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Tödlicher A6-Unfall bei Sinsheim
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Studie zu Geisterfahrern: Fast die Hälfte ist älter als 65 Jahre

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Zwei Menschen sind gestorben, nachdem am Montag ein 78-Jähriger in falscher Richtung auf die A6 bei Sinsheim-Steinsfurt aufgefahren ist. Die Suche nach der Ursache hat begonnen.


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Zu einem schweren Unfall mit zwei Toten ist es am Montagnachmittag, 10. März, auf der A6 zwischen Bad Rappenau-Fürfeld und Sinsheim-Steinsfurt gekommen. Bei Sinsheim war ein 78-Jähriger in falscher Richtung auf die Autobahn gefahren.

Warum der 78-Jährige in falscher Richtung unterwegs war, konnte die Polizei noch nicht herausbekommen. Die Ermittlungen liefen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn am Dienstagvormittag auf Stimme-Anfrage. Der Unfall werde geprüft, Zeugen würden vernommen, auch das Umfeld des Mannes werde befragt. Bis wann mit einem Ergebnis zu rechnen ist, konnte der Sprecher nicht sagen.

Unfälle durch Geisterfahrer: Das steckt in einer Studie der Deutschen Versicherungswirtschaft

Bereits Mitte 2023 hatte sich der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in einer Studie mit Unfällen durch Falschfahrten auf Autobahnen befasst. Es geht in der Studie unter anderem um Unfallmuster und Maßnahmen.

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Auffällig sei, so die Autoren der Studie, dass knapp die Hälfte der Falschfahrer 65 Jahre oder älter sei. Die Experten haben sich zudem genauer mit dieser Altersgruppe befasst. Demnach sei die Altersgruppe zwischen 75 und 84 Jahren mit 64 Prozent mit Abstand am häufigsten betroffen. Bezogen auf alle Unfälle durch Falschfahrten sind der Studie zufolge damit 30,8 Prozent aller Falschfahrer zwischen 75 und 84 Jahre alt beziehungsweise 40,9 Prozent seien über 75 Jahre alt gewesen.


Unfälle mit älteren Fahrern: Selten Mitfahrer dabei

Weitere Analysen hätten zudem gezeigt, dass Mitfahrer bei diesen Unfällen eher selten gewesen seien. „In den 12,5 Prozent der Unfälle, bei denen eine weitere Person außer dem Fahrer im Fahrzeug saß, war diese zu fast 60 Prozent älter als 65 Jahre.“

Die Experten haben sich zudem mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen der Falschfahrerinnen befasst. Ob die Fahrer beeinträchtigt gewesen seien, habe nur in 49 von 224 Fällen ermittelt werden können. „Wenn jedoch eine Aussage diesbezüglich getroffen werden konnte, waren Demenz beziehungsweise Verwirrung mit knapp einem Drittel am häufigsten vertreten.“ Der hohe Anteil an Demenz und Verwirrung lasse sich unter anderem durch das hohe Durchschnittsalter der Falschfahrer erklären, so die Autoren.

Die suizidale Absicht sei mit knapp über 22 Prozent ebenfalls häufig gewesen, heißt es in der Studie. Das sei vor allem im Alter von 25 bis 64 Jahren oft der Auslöser.

Wie lassen sich Falschfahrer verhindern? Das sind Vorschläge der Versicherer

In der Studie geht es auch darum, wie solche Unfälle verhindert werden können. „Grundsätzlich treffen infrastrukturelle Maßnahmen nicht den großen Anteil der bewussten Falschfahrten und können hier keinen Einfluss auf die resultierenden Unfälle nehmen.“ Sie adressierten nur jene Falschfahrer selbst, die unbewusst eine Falschfahrt begehen. „Die Wirkung der Maßnahmen ist somit eingeschränkt, die Umsetzung eher langfristig und sehr teuer.“ Fast 46 Prozent der Fahrer seien bewusst falsch aufgefahren. Zu den Gründen gehört unter anderem die Flucht vor der Polizei.

Die Autoren betonen: Eine mögliche und teilweise bereits umgesetzte Maßnahme im Bereich der Infrastruktur sei die eindeutige Gestaltung von Autobahn-Anschlussstellen. „Dazu gehören unter anderem eine entsprechende Beschilderung und Signalisierung sowie Fahrbahnmarkierungen und Bahnführungen. Durch diese Maßnahme werden unbewusste Falschfahrten im Bereich von Anschlussstellen adressiert.“ Die klare Gestaltung von Raststätten und Parkplätzen sei ein weiteres Mittel. 

Mit Krallen verhindern, dass Autos falsch auffahren: Das sagt die Studie dazu

Man könnte sämtliche Ausfahrten von Autobahn-Anschlussstellen und auch Raststätten mit sogenannten Krallen bestücken. Die Autoren lehnen das ab: Rettungsfahrzeuge müssen unter Umständen mal entgegen der Fahrtrichtung auffahren, diese Krallen seien wartungsintensiv. Die Kosten stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen. 

Fahrzeugtechnische, App-basierte Maßnahmen adressieren den Experten zufolge sowohl die Falschfahrer als auch das Umfeld. Sofern ein aktiver Eingriff in das Fahrzeug der Falschfahrer erfolge, seien diese sehr wirksam. „Die App-Lösungen weisen eine schnellere Marktdurchdringung als rein fahrzeugbasierte Lösungen auf.“

Sollten Sie Probleme haben, depressiv sein oder über Suizid nachdenken, können Sie sich unter anderem an den Arbeitskreis Leben in Heilbronn wenden. Sie erreichen ihn unter 07131/164251 und akl-heilbronn@ak-leben.de. Dort erhalten Sie Hilfe.

Auch die Telefonseelsorge unter 0800/1110111 und 0800/1110222 steht Ihnen zur Seite.

Wenn Sie um eine Person fürchten, hat der Arbeitskreis Leben Signale der Gefährdung zusammengefasst

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