Maßgeblich unterstützt wird die Ansiedlung von Institutionen wie dem Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, von ETH oder TUM von der Dieter-Schwarz-Stiftung. Stanford-Professor Lars Steinmetz wird ebenfalls von der Stiftung gefördert.
Gesundheit neu denken: In Heilbronn wird die Medizin der Zukunft erforscht
Rund um den Bildungscampus und die SLK-Kliniken siedeln sich immer mehr Einrichtungen der medizinischen Spitzenforschung an. So profitieren Heilbronner Krebspatienten.
Neben dem KI-Ökosystem rund um den Innovationspark Künstliche Intelligenz (Ipai) etabliert sich in Heilbronn derzeit eine weitere Zukunftsbranche, umschrieben mit den englischen Begriffen MedTech oder Life Science. Damit sind wissenschaftliche Einrichtungen gemeint, die an der Erforschung und Entwicklung neuer Therapien und Behandlungsmethoden, zum Beispiel gegen Krebs, arbeiten.
Gesundheit wird neu gedacht, sagt SLK-Professor Uwe Martens
Mitte März wurde bekannt, dass die Dieter-Schwarz-Stiftung Forschungsbereiche der renommierten Max-Planck-Gesellschaft aus Heidelberg in die Stadt holt. Schon seit Längerem gibt es enge Beziehungen des Heilbronner Molit-Instituts zu den Genomik-Forschern an der US-Eliteuniversität Stanford um Professor Lars Steinmetz sowie zum Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg, kurz Embl.

Die Tatsache, dass solche renommierten Einrichtungen sich in Heilbronn neu ansiedelten, sei „genial und inspirierend“, sagt der Heilbronner SLK-Onkologe Uwe Martens, der gleichzeitig Vorsitzender der Baden-Württembergischen Krebsgesellschaft ist. „Das ist eine unglaubliche Bereicherung, wo gibt es das denn sonst, dass sich solche hochkarätigen Einrichtungen neu zusammentun, um grundsätzliche Fragen der biomedizinischen Forschung anzugehen?“
In dieser Art der globalen Vernetzung und Neuaufstellung liege eine Riesenchance, meint er: „Wir lernen gerade, Gesundheit neu zu denken. Und dabei profitiert jeder vom anderen.“ Durch die Neugründungen in Heilbronn würden etablierte Denksilos aufgebrochen und neue Ansätze möglich: „So entsteht die Chance, wissenschaftliche Fragestellungen neu zu betrachten und vielversprechende, aber vielleicht auch riskante Projekte anzugehen.“
Molit-Institut in Heilbronn arbeitet seit 2016 an Krebstherapien
Martens hat 2016 gemeinsam mit dem IT-Professor Christian Fegeler von der Hochschule Heilbronn (HHN) das Molit-Institut gegründet. Bei Molit arbeitet ein Forscherteam an maßgeschneiderten Therapien gegen Krebserkrankungen. Nun ergeben sich neue Chancen, sagt auch Christian Fegeler. Das innovative Potenzial, das sich in Heilbronn entwickle, sei riesig. Fegeler weist auch auf die Ansiedlung der Hochschulen TUM (München) und ETH (Zürich) und das Zusammenspiel mit der alteingesessenen HHN hin: „Alle haben unterschiedliche Herangehensweisen. Aber sich auf dem Campus in Heilbronn treffen zu können, ist eine Chance.“ Das Umfeld in der Region sei ein Riesenvorteil: „Im Aufstreben ist trotzdem Familiarität da.“
Am Heilbronner Bildungscampus vernetzen sich Forscher aus aller Welt
Langfristig soll die biomedizinische Grundlagenforschung, die sich in Heilbronn etabliert, in neuen Therapien für Patienten resultieren. „Translationale Präzisionsmedizin“ ist dafür das Schlagwort. Konkret bedeutet das: Erkenntnisse aus den verschiedenen Biowissenschaften fließen in medizinische Therapiekonzepte ein – und kommen dann zum Beispiel in der onkologischen Abteilung von Uwe Martens am SLK-Klinikum in Heilbronn bei der Behandlung von Patienten zum Einsatz.
Auch die DHBW ist Teil des Aufbruchs, wie Martens sagt. Hier hat sich kürzlich ein neuer Studiengang für personalisierte Ernährung gegründet. Das sei die ideale Ergänzung für die personalisierte Krebsmedizin, sagt Martens. „Aber auch in dem Bereich ist noch viel Grundlagenforschung nötig“, so Fegeler.

Ende März hatte es unter dem Begriff „Liefe Sciene Alliance“ ein erstes Treffen zur Vernetzung der Forscher auf dem Heilbronner Bildungscampus gegeben. Experten der medizinischen Fakultät der Stanford University waren angereist, Mitarbeiter des Embl aus Heidelberg waren dabei - und aus Heilbronn Uwe Martens mit einem Team sowie DHBW-Professorin und Ernährungswissenschaftlerin Dorothea Portius.
Martens’ Vision für die Zukunft: Verhindern lernen, dass Menschen erkranken, also Präventivmedizin. Zudem noch bessere personalisierte Therapien – Präzisionsmedizin, nennt Martens das. Er ist euphorisch: „Wir sind hier in Heilbronn gerade dabei, Gesundheit neu zu denken.“

Stimme.de
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