1.500 Beschäftigte streiken in Heilbronn: Verdi erhöht Druck auf Arbeitgeber
Rote Verdi-Flaggen wehen in der Luft, Trillerpfeifen sind zu hören. Während Schüler und Pendler feststecken, pochen Beschäftigte beim Streik in Heilbronn auf bessere Löhne. Arbeitgeber halten die Forderungen für überzogen.
Auf dem Berliner Platz in Heilbronn setzt ein Meer aus neon-gelben Westen ein klares Zeichen: Rund 1500 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sind am Dienstag, 11. Februar, zusammengekommen, um für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne zu streiken. Damit folgen sie dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi. Die Beteiligung ist deutlich höher als noch bei den Arbeitsniederlegungen Anfang Februar (wir berichteten).
Streik der Verdi legt Verkehr in Heilbronn lahm: Schüler genervt von Ausfällen im Nahverkehr
Der Demonstrationszug führt vom Theater am Berliner Platz über die Wollhausstraße und durch die Kaiserstraße auf den Kiliansplatz, wo abschließend die Streikkundgebung stattfindet. Die Polizei begleitet die Demonstration mit mehreren Streifenwagen. Etwa 20 Minuten dauert der Zug durch die Allee, der einen kleinen Rückstau verursacht. Der öffentliche Nahverkehr steht aufgrund des Streiks ohnehin still.
Besonders Schüler ärgern sich am Hauptbahnhof über den Ausfall der Stadtbusse und Bahnen, der für viele zu Verspätungen auf dem Weg zur Schule führt. „In der Fahrplanauskunft waren noch einige Busse aufgelistet“, sagt die 17-jährige Anna Hohl, die nun zu Fuß zum Rathaus läuft. „Ich finde das echt blöd.“
Verdi fordert mehr Lohn: Arbeitgeberverband kritisiert Arbeitsniederlegung
Auch Elias Hellmann und sein Klassenkamerad Khaldoun Karaman sind betroffen. Sie wussten nicht, dass sämtliche Busse ausfallen. Nun stehen sie vor einem Problem. „Wir schreiben in der ersten Stunde eine Klassenarbeit. Ich hoffe, dass wir noch mitschreiben dürfen, wenn wir zu spät kommen“, sagt Karaman besorgt. Die beiden 16-jährigen Berufsschüler beraten sich, wie sie am schnellsten zum Industrieplatz gelangen.
Wolf-Rüdiger Michel, Landesvorsitzender des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Baden-Württemberg, hält die Streiks für überzogen: „Sie sind in dieser Massivität und zu diesem frühen Zeitpunkt absolut unnötig und angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und einem Forderungsvolumen von rund 15 Milliarden Euro vollkommen unangebracht.“
Verdi vs. Arbeitgeber: Debatte um Streik und Gehaltsforderungen entfacht
Die kommunalen Haushalte seien mit einem Defizit von 13,8 Milliarden Euro ohnehin am Limit, sagt Landesvorsitzender des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Baden-Württemberg, Wolf Rüdiger-Michel. Zudem hätten die Beschäftigten erst 2024 Gehaltssteigerungen erhalten. „Mehr als 20 Prozent in zwei Jahren – das ist absolut illusorisch und realitätsfern“, sagt Michel weiter.
Für Katharina Kaupp, Bezirksgeschäftsführerin der Verdi Heilbronn-Neckar-Franken, ist diese Kritik unverständlich. „Es ist weder unangebracht noch zu früh. Die Arbeitgeber haben unsere Forderungen bereits im Oktober erhalten. Sie hätten in der ersten Verhandlungsrunde ein Angebot vorlegen können – das haben sie nicht getan. Deshalb ist es absolut richtig, dass wir jetzt Druck machen.“