Nach Schäden in Millionenhöhe: Geldautomaten sollen besser geschützt werden
Wird ein Geldautomat gesprengt, entstehen Schäden nicht nur an den Geräten, sondern oft auch an Gebäuden. Ganz zu schweigen von verängstigten Bürgern. Auf Drängen der Versicherer sollen die Automaten unattraktiv für Täter werden.
Banken und Sparkassen sollen ihre Automaten unattraktiv für Sprengungen machen. Ein Arbeitskreis bestehend aus Vertretern der Volks- und Raiffeisenbanken, der Sparkassen, deren Versicherer und des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA) erstellte hierfür eine Risikoanalyse sämtlicher Geldautomaten im Land. Daraus ergab sich ein Maßnahmenkatalog, den Banken und Sparkassen in den kommenden Monaten umsetzen.
„Wir unterstützen die Banken und Sparkassen dabei und wollen den Tatanreiz auf null reduzieren“, sagt eine Sprecherin des LKA. In den vergangenen zehn Jahren sei es immer öfter zu Automatensprengungen gekommen. 43 seien es im vergangenen Jahr im Land gewesen. Hoffnung gibt es seit diesem Jahr. „Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben wir deutliche weniger Sprengungen.“

Banken und Sparkassen setzen verstärkt auf Maßnahmen gegen Geldautomatensprengungen
Dennoch drängen vor allem Versicherer der Geldautomaten – sowohl bei den Volks- und Raiffeisenbanken als auch bei den Sparkassen handelt es sich um deren Tochterunternehmen – auf eine effektivere Sicherung der Automaten. Die gängigste Variante sei das Einfärben der Geldscheine bei einer Explosion, die die Scheine damit unbrauchbar machen. Alarmanlagen, in der Nacht abgesperrte Zugangstüren, Vernebelungsanlagen in den Räumen und geleerte Geldkassetten seien weitere Möglichkeiten, erklärt die LKA-Sprecherin.
Die R+V-Versicherung drängt auf Sicherheitsmaßnahmen bis Ende des Jahres. Bei den Sparkassen sei die Absicherung der Geldautomatenstandorte mittels Einfärbesystem in zwei Stufen vereinbart. Der überwiegende Teil sei bis Ende des Jahres gerüstet, die restlichen Standorte sollen ein Jahr später folgen, teilt ein Sprecher mit. Die 50 Sparkassen im Land treiben etwa 2640 Geräte.
Gebäude nach Geldautomatensprengungen oft stark beschädigt – hohe Kosten für Reparaturen und Sicherheit
Zerstörte Geldautomaten und das gestohlene Geld sind dabei nur ein Teil des Schadens. „Die Schäden an den Gebäuden gehen oft in die hunderttausende Euro“, sagt die LKA-Sprecherin. Durch den unkontrollierten Einsatz von Sprengmitteln kann die Statik der Gebäude beeinträchtigt werden. Ganz abgesehen von den Folgen, die eine Explosion mitten in der Nacht – der bevorzugte Tatzeitpunkt der Täter – bei der Bevölkerung auslöst. „Es geht nicht nur ums Geld, sondern vor allem um den Schutz von Unbeteiligten“, sagt Thomas Strecker, Experte des baden-württembergischen Genossenschaftsverbands. Die Volks- und Raiffeisenbanken investierten hohe Summen in Sicherheit. Man sei sich der Verantwortung bewusst.
Bei der VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall seien an allen 66 Geldautomaten die Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt worden, erklärt Sprecher Torsten Schulz. Die letzte Sprengung habe im Jahr 2023 in Crailsheim stattgefunden. „Die Täter kamen nicht ans Geld.“ Der Sachschaden sei jedoch erheblich gewesen. Isabell Grosser von der Kreissparkasse Heilbronn teilt auf Nachfrage mit, dass die Geldautomaten sämtliche Sicherheitsanforderungen erfüllten. Man investiere kontinuierlich in Technik und Präventionsmaßnahmen. Außerdem blieben die Filialen zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen und seien mit moderner Alarmtechnik gesichert. Die Kreissparkasse Heilbronn betreibt etwa 85 Automaten.
Organisierte Kriminalität verantwortlich für viele Geldautomatensprengungen
In vielen Fällen sind die Täter der sogenannten Mocro-Mafia zuzuordnen. Dabei handelt es sich um Banden der Organisierten Kriminalität, deren Mitglieder vorwiegend aus Marokko stammen und in Frankreich oder den Niederlanden leben.
In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu teils hohen Haftstrafen gekommen. Das Landgericht Karlsruhe hatte im Juli vergangenen Jahres drei Geldautomatensprenger zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Fahrer des Fluchtautos musste wegen Mordes lebenslang ins Gefängnis. Er verursachte im November 2023 einen tödlichen Unfall auf der A6 bei Heilbronn-Biberach, als er bei seiner Fluchtfahrt als Geisterfahrer einen Sprinter rammte. Der Beifahrer starb Tage später im Krankenhaus Gesundbrunnen. Zuvor hatten die Täter zwei Geldautomaten im Enzkreis gesprengt.




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