Deutschlands Rolle im Nato-Bündnisfall: Im Ernstfall sind wir alle gefragt
Europas Sicherheit ist keine abstrakte Frage mehr. Im Ernstfall müssen auch zivile Kliniken wie die SLK-Häuser Kriegsverletzte versorgen, meint unsere Autorin.
Im April diskutierten Europas Unfallchirurgen bei einem Kongress in Aachen noch, ob und wann ein Bündnis-Verteidigungsfall eintreten könnte. Inzwischen geht es nur noch um die Frage: Wie gut sind wir vorbereitet am Tag X, wenn Putins Russland einen der baltischen Staaten oder Polen angreift und Deutschland als Nato-Bündnispartner zur zentralen Drehscheibe für die Truppenbewegungen befreundeter Staaten in Europa wird?
Verteidigung ist keine Leistung, die wir an die Bundeswehr auslagern können
Die Bundeswehr hat sich mit dem Operationsplan Deutschland auf den Weg gemacht, ihre Kriegsfähigkeit herzustellen, auch wenn vieles noch fehlt, wie Teilnehmer am Rande eines großen zivil-militärischen Kongresses in Berlin durchblicken ließen. Woran es vor allem mangelt, ist gesellschaftliche Resilienz, also das Bewusstsein dafür, dass wir die Verteidigung unserer Demokratie und der westlichen Werte nicht an die Bundeswehr auslagern können. Im Ernstfall sind wir alle gefragt.

Für unser Gesundheitswesen bedeutet ein Bündnis-Szenario: Etwa 1000 Kriegsverletzte müssten täglich in zivilen Krankenhäusern wie den SLK-Kliniken versorgt werden. Dafür werden andere Patienten mit geplanten Eingriffen oder chronischen Erkrankungen zurückstecken müssen, die Rettung von Menschenleben hat in einem solchen Fall Vorrang.
Wir können nicht in zwei Jahren aufholen, was über 30 Jahre versäumt wurde
Sind wird dafür gerüstet? „Wir können nicht in zwei Jahren aufholen, was wir in 30 Jahren nach Ende des Kalten Krieges versäumt haben“, sagte einer der Referenten. Aber wir müssen uns auf den Weg machen – und unser Bewusstsein schärfen für das, was jetzt nötig ist.

Stimme.de