Weitere Infos und Kontakt unter www.autista-heilbronn.de
Heilbronner Verein Autista stellt sich neu auf und hat viele Angebote
Betroffene Familien können sich an den Selbsthilfeverein wenden. Er bietet Austauschmöglichkeiten, Beratung, Facharzt-Vermittlung und vieles mehr.

Wenn Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) den richtigen Arzt suchen, wenn Eltern nicht mehr weiter wissen oder Erwachsene bei sich selbst eine Diagnose vermuten, gibt es in Heilbronn unter anderem den Verein Autista als Anlaufstelle. Dieser steht seit 2023 auf eigenen Füßen, zuvor arbeitete er mit Kooperationspartnern zusammen. Vor Kurzem wurde ein neues Vorstandsteam gewählt.
Heilbronner Verein Autista: Ein Vorstandsmitglied ist ein „Sechser im Lotto“
Dazu gehört Andreas Hertlein. Er kann als einziger im Team aus eigener Erfahrung sprechen, denn er hat selbst eine ASS. „Für einen Selbsthilfeverein ist das ein Sechser im Lotto“, findet Margit Gmelin, die zusammen mit Hertlein und Alessia Dochtermann den Verein anführt. Bevor Andreas Hertlein sich engagierte, hatte er selbst den Verein um Unterstützung gebeten.
Erst als erwachsener Mann hatte er festgestellt, dass er eine Diagnose brauchte, um Hilfe zu bekommen. „Die Vermutung war schon da, aber die Diagnostik ist ein sehr langwieriger Prozess.“ Er könne zwar viel kompensieren, bestimmte Lebensbereiche seien jedoch eine Herausforderung. Durch Autista habe er einige Abkürzungen nehmen können. „Allein ist es schwer, die richtigen Anlaufstellen zu finden“, berichtet der 37-Jährige.Der Heilbronner Verein bietet aber nicht nur die Vermittlung von Fachstellen und Hilfe auf dem Weg zur Diagnose an. Er hat zum Beispiel auch ein Eltern-Kleinkind-Projekt, das Margit Gmelin mit einer Kinderärztin leitet. „Das ist ein Herzensprojekt von mir.“ Eltern können mit ihren Kindern bereits im ersten Lebensjahr zur Beratung kommen. „Da gibt es noch keine Diagnose, aber man kann ganz früh am Beziehungsaufbau arbeiten oder an der Kommunikation.“
Wie können Eltern mit Ess- und Schlafproblemen ihrer Kinder umgehen
Viele Eltern mit einem Kind, das Anzeichen einer ASS zeige, seien sehr verzweifelt. Es gebe oft Ess- und Schlafprobleme. Gmelin hat fast 30 Jahre in einer kinderpsychiatrischen Praxis als Motopädagogin gearbeitet und hatte viel mit autistischen Kindern zu tun. Nach der Rente wollte sie diese Erfahrung weiter nutzen, um Familien zu helfen, erzählt sie.
Aber auch für ältere Kinder und Erwachsene bietet Autista Beratungen an. Im Herbst kommen einige neue Angebote hinzu, berichtet Gmelin. Eine „Austausch-Zeit“ zum Beispiel, zu der Eltern mit ihren Kindern kommen können. Während die Erwachsenen sich unterhielten, würden die Kinder von einer Pädagogin betreut. Einmal im Monat komme außerdem eine Psychologin und Familientherapeutin aus Dresden nach Heilbronn und biete für den Verein Elternabende an. Auch ein sogenannter Trialog mit Betroffenen, Fachleuten und Angehörigen sei geplant, fügt Hertlein hinzu.
Eine stille Stunde ermöglicht Autisten den Besuch der Experimenta
Autista arbeitet immer wieder mit Partnern wie der Experimenta zusammen. Dort gibt es am 29. September zum wiederholten Mal eine stille Stunde, in der die Lautstärke gedämpft und nur eine bestimmte Personenanzahl hineingelassen werde. Anders könnten viele Menschen mit ASS die Experimenta nicht erleben. „Wir hoffen, dass sich so etwas dann auch auf andere Bereiche wie Supermärkte ausweitet“, erläutert Hertlein. Der Verein wolle aufklären, dass viele Alltagsbereiche, in denen zum Beispiel Musik laufe, grelles Licht leuchte oder sich viele Menschen aufhielten, für Autisten schwer oder gar nicht auszuhalten seien.