In Deutschland werden laut Bundesumweltministerium mehr als eine Million Tonnen Alttextilien pro Jahr getrennt gesammelt, das sind über 15 Kilogramm pro Einwohner mit steigender Tendenz. Dies entspricht einer Sammelquote von 64 Prozent. Von den in Deutschland gesammelten Mengen werden rund 62 Prozent als Gebrauchttextilien verwendet, rund 26 Prozent werden einem Recycling zugeführt, circa acht Prozent werden als Ersatzbrennstoffe zur Energiegewinnung genutzt und nur vier Prozent müssen beseitigt werden.
Altkleidersammlung im Raum Heilbronn leidet unter Müllflut und Containerabbau
Illegale Entsorgung an Containern wird zunehmend zum Problem – auch im Raum Heilbronn und Hohenlohe. Karitative Organisationen stellen Annahme ein und schauen genau nach, was abgegeben wird.
Seit dem 1. Januar 2025 gilt die Getrenntsammlungspflicht für Textilabfälle in der Europäischen Union. „Sie wurde eingeführt, damit Textilien wiederverwendet oder nachrangig recycelt werden können“, erklärt Markus Böck von der Deutschen Kleiderstiftung.
In den vergangenen Monaten sei der Markt für Altkleider dramatisch eingebrochen. Grund hierfür sind unter anderem eine Übersättigung des globalen Textilmarktes, der starke Rückgang der Wiederverkaufswerte durch einen zu hohen Anteil an Fast Fashion und die steigenden Kosten für Logistik und Sortierung. Die Folge davon ist: Die Verkaufserlöse aus Kleiderspenden, mit denen wichtige soziale und humanitäre Projekte finanziert werden, sind stark zurückgegangen, bei gleichzeitig steigenden Ausgaben für Lagerung und Transport.
Schlechtere Kleidung, sinkende Preise: Kleiderkammern legen drauf
Gleichzeitig habe die „Gemengelage mehr Müll, schlechtere Kleidung, unzuverlässige Abnahme durch Verwerter, sinkende Preise für Altkleider bei gleichbleibenden, sogar steigenden Logistikkosten“, dazu geführt, dass viele Sammlungen eingestellt und Container abgebaut wurden, so Julian Merzbacher vom Deutschen Roten Kreuz, das deutschlandweit fast 800 Läden und Kleiderkammern betreibt. „Die Kilopreise für Alttextilien sind stark gefallen und belaufen sich, soweit die Ware überhaupt noch abgenommen wird, nur noch auf einen Bruchteil früherer Preise, wodurch das Sammeln und Verwerten von Altstoffen kaum noch Gewinne bringt.“

In Deutschland werden die von privaten Haushalten aussortierten Kleidungsstücke und Schuhe vor allem über Altkleidercontainer, gemeinnützige und gewerbliche Altkleidersammlungen oder die Abgabe in sozialen Einrichtungen, Sozialkaufhäusern und „Charity-Shops“ erfasst. „Stark zerschlissene, verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien sind weiterhin über die Restmülltonne zu entsorgen“, stellt Böck klar.
Was zerschlissen oder dreckig ist, darf weiterhin in die Mülltonne
Eine missverständliche Kommunikation von Politik und Medien habe dazu geführt, dass „mehr und mehr als Müll zu klassifizierende Textilien in Containern entsorgt oder an Abgabestellen für intakte Kleidung abgegeben wurden“. Viele sammelnde Organisationen haben den damit verbundenen Mehraufwand, die Kosten und Entsorgungsabwicklungen nicht mehr tragen können. „Darum wurden bundesweit viele Container abgezogen, Kleiderkammern und andere soziale Einrichtungen verweigern die Annahme.“
Beispielsweise die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Neckarsulm hat ihre 24/7-Abgabe eingestellt. „Seit August diesen Jahres sind wir darum dazu übergegangen die Kleiderspenden nur noch in Präsenz anzunehmen“, so die Vorsitzende Julia Zipf. Dies habe den Vorteil, dass nur brauchbare Kleidung angenommen wird.
Die Entsorgung ist teuer: Im Raum Heilbronn und Hohenlohe werden Container abgebaut
Löchrige und abgewetzte Kleidung ist auch im Secondhand Kaufhaus der Aufbaugilde in der Heilbronner Austraße mehr als nur ein Ärgernis. Rund 40 Prozent der abgegebenen Haushaltsgegenstände, der Gläser, Teller, Decken, Bücher oder Textilien sind inzwischen der Kategorie Müll zuzuordnen. Die Entsorgung ist teuer.
Im Mai bereits hatte der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Hohenlohe angekündigt, seine Altkleidercontainer abzubauen. 65 Container waren laut Mitteilung des DRK davon betroffen.
Die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger, in der Regel die Landkreise und kreisfreien Städte, sind für die Sammlungen verantwortlich. Die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis hat auf dem Wertstoffhof Stäffelesrain und auf den Recyclinghöfen dafür eigene Altkleidercontainer aufgestellt. Das Problem in Neckarsulm und Heilbronn ist, dass sich immer wieder Müll rund um die Container ansammelt, der kostenpflichtig entsorgt werden muss.