Laut Verzeichnis kam es im April 2024 am Katzenbachsee in Pfaffenhofen zuletzt zu einem Badeunfall, teilt das Polizeipräsidium Heilbronn auf Anfrage mit. Ein Mann war im See untergegangen. Der Schwimmer wurde bewusstlos aus dem Wasser gezogen und konnte anschließend erfolgreich reanimiert werden. Weshalb der Mann unterging, darüber kann die Polizei keine Auskunft geben. „Alkohol und Drogen waren keine im Spiel“, erklärt der Pressesprecher der Polizei, Frank Belz.
Baden in Seen und Flüssen: Welche Gefahren beim Schwimmen drohen
Statt in überfüllten Freibädern in Badeseen und Flüssen schwimmen? Das ist auch im Raum Heilbronn möglich. Neben der Wasserqualität gibt es weitere mögliche Gefahren.
Flüsse und Seen sind Ökosysteme, in denen auch Bakterien leben, die sich besonders bei warmen Temperaturen schnell vermehren und für Menschen krankheitserregend sein können. Außerdem spielt auch das eigene Verhalten eine große Rolle beim Thema Sicherheit.
Nino Brandonisio ist einer von drei Hygienekontrolleuren des Gesundheitsamts beim Landratsamt Heilbronn. „In der Saison von Mitte Mai bis September entnehmen meine Kollegen und ich alle zwei Wochen montags eine Gewässerprobe aus dem Breitenauer See in Obersulm, dem Hirschfeldsee in Oedheim, der Ehmetsklinge in Zaberfeld, dem Mühlbacher See und dem Elsenzer See in Eppingen, dem Katzenbachsee in Pfaffenhofen und dem Finsterroter See in Wüstenrot, um die Wasserqualität mikrobiologisch zu untersuchen. Jeder hat sein Gebiet“, berichtet Brandonisio.
Hygienekontrolleure entnehmen Proben aus den Seen im Landkreis Heilbronn
Die Kontrolluntersuchung geschieht vom Steg oder auch mal vom Tretboot innerhalb des Badebereichs aus. Mittels einer Stange, an der eine Flasche angebracht ist und die der 27-Jährige durchs Wasser zieht, nimmt er eine Schöpfprobe. Außerdem misst er mit einem Messgerät die Temperatur des Sees.

Am Nachmittag werden die Proben aus den sieben Badeseen zum Landesgesundheitsamt nach Stuttgart gebracht, wo die Auswertung stattfindet. Untersucht werden mikrobiologische Parameter wie Escherichia coli (E. coli) und intestinale Enterokokken – Bakterien, die in Tier- und Menschenkot vorkommen. Die Ergebnisse werden an den Badeseebetreiber übermittelt und auch in die digitale Badegewässerkarte des Landes aufgenommen, die online unter www.badegewaesserkarte. landbw.de einsehbar ist.
Grenzwerte für Bakterien überschritten – wann Badeverbot im Landkreis Heilbronn droht
„Werden die Grenzwerte für E. coli oder Enterokokken überschritten, muss innerhalb von 72 Stunden eine Nachbeprobung stattfinden“, berichtet Brandonisio. Überschreiten die Werte weiterhin die Grenze, werde ein Badeverbot verhängt, bis wieder ein unbedenklicher Befund vorliege.
Dass ein Badeverbot für Seen in der Region verhängt werden müsse, sagt Hygienekontrolleur Brandonisio, komme allerdings eher selten vor. Zuletzt am 9. August 2023 an der Ehmetsklinge in Zaberfeld, da eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an E. coli-Bakterien und Enterokokken im Wasser nachgewiesen wurde. Da Flüsse keine offiziellen EU-Badestellen sind, würden diese nicht vom Gesundheitsamt überwacht, weshalb die Behörde dringend davon abrät, dort schwimmen zu gehen.
Eine Verunreinigung entstehe meist nach Starkregen, infolgedessen belastetes Schmutzwasser, beispielsweise durch Mischwasserüberläufe aus Kläranlagen, in die Gewässer gespült wurde. „Nach starken Niederschlägen sollte man nicht baden gehen. Auch das Schlucken des Wassers sollte vermieden werden“, erklärt Dr. Viktoria Schaufler vom Gesundheitsamt des Landratsamts Heilbronn. Der Grund: Bei immungeschwächten Personen oder Kindern könne in der Folge Durchfall, Erbrechen und Fieber auftreten. Auch eine offene Wunde sollte nicht in Kontakt mit dem Badeseewasser kommen, da sich diese infizieren könne.
Zerkarien durch Vogelkot in Badeseen – Hautausschlag droht
Bei steigenden Temperaturen im Sommer könnten zudem sogenannte Zerkarien in den Badeseen auftreten. Die Eier der Saugwürmer gelangen durch Vogelkot ins Wasser. Dort wachsen sie zu Larven heran, die in die menschliche Haut einzudringen versuchen, dort aber absterben. Dennoch könne so eine Badedermatitis in Form eines Hautausschlags ausgelöst werden. „Dieser ist zwar unangenehm, aber nicht gefährlich und heilt von allein wieder ab“, sagt Schaufler.
Um das Risiko für das Auftreten eines Ausschlags zu minimieren, rät sie, seichtes Uferwasser zu meiden, wasserfeste Sonnencreme vor dem Baden aufzutragen und sich nach dem Baden gründlich abzutrocknen. Cyanobakterien, auch bekannt als Blaualgen, verursachen blaugrüne Schlieren an der Wasseroberfläche. „Cyanobakterien bilden Toxine und können eine Bindehautentzündung, Hautausschlag, aber auch Erbrechen und Durchfall verursachen.“
Badeunfälle an Seen: Gefahren durch Alkoholkonsum
Auch Axel Kunzmann weiß um die Gefahren beim Schwimmen in natürlichen Gewässern. Der Vorsitzende der DLRG, Bezirk Heilbronn, ist seit fast einem halben Jahrhundert bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft aktiv, um Menschen in Notsituationen zu helfen. Zu Zeiten des Hochbetriebs überwacht Kunzmann mit bis zu 30 Kollegen das Geschehen am und im Breitenauer See in Obersulm.
Dafür besetzen sie die Rettungswachstation sowie die Wachtürme, machen Kontrollgänge entlang des Ufers und fahren mit dem Boot auf den See hinaus. „Bei Unfällen spielt Alkohol immer wieder eine große Rolle“, berichtet Kunzmann. Schwimmer würden in diesem Zustand oftmals ihre Fähigkeiten überschätzen, Nichtschwimmer leichtsinnig werden. „Alkohol belastet zudem das Herz-Kreislauf-System.“
Doch auch ohne Alkohol im Blut würde manch einer seine Fähigkeiten überschätzen. „Man darf nicht vergessen, dass auch in Seen eine gewisse Strömung und Temperaturunterschiede herrschen, die den Körper belasten.“ Vom Schwimmen oder Reinspringen an nicht explizit ausgewiesenen Badestellen an Jagst, Kocher oder Neckar rät Kunzmann grundsätzlich ab. „Man kann sich beim Ein- und Ausstieg verletzen, weil man durch die Wassertrübung nichts sieht.“ Außerdem könne einen die Strömung in fließenden Gewässern oder offenen Kanälen mit Schifffahrt und Wellengang im Nu mitreißen.