Wehrdienst-Kompromiss: „Endlich wurde eine Entscheidung getroffen“
Oberstleutnant Steffen Klewitz leitet das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr zum Landkreis Heilbronn. Als Privatmann sagt er: „Die Bundeswehr braucht funktionierende Prozesse“.
Nach wochenlangem Streit haben sich Union und SPD auf ein Modell für einen neuen Wehrdienst geeinigt. Im ersten Schritt schreibt die Bundeswehr Anfang 2026 zunächst alle im Jahr 2008 geborenen Deutschen mit einem Fragebogen an.
Männer müssen ihn ausfüllen, Frauen können es freiwillig tun. Der Fragebogen fragt nach der Bereitschaft zum Wehrdienst, nach körperlicher Fitness und nach Bildungsabschlüssen.
Bundeswehr startet neuen Wehrdienst: Musterung soll schrittweise beginnen
Die Musterung soll ab 2026 schrittweise beginnen. Eine Musterung aller etwa 300.000 Männer eines Jahrgangs ist bisher aufgrund fehlender Kapazitäten nicht möglich, sie ist erst für Mitte 2027 vorgesehen, nachdem Kapazitäten wie Musterungszentren und Ausbilder wieder aufgebaut sind. Wenn sich nicht genügend Freiwillige finden, soll der Bundestag über eine sogenannte Bedarfswehrpflicht entscheiden, bei der auch ein „Zufallsverfahren“ zur Auswahl genutzt werden kann, hieß es.

„Ich freue mich, dass nun endlich eine Entscheidung in Berlin getroffen wurde, wie es weitergeht“, sagt der Reservist Dr. Steffen Klewitz dazu. Der Oberstleutnant leitet das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr zum Landkreis Heilbronn. Er berät in dieser Funktion den Landrat zu Fragen der Verteidigung an der Schnittstelle zwischen militärischem und zivilem Bereich. Zur Wehrpflicht könne er sich nur als Privatperson äußern, sagt Klewitz, politische Aussagen stünden ihm als Amtstäger wegen der Neutralitätspflicht nicht zu.
„Bundeswehr braucht funktionierende Prozesse“
Fakt sei, dass der notwendige personelle Aufwuchs mit dem derzeitigen System nicht sicherzustellen ist, das hätten die vergangenen Jahre gezeigt, meint er. Die Zeit, ein weiteres Jahr Freiwilligkeit für die Musterung auszuprobieren, sei einfach nicht da, so Klewitz: „Wir brauchen funktionierende Prozesse, auch für die langfristige Planung.“ Spezialisten seien nicht eben schnell in wenigen Wochen und bei Bedarf auszubilden.
Klewitz hat persönlich außerdem die Erfahrung gemacht, dass das derzeitige System die Aufnahme von Freiwilligen in die Reserve teilweise verhindert oder erschwert – aus formellen Gründen. „Auch deswegen brauchen wir einen klaren Prozess und nicht nur Lippenbekenntnisse.“
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