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Von Gundelsheim zu Louis Vuitton – 28-Jähriger macht in der Modebranche Karriere

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Während viele zwischen den Jahren zur Ruhe kommen, ist bei Fabian Weiss Hochsaison. Der 28-Jährige aus Gundelsheim arbeitet für Louis Vuitton – und blickt auf einen spannenden Weg in die Modebranche zurück.


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Während für viele die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr ruhiger werden, ist bei Fabian Weiss Hochsaison. Der 28-Jährige arbeitet für den Luxuskonzern Louis Vuitton – und das Weihnachtsgeschäft reicht dort über den Dezember hinaus.

„Bis Anfang Januar ist Hochsaison“, sagt Weiss. Urlaubssperre inklusive. Trotzdem verbringt er die Feiertage dieses Jahr zu Hause. In Gundelsheim, dort, wo alles begann.

Vom Abi in Heilbronn zur Karriere bei Louis Vuitton in Brüssel

Inzwischen lebt Weiss in Brüssel. Dort arbeitet er im europäischen Kundenservice von Louis Vuitton als Clienteling Ambassador, also als ein Experte für Kundenbindung. Ab Januar übernimmt er eine neue Rolle als Manager, wird verantwortlich für ein elfköpfiges Team sein. „Ich bin sehr dankbar, dass es so schnell vorangegangen ist. Das hätte ich mir niemals ausgemalt“, sagt er.

Sein Job, so beschreibt er ihn selbst, sei „die Inkarnation von Schnelligkeit“. Reagieren auf den Markt, Trends erkennen, Kundenbeziehungen pflegen. „Man muss immer wissen, was gerade aktuell ist.“

Frühe Begeisterung für Mode – inspiriert durch TV

Dass er einmal in der internationalen Modebranche arbeiten würde, wusste Weiss früh. Die Fernsehserie Germany´s next Topmodel habe Mode erstmals in sein Kinderzimmer gebracht, sagt er. Aufgewachsen in Gundelsheim, machte er 2016 sein Abitur an der Christiane-Herzog-Schule in Heilbronn-Böckingen.

Fabian Weiss aus Gundelsheim arbeitet für den Luxuskonzern Louis Vuitton.
Fabian Weiss aus Gundelsheim arbeitet für den Luxuskonzern Louis Vuitton.  Foto: Könnecke, Lisa

Seine schulische Laufbahn begann mit der Hauptschule, er arbeitete sich Stück für Stück seinem Traum entgegen. Erst probierte er sich an Jura, merkte aber schnell: „Ich bin nicht der Akademiker.“ Eine klassische Schneiderlehre schied ebenfalls aus. Zu wenig Verdienst, begrenzte Perspektiven, fehlendes handwerkliches Geschick. „Kreativ auf Knopfdruck zu sein, fällt mir schwer“, sagt er rückblickend.

Erstes Praktikum bei Kavier Gauche in Berlin

Stattdessen suchte Weiss nach anderen Wegen in die Modewelt. Mit 19 sammelte er erste Praktikumserfahrungen bei dem Bridal-Label Kavier Gauche in Berlin. Erst bekam er eine Absage, doch dann kam nachträglich doch noch die Zusage. „Das war eine Hauruck-Aktion“, erinnert er sich. Von heute auf morgen packte er seine Koffer und fuhr mit dem Reisebus in die Hauptstadt. Im Atelier half er beim Schneidern, organisierte Veranstaltungen, war bei der Paris Fashion Week dabei. „So ist das in der Modebranche. Man hilft überall mit.“

Es waren prägende Jahre – und nicht immer einfache. Viele Praktika sind unbezahlt, finanziell unterstützt wurde er vor allem von seiner Mutter, die aus der Altenpflege kommt. „So eine große Leidenschaft zu haben, ist Fluch und Segen zugleich“, sagt Weiss. „Ich brenne dafür und bin bereit, viel zu geben.“

Tausende Leser auf seinem Blog: „Ich will meine Erfahrungen teilen“ 

Nach seiner Rückkehr ins Ländle arbeitete er unter anderem als Aushilfe in einem Modegeschäft in der Stadtgalerie und beim Stadtmagazin Moritz. Doch schnell wurde klar: Nur Theorie und Schreiben reicht ihm nicht. Er entschied sich für ein duales Studium an der DHBW Heilbronn: BWL-Handel Fashion Management, kombiniert mit Praxis bei einem Gürtelhersteller in Metzingen. Ein Auslandssemester in Dänemark folgte. „Die Zeit meines Lebens“, sagt Weiss. „Ich habe viel gelernt, spannende Menschen kennengelernt.“

Parallel startete er 2018 einen eigenen Blog namens Fabileux. Dort schreibt er über seine Praktika, teilt Tipps für den Einstieg in die Modebranche und macht transparent, wie vielschichtig dieser Weg sein kann. Mehrere tausend Besucher im Jahr lesen inzwischen mit. „Ich wollte es anderen einfacher machen“, sagt Weiss. „Meine Erfahrungen teilen.“ Die Modebranche werde oft „lagerfeldisiert“, reduziert auf exklusive Zirkel und große Namen. „Aber sie ist so viel mehr“, sagt Weiss. „Und es ist ein Privileg, darin zu arbeiten.“

In der Modebranche so einige verrückte Sachen erlebt 

Ein Stipendium ermöglichte ihm zunächst ein Masterstudium in Antwerpen sowie anschließend ein sechsmonatiges Praktikum bei Iris van Herpen, einem Haute-Couture-Label in Amsterdam. So einige Anekdoten kann der 28-Jährige erzählen. Beispielsweise wie er von Amsterdam spontan nach Paris reisen musste, um ein Kleid für ein Shooting der griechischen Vogue kurzfristig zu liefern. „Eine verrückte, coole Zeit“, sagt Weiss.

Später empfahl ihn ein ehemaliger Kommilitone bei Louis Vuitton – der Einstieg in den Konzern gelang. „Man kennt die Kunden, weiß, wer welchen Geschmack hat.“ Es gehe um Beziehungen, Vertrauen, Verlässlichkeit. Viele verbinden Louis Vuitton vor allem mit Handtaschen. „Aber es gehört viel mehr dazu“, sagt Weiss. Beispielsweise Koffer, Beautyprodukte und sogenannte Ready-to-Wear-Mode – also fertig produzierte Kleidung, die direkt gekauft und getragen werden kann.

Trotz internationaler Karriere bleibt der Bezug zur Heimat. Zu Weihnachten ist der Gundelsheimer wieder dort, wo er aufgewachsen ist. Und blickt nach vorn. „Ich habe einen großen Hunger“, sagt Weiss.

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