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Bessere IT in Behörden
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Damit Ämter schneller werden: Trio aus dem Zabergäu wirbt im Bundesministerium für Digitalisierung

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Elf Wochen für den Ausdruck einer Geburtsurkunde? Kein Problem in Berlin. Bei der Digitalisierung hat Deutschland großen Nachholbedarf. Eine Gruppe aus dem Zabergäu setzt sich für bessere IT in den Amtsstuben ein – auf Bundes- und Landesebene, mit namhaften Mitstreitern.

Wollen die Digitalisierung in den Ämtern und Behörden vorantreiben (von links): Thomas Knörle, Franz Gruber und Helmut Kayser.
Wollen die Digitalisierung in den Ämtern und Behörden vorantreiben (von links): Thomas Knörle, Franz Gruber und Helmut Kayser.  Foto: Gajer, Simon

Man kann es sich einfach machen und über die langsame Bürokratie im Land schimpfen. Oder aber man macht es wie Franz Eduard Gruber. Der Brackenheimer hat zunächst Helmut Kayser und Thomas Knörle aus der Stadt um sich gescharrt, um Tempo bei der Digitalisierung in Behörden zu bekommen. Jetzt gehören unter anderem der IT-Chef der Stadt Stuttgart zu den Mitstreitern oder Dr. Nikolas Stihl, Vorsitzender des Beirats des Sägen-Herstellers aus Waiblingen. 

Franz Eduard Gruber sorgt sich um Deutschland, hat deshalb schon erfolgreich für das Schulfach Informatik gekämpft. Als wohlstandsgefährdend bezeichnet er es, wie wenig sich bei der IT in den Ämtern und Behörden tue. Die Gruppe will das ändern und ist auf vielen Ebenen tätig. Auf Landesebene sprach sie schon mit Politikern und dem für Digitalisierung zuständigen Ministerium um Innenminister Thomas Strobl (CDU), auf Bundesebene war Franz Eduard Gruber kürzlich im neuen Digitalministerium.

Digitalministerium im Bund: So schätzt Franz Eduard Gruber dort die Bereitschaft ein, bei der Digitalisierung Tempo zu  machen

Der Besuch und das Gespräch mit dem zuständigen Staatssekretär stimmte Franz Eduard Gruber allerdings skeptisch, englische Schlagwörter bekam er zu hören, natürlich auch das Wort Künstliche Intelligenz. Den dringenden Handlungsbedarf habe man erkannt, sagt er. An der Fähigkeit zur Umsetzung hat die Gruppe allerdings ihre Zweifel. Stattdessen, so befürchtet sie, wolle man nur schnelle Erfolge sehen.

Aus Sicht der Zabergäuer ist das der falsche Weg: Man lösche ein Feuer, ohne die eigentliche Ursache zu bekämpfen, so Thomas Knörle.

Damit der Datenaustausch zwischen den Behörden klappt, braucht es eine einheitliche IT-Gesamtarchitektur

Die Gruppe hat herausgearbeitet, worauf es aus ihrer Sicht zunächst einmal ankommt: Den Bund sehen sie in der Pflicht, zunächst einmal eine vernünftige und einheitliche Gesamtarchitektur bei der IT zu erstellen. Register jeglicher Art müssten vereinheitlicht werden, Melderegister genauso wie Jagd- oder Ausländerregister.

In Deutschland sieht es bislang anders aus. Derzeit gebe es oft einen „technologischen Wildwuchs“, wie es die Männer nennen, und eine „Unmenge heterogener und nicht interoperabler Verfahren“. Vom aktuellen Status-quo würden Beratungsunternehmen profitieren. Für die sei der „Zoo an IT-Anwendungen durch den Föderalismus“ ein bestelltes Feld, sagt Franz Eduard Gruber. Andere Länder in Europa, das verdeutlichen die drei, sind hier schon weiter.

Verwaltungen müssen vorankommen, finden die drei Zabergäuer

Die Arbeitsweisen müssen schneller werden, man müsse weg von den Ordnern kommen, die nur rumstehen, begründet Thomas Knörle sein Engagement. „Damit Deutschland vorankommt, müssen Verwaltungen vorankommen“, so der Brackenheimer Stadtrat. Helmut Kayser gehörte dem Kommunalparlament ebenfalls lange an. Ihm sei früh klargeworden, dass die Städte und Gemeinden Finanzierungsprobleme bekommen werden. „Wenn man digitalisiert, kann man Geld einsparen.“

Nun engagieren sich die Männer für eine bessere Digitalisierung. Die Gruppe spricht mit dem CDU-Spitzenkandidaten für die kommende Landtagswahl, Manuel Hagel, sie hat sich auf Bundesebene gleich zu Beginn der Koalitionsverhandlungen zu Wort gemeldet mit einem Zwölf-Punkte-Forderungskatalog. Ganz oben auf der Liste stand ein Bundesministerium für Digitales. Das gibt es nun tatsächlich. „Darauf sind wir stolz“, sagt Helmut Kayser. „Wir waren aber vermutlich nicht die einzigen, die es eingefordert haben.“

Seit langem schon fordert die Gruppe mehr Tempo, und sie bekommt Unterstützung vom Gemeindetag und Landkreisen – und doch tut sich in ihren Augen wenig. Aufgeben wollen die drei und ihre namhaften Mitstreiter nicht. „Steter Tropen höhlt den Stein“, findet Thomas Knörle. Die Digitalisierung der Ämter und Behörden könne funktionieren, „dafür muss sie aber in die Umsetzung kommen“.

In Kürze gibt es ein Gespräch mit Manuel Hagel. Auch fürs Land fordern die drei, dass es nach den Landtagswahlen 2026 ein Digitalministerium gibt. Sie setzen darauf, dass Baden-Württemberg voranprescht und ein Signal setzt: „Von uns kommen Innovation und gute Vorschläge“, so Franz Eduard Gruber.

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Kommentare

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Peter Luboeinski am 05.08.2025 14:28 Uhr

Das Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg (IM BW) ist die zentrale Landesbehörde, die die Digitalisierung in den Kommunen steuert, koordiniert und unterstützt. Dieses Ministerium verantwortet die IT-Strategie und E-Government-Strategie im Land und ist somit oberste Instanz für die kommunale Digitalisierung
Der Minister des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg ist seit 2016 Thomas Strobl CDU. Er ist somit zuständig für die Digitalisierungsfragen in Baden-Württemberg, einschließlich der kommunalen Digitalisierung
→ 9 Jahre und es ist nicht viel / nichts passiert......

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