Deutschland bei Nato-Bündnisfall: In Heilbronn und Hohenlohe fehlen Schutzräume
Sollte Russland das Baltikum angreifen, wären die Nato und damit Deutschland als Bündnispartner im Krieg. Panzer auf hiesigen Brücken wären dann ebenso möglich wie Menschen in Schutzräumen. Doch wäre die Infrastruktur hier dafür gerüstet?
Es ist ein Schreckens-Szenario, das in weiter Ferne zu sein scheint. Doch Militärexperten ziehen die Gefahr in Betracht: Sollte Russland das Baltikum angreifen, befände sich die Nato und damit Deutschland als Bündnispartner im Krieg.
Operationsplan Deutschland (Oplan-Deu) – so nennt sich der militärische Beitrag des Verteidigungsministeriums, teilt eine Sprecherin des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr mit. Daran beteiligt seien Städte und Kommunen. „Im Verteidigungsfall werden bei uns der Verkehr, die Versorgung einschließlich Energie, das Gesundheitswesen sowie die öffentliche Sicherheit und die Verwaltung betroffen sein“, heißt es aus dem Landratsamt Heilbronn. Konkrete Schritte hingen davon ab, welche Anforderungen der Bund stelle. Diese würden derzeit zwischen Bund und Ländern erarbeitet. „Bislang liegt uns nichts vor.“
Deutschland im Ernstfall: Tiefgaragen in Heilbronn wären Schutzräume
Der Heilbronner FDP-Landtagsabgeordnete Nico Weinmann ist Sprecher für Bevölkerungsschutz und Kommunen. Bei der Sirenen-Warnung sei die Region gut aufgestellt. Sorgen bereiten dem 52-Jährigen eher Schutzräume. „Das Land sagt, dass wir 176.000 Schutzplätze haben. Alle sind derzeit nicht nutzbar und müssen erst reaktiviert werden.“ Gedacht wird hier zum Beispiel an Tiefgaragen wie die am Theater.
Wie aus einer Anfrage der FDP-Landtagsfraktion hervorgeht, seien seit 1990 keine neuen öffentlichen Schutzräume mehr gefördert worden. 2007 habe man angefangen, Anlagen abzubauen. Aufgrund des Ukraine-Kriegs sei die Rückabwicklung gestoppt worden. Eine Bestandsaufnahme habe ergeben, dass bundesweit 579 Schutzräume existieren, davon 220 im Land.

Marschrouten: Im Hohenlohekreis trägt Untere Katastrophenschutzbehörde Infos zusammen
„Städte und Gemeinden müssen sicherstellen, dass der Auf- und Durchmarsch von EU- und Nato-Truppen reibungslos erfolgen kann“, sagt die Sprecherin der Bundeswehr. Derzeit läuft die Regionalisierung für mögliche Marschrouten in den Bundesländern. Kommunen seien beauftragt, die militärische Mobilität zu unterstützen. „Straßen, Brücken und militärische Rastplätze müssen von den Kommunen bereit- und instand gehalten werden.“
Im Hohenlohekreis trägt die Untere Katastrophenschutzbehörde in Person des Kreisbrandmeisters die relevanten Infos zusammen. Er hat eine Fehlanzeige zum Thema „Schutzbauten“ an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gemeldet, sagt Sascha Sprenger, Sprecher des Landratsamtes. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BBK) hat schon im November 2024 bundesweit angekündigt, dass das Schutzraumkonzept in Deutschland der aktuellen Lage angepasst werden soll, sagt Monika Pfau, Sprecherin der Großen Kreisstadt Öhringen. Aber: „Konkrete Abfragen haben wir noch nicht.“
Im Ernstfall: Hohenlohe-Halle als Not-Anlaufstelle für Bürger
Im Rahmen der Katastrophenschutzplanung – dazu zählen auch Krisen wie Stromausfall, Seuchen und die Sicherstellung der Ernährung – arbeite man mit dem Landratsamt zusammen. Die Stadt habe die Schutzanlage in der Tiefgarage des Finanzamtes. Die sei aber aus dem Jahr 1984 und damit in die Jahre gekommen. „Inwieweit die Anlage noch den heutigen Ansprüchen standhalten würde, wissen wir nicht“, sagt Pfau.
Die Tiefgarage ist immerhin 980 Quadratmeter groß und mitten in der Stadt. Dazu kommt: „Im Falle eines Stromausfalls haben wir die Hohenlohe-Halle als Not-Anlaufstelle für die Bürger.“
Stadt Künzelsau hat Alarm- und Einsatzpläne – Eigene Vorräte für Ernstfall prüfen
Elke Sturm, Sprecherin der Kreisstadt Künzelsau, versichert, die Stadt habe Alarm- und Einsatzpläne. Doch auch private Haushalte sollten vorsorgen. „Ohne Panikmache: Es ist nicht verkehrt, den Vorratsschrank anzuschauen und nachzudenken, wie man sich bei einem längeren Stromausfall versorgen kann“, rät Bürgermeister Stefan Neumann. Bei der Einwohnerversammlung jüngst wurde ein „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ vom Bundesamt verteilt.
Für Ernstfall: Brücken im Kreis Heilbronn werden kontrolliert
Über die „Drehscheibe Deutschland“ können Nato-Streitkräfte schnell zu den europäischen Bündnispartnern verlegt werden. Transitrouten ziehen sich durch zahlreiche Landkreise und Gemeinden. Ob dazu auch die Region Heilbronn-Hohenlohe gehört, ist unklar. „Konkrete Details dazu unterliegen der Geheimhaltung“, so eine Bundeswehr-Sprecherin. Aus dem Landratsamt Heilbronn heißt es, dass „Straßen und Brücken im Kreisgebiet bei Kontrollfahrten geprüft werden“. Nicht bekannt sei, ob die saniert werden müssten. Auch die Stadt Heilbronn kontrolliere ständig.