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„Schritt fällt uns nicht leicht“
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Anicura Kleintierzentrum in Heilbronn schafft nächtlichen Notdienst ab

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Künftig wird es in der Nacht keinen Notdienst mehr in dem Anicura Kleintierzentrum in Heilbronn geben. Tierhalter müssen in die Partnerkliniken nach Ludwigsburg oder Stuttgart ausweichen.


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Das Anicura Kleintierzentrum in Heilbronn wird ab September keinen nächtlichen Notdienst mehr anbieten. Das gab die Praxis vor wenigen Tagen in einer schriftlichen Mitteilung bekannt. „Dieser Schritt fällt uns nicht leicht“, heißt es weiter. Grund für die Entscheidung sei Personalmangel. Zwischen 22 und 7 Uhr müssen Tierhalter künftig auf die Partnerpraxen in Ludwigsburg oder Stuttgart ausweichen.

„Wir wissen, dass die zusätzliche Fahrzeit für Tierhalter eine Herausforderung sein kann“, erklärt Pressesprecherin Janina Bruckmann schriftlich auf Anfrage der Heilbronner Stimme. „Gerade deshalb war diese Entscheidung für uns keine leichte.“ Im Vorfeld sei geprüft worden, ob die tiermedizinische Versorgung weiter gewährleistet sei. „Aus tierärztlicher Sicht sind die Entfernungen vertretbar“, gibt Bruckmann an. Man sei froh, auf ein zuverlässiges Netz von Partnern zurückgreifen zu können, die im Notdienst jederzeit einspringen. 

Anicura Kleintierzentrum in Heilbronn: Nächtlicher Notdienst schwer zu leisten

Die Entscheidung sei zudem kein endgültiger Schritt, sondern eine Reaktion auf die „derzeitige Realität“. Damit sich die Situation verbessert, brauche es strukturelle Veränderungen im ganzen Berufsfeld. „In den vergangenen Jahren ist es für Tierarztpraxen in ganz Deutschland zunehmend schwieriger geworden, qualifiziertes Fachpersonal zu finden“, so Bruckmann weiter. Besonders in der jüngeren Generation der Tierärztinnen und -ärzte sei ein Wandel passiert. So sei die Branche stark weiblich geprägt, und viele Angestellte möchten Beruf und Familie unter einen Hut bringen. „Nacht- und Notdienste lassen sich mit Kinderbetreuung und familiären Verpflichtungen jedoch nur schwer vereinbaren“, betont Bruckmann. 

Hinzu komme, dass Work-Life-Balance und psychische Gesundheit heutzutage zurecht einen höheren Stellenwert hätten als früher. „Gerade im Notdienst ist die Belastung oft sehr hoch“, so die Sprecherin. Nicht nur durch komplexe Fälle, sondern auch durch den Umgang mit aufgewühlten und in manchen Fällen sogar aggressiven Tierhaltern. Das führe dazu, dass viele Angestellte die Arbeitszeiten nicht dauerhaft leisten können. „Auch erfahrene Tierärztinnen stoßen dabei zunehmend an ihre Grenzen“, erläutert Bruckmann. 

Wenig Personal, viel Arbeit: Gründe für Veränderungen in Heilbronner Kleintierzentrum

Doch es gibt weitere Gründe. Zwar steige die Gesamtzahl der Tierärzte, aber viele würden sich für spezialisierte Tätigkeitsfelder oder Stellen mit geregelteren Arbeitszeiten entscheiden, wie bei Behörden oder in der Industrie. Zudem stünden viele erfahrene Kollegen kurz vor dem Ruhestand, und es komme nicht genug Nachwuchs nach, fügt Janina Bruckmann hinzu. „Die gestiegenen Erwartungen von Tierhaltern an eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit verschärfen diese Situation zusätzlich.“

Ein Blick in die Bundestierärztekammer (BTK) zeige, dass die Zahl der Tierkliniken mit verpflichtender 24-Stunden-Erreichbarkeit in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sei. „Das bedeutet konkret, dass sich die Arbeitsbelastung auf immer weniger Schultern verteilt – und irgendwann nicht mehr tragbar ist“, erklärt Bruckmann. Der Anicura-Verbund betreibe deutschlandweit derzeit 81 Kliniken und Praxen. Zwölf davon hätten eine 24-Stunden-Bereitschaft. 

Öffnungszeiten

Die Einrichtung in der Ferdinand-Braun-Straße 2 in Heilbronn ist ab September immer montags, donnerstags und freitags von 8 bis 18 Uhr, dienstags und mittwochs von 8 bis 20 Uhr für eine Terminsprechstunde geöffnet. Notfälle können unter der Woche bis 22 Uhr angenommen werden, am Wochenende von 9 bis 22 Uhr. Die stationäre Versorgung der Patienten sei weiterhin rund um die Uhr gewährleistet.

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