Leingarten rechnet 2026 mit Minus: Wie steht es um geplante Projekte und Steuern?
Leingarten rechnet 2026 mit einem Haushaltsdefizit von 449.000 Euro. Trotz geringerer Einnahmen sollen wichtige Projekte wie Schulzentrum und Glasfaserausbau vorangetrieben werden.
Was wäre eine Rede von Leingartens Bürgermeister Ralf Steinbrenner ohne einen Spruch zum Schmunzeln? Selbst bei der Einbringung des Haushalts 2026 gelingt ihm das: „In der Bibel lesen wir: ‚Prüft alles und behaltet das Gute!‘“, zitiert er aus dem 1. Thessalonicherbrief. Denn geprüft haben Kämmerer Stefan Schnepf und sein Team die Zahlen genau: Wie steht es um Leingarten – und welche guten Ideen können im neuen Jahr umgesetzt werden?
„Wir haben über Jahrzehnte unsere Hausaufgaben gemacht“, bilanziert Steinbrenner. Im Vergleich zu anderen Kommunen stehe Leingarten solide da. Man habe umsichtig gewirtschaftet, gebremst und auf Folgekosten hingewiesen. „Aber auch wir sind keine Insel der Glückseligen.“
Trotz sinkender Einnahmen: Leingarten investiert in Schulen, Glasfaser und Radwege
2026 rechnet die Verwaltung mit einem Minus von rund 449.000 Euro. Die zu erwartenden Einnahmen sinken auf 38,6 Millionen Euro – 1,4 Millionen weniger als im Vorjahr. Hauptquelle bleibe die Gewerbesteuer. 2025 brachte sie mit 11,975 Millionen Euro einen Rekord. Im neuen Haushalt kalkuliert Schnepf mit nur 7,3 Millionen – ein realistischer Wert, so der Kämmerer, basierend auf Gesprächen mit Firmen. Weitere Einnahmen sollen aus Grund- und Einkommensteuer sowie Steuergeldzuweisungen des Landes kommen.

Die Ausgaben sollen sich auf 39,12 Millionen Euro belaufen. Die errechneten Einsparungen von rund 450.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr würden sich durch den Wegfall von Projekten und Festen wie dem Käsritt ergeben. Dennoch soll investiert werden: 700.000 Euro für das Baugebiet Kappmannsgrund 5, 250.000 Euro an Restzahlungen für ein neues Feuerwehrfahrzeug, 230.000 Euro für die Modernisierung des Eichbottbads und der Glasfaserausbau im Außenbereich ist mit 1,45 Millionen Euro veranschlagt.
12 Millionen Euro für Eichbottzentrum in Leingarten – Verwaltung bringt Haushalt ein
Größtes Projekt bleibt das Eichbottzentrum. Die Sanierung der Sporthalle soll im ersten Halbjahr abgeschlossen sein, dann sollen Fachräume, energetische Maßnahmen, Brandschutz und der Abriss des alten Hallenbads folgen. Außerdem geplant: neue Klassenzimmer, ein vierter Hallenteil und eine moderne Mensa. Geschätzter Kostenpunkt: über 12 Millionen Euro. Dafür bemühe sich die Stadt um Fördermittel. „Die Anträge sind sehr knifflig“, klagt Bürgermeister Steinbrenner. Er wünsche sich statt vieler einzelner Förderprogramme eine bessere Grundausstattung durch das Land.
Auch städtebaulich soll es weitergehen: Das Sanierungsprogramm in Schluchtern soll abgeschlossen, ein neues für Großgartach beantragt werden. Ziel ist die Aufwertung der Heilbronner Straße und die Förderung privater Sanierungen. Neuer Schwung soll auch in die Festhalle kommen: Ein Bundesprogramm ermöglicht bis zu 45 Prozent Zuschuss. Fassade, Dach, Dämmung, Technik, WCs, Duschen und Küche sollen saniert werden.
Weitere Vorhaben: Starkregenschutz, bessere Radwegbeleuchtung (nach Fertigstellung der zweiten Stadtbahnstrecke) und strengere Kontrollen gegen Müllablagerungen. Zudem will die Stadt kürzere Schließzeiten an Bahnübergängen erreichen.
Bürgermeister Steinbrenner: Keine Steuererhöhungen in Leingarten
Personalkosten sind rund 13 Millionen Euro für 289 Beschäftigte eingeplant – auch wegen neuer Stellen, etwa in der Kita Festplatz, sowie tariflicher Lohnerhöhungen. Große Belastung bleibt die Kreisumlage, also die Pflichtzahlungen an den Landkreis. Sie liegt bei 18 Hebesatzpunkten und kostet Leingarten rund 6 Millionen Euro. „Seit meinem Amtsantritt hat sie sich von 2 auf 6 Millionen Euro erhöht“, so Steinbrenner. Eine geplante Erhöhung um drei Punkte – rund 642.000 Euro – sieht die Stadt kritisch.
Im Finanzhaushalt wird mit einem Zahlungsmittelüberschuss von 2,1 Millionen Euro gerechnet. Nach Tilgungen von 270.000 Euro ergibt sich ein rechnerischer Schuldenstand von 16,5 Millionen Euro. Größter Einnahmeposten: Bauplatzverkäufe mit rund 10 Millionen Euro. Ein Risiko – insbesondere, wenn sich der Verkauf stark verzögern sollte.
Trotz des eingeplanten Minus bleibt die Stadt entspannt: „In der Ergebnisrücklage stehen 25,2 Millionen Euro zur Verfügung“, erklärt Steinbrenner. Der Verlust lässt sich abfedern – ohne Steuererhöhungen. „Anders als die große Politik konzentrieren wir uns auf das Notwendigste, statt die Bürger mit neuen Abgaben zu belasten.“ Deshalb verzichte man bewusst auf kostenintensive Wettbewerbe, Umfragen oder externe Projekte.
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