Hausarzt-Praxis in Jagsthausen geschlossen: Diese Lösung gibt es für Patienten

Roland Halter fällt ein Stein vom Herzen: Für die medizinische Versorgung in Jagsthausen ist zumindest eine passable Lösung gefunden. Das Medizinische Versorgungszentrum Hohenlohe in Forchtenberg (MVZ) sowie das MVZ im Städtle in Möckmühl nimmt nach Auskunft des Bürgermeisters Patienten aus Jagsthausen und der nahen Umgebung auf, die ohne Hausarzt dastehen. Auch für Hausbesuche sei gesorgt.

„Einen Arzt zu finden, der die Patienten einer geschlossenen Praxis übernimmt, ist heutzutage eher unüblich“, berichtet Jagsthausens Bürgermeister Roland Halter. Auf Nachfrage der Heilbronner Stimme möchte Dr. Constantin Lechner vom MVZ Forchtenberg keine weiteren Angaben machen.

Auf finanziellen Gründen: Ärztin schließt Praxis in Jagsthausen

„Jagsthausen hat immer einen Hausarzt gehabt“, sagt Halter. Doch seit Ende Januar ist das vorbei. Die Internistin Angelika van den Heuvel hat ihre Praxis geschlossen. Aus finanziellen Gründen. Ein öffentlicher Aushang erläuterte nach zwölfjähriger Tätigkeit in der 2200-Einwohner-Gemeinde die Gründe: Seit Oktober 2023 seien die Honorare für alle hausärztlichen internistischen Leistungen gekürzt worden, sodass van den Heuvel nicht mehr kostendeckend habe arbeiten könne. Eine Schließung sei unvermeidlich gewesen.

Seither hat sich Jagsthausens Bürgermeister Roland Halter um eine Nachfolge bemüht. Ohne Erfolg. „Bei fast 1000 unbesetzten Hausarztstellen in Baden-Württemberg liegt die Chance bei Null.“ Dabei ist die Verwaltung bereit, einem Nachfolger entgegenzukommen. Halter: „Eigentümer der Praxisräume ist die Volksbank Möckmühl. Einem Arzt würden wir die Fläche jedoch mietfrei überlassen.“

Jagsthausen: Hauarzt-Besuch nur mit Auto oder ÖPNV möglich

Bis dahin müssen die Patienten aus Jagshausen die jeweils ein Dutzend Kilometer nach Forchtenberg oder Möckmühl auf sich nehmen. Besonders für Senioren stellt das eine Herausforderung dar. Zwar sind beide Standorte mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, jedoch ist der Arztbesuch dadurch aufwendiger, als wenn die Praxis in der Ortsmitte liegt.

„Ich kann noch Auto fahren und die beiden Städte flexibel erreichen“, sagt die Jagsthausenerin Irmgard Ragland. „Eine Bekannte fährt aber nicht mehr selbst mit dem Auto. Für sie kommt beim Arztbesuch neben den gesundheitlichen Schwierigkeiten nun auch noch ein logistisches Problem dazu.“ Ohne die Unterstützung der Menschen untereinander ist für manche Erkrankte der Arztbesuch nun kaum zu bewältigen.

Medizinische Versorgung auf dem Land: Ohne Idealismus unmöglich?

Bianca Hemberger aus Jagsthausen hat eine Bekannte nach Möckmühl ins MVZ gefahren: „Man ist froh, dass man heutzutage überhaupt noch medizinisch versorgt wird. Aber wir haben bis zur Behandlung zwei Stunden gewartet. Diese Zeit muss man als Begleitung auch erst mal haben.“ Irmgard Ragland sagt, sie habe beim MVZ in Forchtenberg angerufen, sei aber als Patientin nicht übernommen worden.

Sarah Maurer aus dem Ortsteil Olnhausen arbeitet im Jagsthausener Dorfladen mit. „Ich finde es schade, dass sich nur wenige Ärzte in ländlichen Regionen niederlassen.“ Für Jagsthausen wünscht sie sich am besten zwei junge Mediziner, die sich um das Wohl der Bewohner kümmern. Um die medizinische Versorgung sicherzustellen, sieht Bürgermeister Halter die Politik in der Pflicht: „Wenn die Leistungen immer schlechter vergütet werden, ist die Arbeit der Ärzte ohne deren Idealismus kaum zu leisten.“