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Schulkinder retten Vierjährigen vor Ertrinken: Mutiger Einsatz im Freibad Nordheim

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Im Nordheimer Freibad haben zwei Schulkinder im August einen Vierjährigen aus 3,85 Metern Tiefe vor dem Ertrinken gerettet. Die Gemeinde würdigt den mutigen und schnellen Einsatz der jungen Retter.


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Es geschah am Dienstag, 12. August, gegen 15.30 Uhr. Die Sonne schien, es war 31 Grad heiß. Die Wassertemperatur im Nordheimer Freibad lag bei 26 Grad. So steht es im Protokoll der Schwimmmeisterin. Der perfekte Schwimmbadtag – und dass es nicht auch noch einen Einsatzbericht der Polizei zu jenem Nachmittag gibt, weil etwas Schlimmes passiert ist, liegt an einer mutigen Rettungstat. Ein vierjähriger Junge verdankt zwei Schulkindern mutmaßlich sein Leben.

Marlene Mayer (11) und Leo Kurz (12) aus Nordheim erzählen, was passiert war. Sie seien gerade am Ein-Meter-Sprungbrett gestanden, als der kleine Junge angekommen sei und sich habe vorbeidrängeln wollen. Marlene schildert, wie Leo ihn fragte: „Kannst du überhaupt schwimmen?“ Das Kind soll „Jaja“ gemurmelt haben und sich aus Leos Hand gelöst haben, die er reflexhaft an ihn legte. Er sei nach vorne gelaufen – und gesprungen.

Leo über Rettungsaktion in Nordheim: Junge hatte „ganz große Augen“

Marlene und Leo berichten, sie hätten kaum glauben können, dass das geschehen sei. Leo sei nach vorne an die Spitze des Sprungbretts gerannt. „Der Junge tauchte auf, ruderte mit den Armen und ging unter. Eine Blubberblase habe ich gesehen.“ Innerhalb von wenigen Sekunden sei der Junge auf Grund des an dieser Stelle 3,85 Meter tiefen Beckens gesunken.

Marlene Mayer (11) und Leo Kurz (12) sitzen auf dem Sprungbrett – hier nahm alles seinen Anfang.
Marlene Mayer (11) und Leo Kurz (12) sitzen auf dem Sprungbrett – hier nahm alles seinen Anfang.  Foto: Hoffmann, Adrian

Marlene berichtet, Leo sei hinterhergesprungen, mit einer „Kerze“, und hinab in die Tiefe getaucht. Sie sei runter vom Sprungbrett und von der Seite ins Wasser gesprungen. Leo habe den Jungen in der Tiefe bereits nach oben geschoben. Sie habe geholfen. Oben angekommen, zog Leo ihn an den Beckenrand. Marlene sei aus dem Becken gestiegen und habe ihn von außen in Empfang genommen. „Er hatte ganz große Augen“, erinnert sich Leo.

Der Junge habe dann Wasser und Essensreste ausgespuckt, steht im Protokoll der Schwimmmeisterin. Die beiden nahmen den Jungen an der Hand und liefen zu Schwimmmeisterin Viola Beck. „Sie haben das super gemacht“, sagt Beck.

Kinder hatten wenige Tage zuvor bei der DLRG eine solche Rettungsaktion geübt

Doch warum waren Marlene, bald in der 6d der Lauffener Hölderin-Realschule, und Leo, nach den Ferien in der 7b der Kurt-von-Marval-Schule in Nordheim, in ihrem Alter überhaupt in der Lage, so routiniert zu reagieren? Unter anderem liegt es wohl daran, dass sie Mitglieder bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft sind, der DLRG. „Wir schwimmen beide gerne und haben die Jahreskarte fürs Schwimmbad“, sagt Leo. Außerdem hätten sie ausgerechnet diese Situation erst kürzlich geübt. Sie sprangen vom Drei-Meter-Brett und holten einen Fünf-Kilo-Schwimmring vom Grund herauf.

Bei den Sprungbrettern ist das Wasser 3,85 Meter tief.
Fotos: Adrian Hoffmann
Bei den Sprungbrettern ist das Wasser 3,85 Meter tief. Fotos: Adrian Hoffmann  Foto: Hoffmann, Adrian

Stefanie und Timo Mayer sowie Franziska und Timo Kurz, die Eltern von Marlene und Leo, sind mächtig stolz. „Fast schon übertrieben“, sagt Leo und lacht. Auch Marlene berichtet, im Sommerurlaub in Holland hätten alle gesagt, sie gingen nur noch mit ihr ins Wasser. Marlenes Mutter Stefanie Mayer sagt: „Ich finde einfach toll, dass die beiden gleich realisiert haben, dass das Kind noch gar nicht schwimmen kann. Das war wahrscheinlich schon die halbe Miete.“

Nach Rettungstat in Nordheim: Mutter soll Gesundheitscheck des Kindes im Krankenhaus verweigert haben

Für Marlene und Leo bleibt unerklärlich, wie der Vierjährige auf die Idee kam, auf das Ein-Meter-Brett zu gehen und zu springen. „Man sollte das erst machen, wenn man das Seepferdchen hat“, sagt Leo. Die Mutter des Kindes habe sich noch in der Umkleide aufgehalten. Sie habe einige kleine Kinder dabeigehabt. Es handelte sich um eine aus Afrika stammende Familie, steht im Protokoll von Schwimmmeisterin Beck, die berichtet, die Mutter habe ihre persönlichen Daten nicht angeben wollen.

Die Familie von Marlene (links): Mutter Stefanie, Vater Timo, Bruder Clemens; die Familie von Leo (rechts): Mutter Franziska, Vater Timo, Bruder Ben.
Die Familie von Marlene (links): Mutter Stefanie, Vater Timo, Bruder Clemens; die Familie von Leo (rechts): Mutter Franziska, Vater Timo, Bruder Ben.  Foto: Hoffmann, Adrian

Üblicherweise steht nach einem solchen Geschehen ein vorsorglicher Gesundheitscheck im Krankenhaus an, was Beck eigenen Angaben nach veranlassen wollte. Das habe die Mutter abgelehnt. Es sei schwierig gewesen mit der Verständigung. Ob der kleine Junge sich im späteren Leben erinnert, dass er ziemlich viel Glück hatte und gerettet wurde? Es ist für Marlene und Leo aber nicht wichtig. Sie freuen sich, dass alles gut gegangen ist.

Die Gemeinde Nordheim spricht Marlene Mayer und Leo Kurz sehr herzlichen Dank aus, heißt es im Nordheimer Mitteilungsblatt. Blitzschnell und beherzt hätten die beiden Schlimmeres verhindert. „Ihr wart im richtigen Moment zur Stelle und habt genau das Richtige getan: Hinsehen, helfen und damit ein Leben retten“, heißt es weiter.

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Kommentare

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Stefan am 08.09.2025 17:22 Uhr

Toll gemacht!

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