Busfahrerstreik im Raum Heilbronn – Verdi-Verhandlungsführer sieht „riesigen Nachholbedarf“
Schüler und Berufspendler brauchen in diesen Tagen wieder starke Nerven. Denn die Gewerkschaft Verdi hat die Betriebe im privaten Omnibusgewerbe für Dienstag und Mittwoch zu Warnstreiks aufgerufen.
Die Gewerkschaft Verdi ruft Busfahrer zum Warnstreiks im privaten Omnibusgewerbe auf. Mit den rund 30 Betrieben sind auch Strecken in der Region Heilbronn betroffen wie im Zabergäu (OVR), Neckarsulm (Zartmann), Heilbronn (FMO und OVR) und Neuenstadt (OVR und Hofmann).
Verdi fordert für die rund 9000 Beschäftigten unter anderem neun Prozent mehr Entgelt sowie 100 Euro mehr im Monat für die Auszubildenden bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Busfahrer-Streik im Raum Heilbronn: Nächste Verhandlungsrunde am 31. Januar
„Wir haben in diesem Bereich bei den Busfahrern einen riesigen Nachholbedarf“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Jan Bleckert gegenüber der Heilbronner Stimme. Das Einstiegsgehalt liege bei rund 3000 Euro. Durchschnittlich liege das Gehalt bei rund 3500 Euro brutto.
Am 31. Januar steht die dritte Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern an. Die Gewerkschaft wünscht sich bis dahin ein verbessertes Angebot. Am 9. und 10. Januar hatten sich laut Verdi rund 2000 Beschäftigte an ersten Warnstreiks beteiligt.

Busfahrer streiken im Raum Heilbronn: Arbeitgeber verweisen auf gestiegene Löhne
Der Verband der baden-württembergischen Omnibusunternehmen erklärte unterdessen in einer Pressemitteilung: „Im letzten Lohntarifvertrag 2023/2024 wurden die Löhne bereits um plus 14 Prozent angehoben, die Inflation lag dabei im betreffenden Zeitraum bei nur acht Prozent. Und auch für die Unternehmen wird alles teurer.“
Gewerkschafter Jan Bleckert begründet die Tarifforderungen folgendermaßen: „Unser Tarifvertrag hinkt hinter der allgemeinen Entwicklung hinterher.“ Der vorangegangene Vertrag sei von den jüngsten gesellschaftlichen Entwicklungen längst wieder eingeholt worden. Tariflöhne in anderen Branchen seien deutlich höher ausgefallen.
Verdi-Verhandlungsführer: Beruf des Busfahrers muss für Nachwuchs attraktiv sein
Und der Verhandlungsführer macht noch auf ein anderes Problem aufmerksam, das in den kommenden Jahren drängend werde: „Der Großteil der Busfahrer ist heute um die 55 Jahre alt. In fünf Jahren gehen 30 Prozent der Fahrer in den Ruhestand, in zehn Jahren sind es dann sogar 50 Prozent.“ Dann werde es zu einem wachsenden Konkurrenzkampf um die wenigen verbliebenen Fahrer kommen. Daher müsse der Beruf für den Nachwuchs attraktiv sein.
Dass nicht alle Betriebe in Baden-Württemberg streiken beziehungsweise zum Streik aufgerufen sind, liegt an der Vielzahl der Tarifverträge für unterschiedliche Gruppen. „Im Land gibt es vier bis fünf Tarifverträge“, sagt Bleckert.
Der Heilbronner Hohenloher Haller Nachverkehr (HNV), der den innerstädtischen Bereich bedient, ist von den aktuellen Streiks nicht betroffen. Andere Bundesländer seien noch mehr belastet durch viele unterschiedliche Tarifverträge. Bleckert: „Ich bin froh, dass wir nicht ganz so viele haben.“
Kommentare öffnen
Stimme.de
Kommentare