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Beilsteiner Ringen um Verkauf des ehemaligen Seniorenpflegeheims Haus Ahorn

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Das frühere Seniorenpflegeheim Haus Ahorn steht zum Verkauf. 75 Teileigentümer der Immobilie werden dabei von einem Makler vertreten. Beilsteins Bürgermeisterin möchte den Gebäudekomplex jedoch in städtisches Eigentum bringen – dabei lässt sie nichts unversucht.  

Die Stadt Beilstein möchte sich das Eigentum am Grundstück und Gebäude des früheren Seniorenpflegeheims Haus Ahorn am Ilsfelder Weg sichern. Der Gemeinderat hat dazu jüngst eine Vorkaufssatzung beschlossen. Die auf dem Baugesetzbuch fußende Regelung soll es der Stadt ermöglichen, bei einer anstehenden Veräußerung der Immobilie das Vorkaufsrecht auszuüben.

Beilstein will Haus Ahorn kaufen und für Gemeinwohl neu nutzen

Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld zeigte sich über die geänderte Ausgangslage äußerst zufrieden. Aus städtebaulicher Sicht bestehe ein besonderes Interesse an dem Areal. Es ist zentral gelegen, unmittelbar südlich des Schulzentrums und in fußläufiger Entfernung zur Stadthalle sowie zur Innenstadt von Beilstein. Das Grundstück sei wichtig für die kommunale Entwicklungsstrategie, bekräftigte Schoenfeld, die sich eine öffentliche und gemeinwohlorientierte Nutzung wünscht.

Die Fläche sei als Begegnungs- und Bildungsstätte zu entwickeln, heißt es im Gemeinderatsbeschluss. Vorstellbar seien Räume für schulische Betreuung, Kindertagesstätten, einen Mensabetrieb, Beratungs- und Vereinsangebote sowie weitere öffentliche Nutzungen.

Zersplitterte Eigentümerstruktur erschwert geplante Umnutzung in Beilstein

Der Weg dahin stellt sich wegen der besonderen Eigentümerstruktur jedoch sehr schwierig dar. Das Gebäude steht aktuell leer. Der Betrieb des Pflegeheims ist Ende März aufgegeben worden. Die Liegenschaft und ihre Wohneinheiten sind in mehr als 100 Eigentumsanteile aufgeteilt, die von entsprechend vielen Eigentümern gehalten werden. Bürgermeisterin Schoenfeld spricht von einer „zersplitterten Runde“. Manche der Personen seien zwischen 80 und 90 Jahre alt, neben Einzeleigentümern gebe es auch Erbengemeinschaften. Zudem lebten nicht alle Eigentümer vor Ort, sondern teils in der Schweiz, in Frankreich und sogar Südafrika.

Der Betrieb des früheren Pflegeheims Haus Ahorn in Beilstein ist längst aufgegeben. Nun soll die Wohnanlage veräußert werden.
Der Betrieb des früheren Pflegeheims Haus Ahorn in Beilstein ist längst aufgegeben. Nun soll die Wohnanlage veräußert werden.  Foto: Christina Kunz

Die Handlungsfähigkeit der Eigentümergemeinschaft und damit eine geordnete Umnutzung der Liegenschaft sei dadurch erheblich erschwert, argumentiert die Stadt und begründet damit den Vorstoß, das Gebäude möglichst in der Gesamtheit zu übernehmen, um über dessen Verwendung dann bestimmen zu können. Nach Angaben von Schoenfeld hat die Stadt schon eine Wohnung kaufen können. Für eine zweite stehe der Notartermin fest.

Das Engagement der Stadt tangiert unterdessen das Interesse eines Heilbronner Projektentwicklers: So hat die Josef Christof Immobilien & Projektentwicklung GmbH nach Angaben ihres Vertriebsleiters Friedhelm Wagner mit 75 der 77 Eigentümer einen Alleinvermarktungsvertrag geschlossen. Wagner ist erheblich irritiert über das Vorgehen der Bürgermeisterin. Seit Räumung der Immobilie im April habe man die Vermarktungsrechte. „Die Wohnungen würden wir auch an die Stadt verkaufen“, stellt Wagner klar – nur seien jegliche Versuche der Kontaktaufnahme mit der Bürgermeisterin gescheitert – stattdessen folgte nun der Beschluss der Vorkaufssatzung.

Projektentwickler kritisiert Stadt Beilstein und schaltet Anwalt ein

Dessen nicht genug, erhielt das Büro des Projektentwicklers nach Angaben von Wagner Anfang der Woche von einer Stuttgarter Anwaltskanzlei eine von der Bürgermeisterin angestrengte Unterlassungsaufforderung zugestellt. Diese ziele darauf ab, „werbliche Kontaktaufnahmen“ mit den Stadträten zu unterbinden, meint Wagner. Hintergrund sei, dass Wagner die Stadträte in einer E-Mail auf drohende Folgekosten hingewiesen habe. So prognostiziere ein Gutachten für eine Sanierung der Immobilie Kosten von bis zu sechs Millionen Euro. Das müsse publik gemacht werden, findet Wagner.

Ein Plan ohne Makler

Bürgermeisterin Schoenfeld bekräftigt das städtische Angebot, alle Wohneinheiten im Haus Ahorn kaufen zu wollen. Dies hat Schoenfeld im Vorwort der Dezember-Ausgabe des Beilsteiner Mitteilungsblattes geschrieben. „Bei der Stadt falle für die Verkäufer keine Maklergebühren an – ein klarer finanzieller Vorteil“, schreibt Schoenfeld. Sie macht unverhohlen darauf aufmerksam, dass die Eigentümer lediglich noch wenige Monate an die mit dem Makler geschlossene Vereinbarung gebunden seien. Schoenfeld rät: „zu tun, was nötig ist...“ Ihr Artikel ist überschrieben mit: „Die Stadt hat einen Plan – ohne Makler.“

Mit Beschwerden beim Landratsamt gegen das städtische Vorgehen hat Wagner nach eigenen Angaben kein Gehör gefunden. Der Immobilienmakler sieht sich ausgebootet und will nun ebenso einen Anwalt einschalten. Die bei einem Verkauf von Wohnungen fällige Maklercourtage sieht Wagner nicht verloren. Dass der mit den Eigentümern geschlossene Vermarktungsauftrag befristet sei, räumt Wagner ein, ohne aber die genaue Laufzeit nennen zu wollen.

Haus Ahorn: Stadt Beilstein schreibt Eigentümer an

Dass die Stadt bei dem Immobiliengeschäft finanziell überfordert sein könnte, bestreitet Schoenfeld. Man kenne den Gebäudezustand. Sie verweist auf Rücklagen und Vermögensbestand der Stadt sowie eine mögliche Kreditfinanzierung. „Sonst hätten wir uns in der Sache nicht auf den Weg gemacht“, bekräftigt Schoenfeld.

Die Bürgermeisterin kündigte an, dass die Stadt nun sukzessive alle Eigentümer anschreiben und ihnen ein Kaufangebot zu gleichen Bedingungen wie beim Kauf der ersten Wohnung unterbreiten wolle. Dabei werde die Stadt einen einheitlichen Quadratmeterpreis bieten.

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