Polit-Satire und Musical-Hits: Bad Wimpfener Premieren-Prunksitzung ein voller Erfolg
„Es wird Zeit, dass sich was dreht“ ist das Motto von insgesamt acht Prunksitzungen der Bad Wimpfener Faschingsgesellschaft. Tosender Applaus ist der Lohn für intensive Vorbereitungen.
Als nach der ersten Hälfte das Männerballett die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr im Kursaal. Romeo und Julia in der Gondel, dazu Songs wie „In Venedig ist Maskenball“ und „Bella Ciao“. Hebefiguren, nackte Bäuche. Sitzungspräsident Lars Rouff startet eine Rakete, das Publikum tobt. Erst recht, als sich die Männer in knappen grünen Höschen, Strumpfhosen und Wichtelhüten zum Mallorca-Hit „Ich bin schon wieder blau wie der Ozean“ erneut präsentieren. Die Premiere der Prunksitzung der Wimpfener Faschingsgesellschaft (WFG) ist ein voller Erfolg.
Prunksitzung in Bad Wimpfen: Von „Rock me Amadeus“ bis „Tanz der Vampire“
Unter dem Motto „Es wird Zeit, dass sich was dreht“ nimmt die WFG ihr Publikum mit auf verschiedene Musicalbühnen: von Falcos „Rock me Amadeus“ über den „König der Löwen“ bis zum „Tanz der Vampire“. Enorm, wie viele verschiedene Choreografien die Showtanzgruppen „The Wild Circus“ und „The Diamonds“, aber auch junge Tänzerinnen dafür eingeübt haben. Nicht weniger Training erforderten sicherlich die traditionellen Marschtänze zu teils modernen Popsongs, präsentiert von der Küken-, der Junioren-, der Samtärmel-, der Jugend- und der Prinzengarde. Rad schlagend und Spagat machend begeistern auch die Tanzmariechen Maja Wacker und Zoey-Joleen Baidin das Publikum im ausverkauften Kursaal.
Auf hohem Niveau die Büttenreden: Gewissen Neubürgern rät der Wimpfener Lausbub alias Philipp Nekolny, wieder wegzuziehen: „Sie schimpfen über Lärm beim Faschingsumzug oder Weihnachtsmarkt, haben der Lebensfreude quasi ade gesagt.“ Selbstbewusst bringt der 13-Jährige das Publikum zum Lachen. Und hat dabei ein Ziel vor Augen: der jüngste Sitzungspräsident der WFG zu werden.
Cindy von Marzahn alias Lieselotte Kathrin Schmaler nimmt vor allem die gescheiterte Koalition aufs Korn: „Das Gute daran ist, dass die Erwartungshaltung an die Politik jetzt so auf Null gesunken ist, dass sich die Politik auf das konzentrieren kann, wofür sie eigentlich da ist: Entertainment.“
Fasching in Bad Wimpfen: Bürgermeister Zaffran bekommt sein Fett weg
Einer der Höhepunkte ist der Beitrag des Nobel-Dobel alias Markus Weyhing. Da bekommt Bürgermeister Andreas Zaffran – in der ersten Reihe – sein Fett weg. Finger weg vom Freibad, wird er gewarnt: „Das ist und bleibt uns Wimpfenern ein Heiligtum.“ Seit Monaten keine Postfiliale? Wie wäre es, wenn der Bürgerbus eine Postkutschenstrecke nach Bad Rappenau einrichtet? Kein Platz mehr im Rathaus? Im Lidl-Verwaltungsgebäude gäbe es genug freie Büros.
Beim Checken ihres Marktwerts sorgen die „Missfits aus Nordwest“ für beste Unterhaltung. Mit Hilfe Unmengen von Kreislauftropfen in Form von Sekt bringen Gaby Conrad und Lieselotte Kathrin Schmaler geballte Frauenpower auf die Bühne – witzig und gesangsstark.
Apropos Gesang: Mit der Band Party hoch drei hat die WFG einen Glücksgriff getan. Frontmann Bernd Schlesier bringt sich nicht nur mit Hits von Queen und Partysongs voll ins Programm ein. Der Oberschwabe schmettert auch die närrischen Gassenhauer der Faschingsgesellschaft als wäre er einer von ihnen: von „In Wimpfe isch schee“ bis „Ein Turm, der in Bad Wimpfen steht“. Das Publikum steht und grölt textsicher mit.