaut haben, jetzt schauen sie sich nach was um, was sie tragen können und schön ist“, meint der Mainhardter. Deswegen hat er sich von Dielen und Latten auf Hübsches verlegt, was er aus gefundenem Holz machen kann. Ein Mann kommt vorbei. „Wenn ich gewusst hätte, dass es da so schöne Brettle gibt, hätte ich einen Bock geschossen“, meint er augenzwinkernd. Offensichtlich ein Jäger.

Da ist Musik zu hören. Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Ilsfeld bahnt sich seinen Weg durch den Markt, angeführt von der Marktwache und gefolgt von den Bartholomäusreitern vom Reiterverein. Marika Kurz verliest die Proklamation: „Alle, die zum Handel gekommen, werden angehalten, nur ehrliche Geschäfte zu machen.“ Jetzt kann es also offiziell losgehen – dabei läuft das Geschäft schon seit 6 Uhr, wenn auch nicht mehr so intensiv wie früher.

Seit einigen Jahren ist auch die Forstverwaltung des Landkreises Heilbronn auf dem Ilsfelder Holzmarkt vertreten, dieses Mal mit der landesweiten Kampagne #UnserHolz. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass wir in Deutschland eben eigenes Holz produzieren und wie vielfältig das einsetzbar ist“, erklärt Försterin Maike Muth. Kinder können das zum Beispiel beim Memory entdecken oder gleich mit Holzklötzen bauen. Interessant ist der große Würfel mit einer Kantenlänge von 21 Zentimetern. „Das sind fast 9000 Kubikzentimeter, so viel Holz wächst im Landkreis Heilbronn in einer Sekunde.“ 

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