Pershing-Unglück in Heilbronn: Die Waldheide als Ort der Erinnerung
Mit einer Gedenkveranstaltung erinnerte Heilbronn an den tragischen Unfall auf der Waldheide vor 40 Jahren, bei dem drei US-Soldaten ums Leben kamen.
Mit großer Anteilnahme hat die Heilbronner Stadtbevölkerung an diesem Samstag das Gedenken an den Unfall an einer Pershing-II-Rakete auf der Heilbronner Waldheide verfolgt. Vor 40 Jahren, am 11. Januar 1985, explodierte auf dem damaligen US-Stützpunkt Waldheide der Motor einer Pershing-II-Atomrakete. Bei dem Unglück starben drei amerikanische Soldaten. 16 wurden verletzt.
Rund 200 Menschen nahmen an der Gedenkveranstaltung teil. „Heute Idylle, damals militärisches Sperrgebiet mit Schlagbäumen, Stacheldraht, Wachtürmen, Bunkern und Atomraketen“, sagte der Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel. Unter den Teilnehmern waren mehrere US-Soldaten – darunter auch Larry Nichols von der US-Army Veterans Association.
Pershing-Unglück in Heilbronn jährt sich zum 40. Mal
Ehe sich viele der Teilnehmer mit der Historikerin Ute Kümmel auf einen neu errichteten Stelen-Weg machten, auf dem die vielschichtige Entwicklung des rund 50 Hektar großen Gebiets auf der Waldheide dargestellt wird, erinnerte Mergel an die 1980er Jahre und ordnete die Zeit ein: Dieser Tag sei nicht nur wegen seiner großen individuellen Tragik in Erinnerung geblieben. „Vielmehr ist er uns im Gedächtnis, weil er der Welt auch vor Augen führte, welche Gefahr, welche Bedrohung der Kalte Krieg mit seinem Wettrüsten auch in Friedenszeiten darstellte.“
Mergel erinnerte an den massiven Protest, der sich nach dem Unglück formierte, und dass sich die Demonstrationen zwar gegen die Raketenstationierung richteten, „nicht aber gegen die amerikanischen Soldaten“. Diese seien hier als Bereicherung empfunden worden.
Pershing-Unfall in Heilbronn: Vor 40 Jahren sterben auf der Waldheide drei Soldaten
Ungeachtet der heutigen angespannten Lage mit einem Krieg, der seit knapp drei Jahren mitten in Europa tobt, „der Aufrüstung, der Verhärtung der Feindbilder, der Unversöhnlichkeit“, forderte der OB auf, die Hoffnung zu bewahren und dafür einzutreten, „dass auch künftig wieder ein friedliches Miteinander, dass Entspannung und Annäherung möglich sind“.
Die Waldheide sei ein offensichtliches Symbol für die Möglichkeit des Wandels. „Der Raketenstützpunkt wurde demontiert, die Waldheide in eines unserer beliebtesten Naherholungsgebiete verwandelt.“ Der nun eingerichtete Stelen-Weg ist Teil des Konzepts „Geschichte vor Ort – Die Waldheide zwischen Naherholungsgebiet und Atomraketenbasis“. Er hat den Anspruch, die Historie der Waldheide sichtbar zu machen und legt damit Wert darauf, die Erinnerung nachvollziehbar zu machen.
Jede der zwölf Informationsstationen steht für sich, so dass man nicht einem Rundgang folgen muss, aber durchaus folgen kann. Die Stelen greifen unterschiedliche Themen auf. Es empfiehlt sich, ein Handy dabei zu haben. Mittels QR-Codes auf den Stelen können sich Interessierte intensiver mit den jeweiligen Themen beschäftigen.
Die Historikerin Ute Kümmel informierte die Teilnehmer am Samstag über die Hintergründe der jeweiligen Stationen. Sie präsentierte großformatige Fotos, die das Stadtarchiv 1991 in der Zeit nach dem Abzug der US-Armee vom Abriss der Anlage gemacht hatte. Auch diese Fotos sind auf der Homepage der Stadt abrufbar. Eine ganze Reihe von Fotos stammen auch vom langjährigen, früheren Stimme-Fotograf Hermann Eisenmenger.
Als auf der Heilbronner Waldheide der Motor einer Atomrakete explodierte
So ist unter anderem dokumentiert, wie der frühere Mannschaftsbereich der Soldaten aussah, in welchem Gebäude die Wachhunde untergebracht waren und wie man sich die Waldheide als Hochsicherheitsanlage vorstellen muss. An jener Station erhält der interessierte Besucher Informationen über das Sicherheitssystem und den Schilderwald sowie über die Sicherheitsmaßnahmen mit Panzersperren, Flutlichtern und Beobachtungstürmen.
Klobige grüne Panzersperren ragen noch heute an mehreren Stellen aus dem Boden heraus. „Sie sind massiv in den Boden eingelassen, stehen dicht nebeneinander und sind mit Seilen verbunden“, erklärte Historikerin Kümmel. Nähere Informationen über die Panzersperren erhält der Besucher an der Infostele unter dem Begriff Hubschrauberhangar.