„Lebensfroh und gutgläubig“ – beste Freundin sagt über ermordete Eppingerin aus
Am Landgericht Ingolstadt ging der Prozess um den Doppelgänger-Mord weiter, bei dem einer Frau aus Eppingen offenbar ihr Aussehen zum Verhängnis wurde. Ihre beste Freundin sagte aus.

Wer war Khadidja O., die junge Frau aus Eppingen, der ihr Aussehen zum Verhängnis geworden sein soll? Darum ging es am neunten Verhandlungstag vor dem Landgericht Ingolstadt. Die 23 Jahre alte Algerierin, die zuletzt in Eppingen lebte, war im August 2022 mutmaßlich von einer Frau aus Ingolstadt zum Opfer eines perfiden Mordplans auserkoren worden. Erst sollen ihr mit einem Schlagring Schläge auf den Kopf versetzt worden sein, kurze Zeit später mehr als 50 Messerstiche. Noch heute lässt die Tat viele Menschen fassungslos zurück. Der Tatort lag in einem Wald zwischen Massenbachhausen und Fürfeld. Der Fall machte weltweit als sogenannter Doppelgängerinnen-Mordprozess Schlagzeilen.
Freundlich, lebensfroh und mit viel Liebe in ihrem Herzen. Aber auch gutgläubig und fahrlässig im Umgang mit den sozialen Medien. So beschreibt ihre beste Freundin Leyla die ermordete Khadidja O. am Dienstag als Zeugin vor Gericht. „In unserer Freundschaft war ich die Vernünftige und habe versucht, sie auf die richtige Bahn zu lenken.“ Die 26-Jährige kämpft am Anfang mit den Tränen, als sie von ihr spricht. „Wir waren unzertrennlich. Die meiste Zeit hat sie bei mir verbracht“, sagt sie.
Die beiden Frauen haben sich im Alter von etwa 14 Jahren in einer Jugendhilfeeinrichtung bei Waldenburg kennengelernt. Verbrachten seither den Großteil ihrer Zeit miteinander und waren wie Schwestern. In der Vergangenheit habe Khadidja O. viel durchmachen müssen: Einen gewalttätigen Vater, der in diesem Prozess als Nebenkläger auftritt, und einen gewalttätigen Freund soll sie gehabt haben. Ihr Kind habe sie verloren. Und bei einem Fotoshooting sei sie sexuell belästigt worden.
Doppelgänger-Mordprozess an Frau aus Eppingen: Kompliziertes Beziehungsgeflecht
Nicht alles aus ihrer Vergangenheit habe sie verarbeiten können, habe depressive Phasen gehabt und sich zurückgezogen, so Leyla vor Gericht. Das letzte Mal gesehen hat sie Khadidja O. nach Feierabend im Café Schümli in Heilbronn. Dort haben beide Frauen gearbeitet. Als sie bis zum nächsten Tag nichts mehr von ihrer Freundin hört, wird die 26-Jährige misstrauisch und gibt bei der Kriminalpolizei eine Vermisstenanzeige auf.
Khadidja habe ihr am Tag zuvor erzählt, sie sei bei ihrem Freund. Ihrem Freund hingegen habe sie gesagt, sie sei mit Leyla bei einer Kosmetikbehandlung. Es geht kompliziert weiter und ein Beziehungsgeflecht tritt zutage, das nicht wirklich durchschaubar wird: Während sie bei der Polizei die Anzeige aufgab, sagt Leyla, soll sie von einem Mann aus Ingolstadt kontaktiert worden sein. Er gab vor, der Freund von Khadidja zu sein. Dabei soll sie eine glückliche Beziehung zu einem Mann aus Heilbronn geführt haben. Jener Freund, der ebenfalls aussagte, spricht von einer Kennenlernphase, ehe es zu dem Mord kam. Auch ein weiterer Mann soll Leyla am Tag nach dem Verschwinden von Khadidja O. kontaktiert haben. Aufgebracht habe er gewirkt und wollte telefonieren. Beide Männer waren aus Ingolstadt. Wussten sie von dem Mord?
Opfer des Doppelgänger-Mordes hatte in mulmiges Bauchgefühl
Klar ist, dass Khadidja O. an jenem Tag im August 2022 davon ausging, sie würde eine kostenlose Behandlung zur Haarentfernung bekommen. Freunde, die am Dienstag aussagten, wussten davon. Ihrem Freund schickte sie übers Handy sogar ihren Live-Standort durch, weil sie ein mulmiges Bauchgefühl gehabt haben soll.
Auf Instagram soll Khadidja O. von einer Nutzerin angeschrieben worden sein, die angab, ein Kosmetikstudio eröffnen zu wollen. Sie würden ihr eine kostenlose Behandlung anbieten, wenn sie im Gegenzug dafür Werbung mache. Laut Staatsanwaltschaft verbirgt sich die Angeklagte Schahraban K. hinter jenem Account. Sie habe mit dem Leichnam des Opfers ihren eigenen Tod vortäuschen wollen, nachdem eine Beziehung zu ihrem Ex-Verlobten nicht mehr zu retten gewesen sei. K. war bereits 2018 wegen gefährlicher Körperverletzung am Bruder ihres früheren Lebensgefährten verurteilt worden.


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