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Opfer aus Eppingen: Prozess zum Doppelgängerin-Mord beginnt

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Der Tatort lag in einem Wald zwischen Massenbachhausen und Fürfeld. Nun beginnt am Landgericht Ingolstadt der Prozess um den Doppelgängerin-Mord, bei dem einer Frau offenbar ihr Aussehen zum Verhängnis wurde.

Trauerbekundungen in Ingolstadt, nachdem im August 2022 in einem Auto die Leiche einer jungen Frau aus Eppingen entdeckt worden war.
Trauerbekundungen in Ingolstadt, nachdem im August 2022 in einem Auto die Leiche einer jungen Frau aus Eppingen entdeckt worden war.  Foto: Archiv/Peter Kneffel (dpa)

Es war ein Geschehen von extremer Brutalität, und noch heute lässt die gesamte Tat viele Menschen fassungslos zurück. Eine 23 Jahre alte Algerierin, die zuletzt offenbar in Eppingen lebte, war im August 2022 mutmaßlich von einer Frau als Ingolstadt zum Opfer ihres perfiden Mordplans auserkoren worden.

Am Dienstag, 16. Januar, beginnt am Landgericht Ingolstadt nun der Prozess gegen die tatverdächtige Deutsch-Irakerin Schahraban K. und ihren Komplizen. Der Vorwurf lautet gemeinschaftlicher Mord aus Heimtücke. Das Opfer soll nur deshalb von K. ausgewählt worden sein, weil sie ihr zum Verwechseln ähnlich sah. Einen anderen Bezug zwischen der mutmaßlichen Täterin und dem Opfer gab es offenbar nicht.

Doppelgängerin-Mord: Tatverdächtige wollte laut Staatsanwaltschaft ihren eigenen Tod vortäuschen

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die zur Tatzeit ebenfalls 23 Jahre alte Angeklagte ihren eigenen Tod vortäuschen wollte. Es soll ihr konkret darum gegangen sein, dass ihre eigenen Eltern sie für tot hielten. Aufgrund der Umstände des mutmaßlichen Mordes hatten auch internationale Medien über den außergewöhnlichen Fall berichtet. Der Verlauf des Gerichtsprozesses dürfte für sie erneut von Interesse sein.

Eine Frage, die für die Aufklärung des Geschehens von besonderer Bedeutung sein wird, ist: Unter welchen familiären Zwängen muss jemand stehen, der seinen eigenen Tod vortäuschen will? Hintergrund soll ein Familienstreit der Angeklagten gewesen sein. Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel am Wochenende berichtete, ist K. Jesidin. Doch ihre arrangierte Ehe ging in die Brüche – eigentlich ein Tabu in jesidischen Familien. Die religiös geprägte Familienwelt von K. könnte daher eine Rolle für das Tatmotiv gespielt haben, vermutet der Spiegel.

Im Wald Stöckach zwischen Massenbachhausen und Fürfeld lag der Tatort.
Im Wald Stöckach zwischen Massenbachhausen und Fürfeld lag der Tatort.  Foto: Adrian Hoffmann

Die Staatsanwaltschaft jedenfalls sieht im Bruch zwischen Schahraban K. und ihrem irakischen Ex-Mann den Auslöser für den mutmaßlichen Mord. Zunächst soll K. den Mord an ihrem Schwager in Auftrag gegeben haben, weil dieser einer Versöhnung im Weg gestanden haben soll. Doch dieser Plan scheiterte – ein angeblicher Auftragskiller soll 5000 Euro Vorschuss einbehalten haben, die Tat selbst aber nicht ausgeführt haben. Die Ermittler nehmen an, dass K. nur noch einen Ausweg sah: Ihren eigenen Tod zu inszenieren, um unterzutauchen und ein neues Leben zu beginnen.

Doppelgängerin-Mord: Opfer aus Eppingen aufgesucht und mit Messerstichen getötet

Zusammen mit ihrem ebenfalls angeklagten Bekannten soll sie in sozialen Medien nach einer Doppelgängerin gesucht haben. So sollen sie auf ihr Opfer aus Eppingen gestoßen sein. Die Algerierin begeisterte sich für Kosmetik und führte einen Beauty-Blog auf Instagram. Über diesen soll die Tatverdächtige sie mit einem Fake-Account kontaktiert haben. Eine kostenlose Laserbehandlung in ihrem Kosmetikstudio habe sie ihrem Opfer versprochen.

Am Dienstag, 16. August 2022, holten K. und ihr Komplize die junge Frau in Eppingen ab. Gegen 19 Uhr hielten sie im Waldstück Stöckach zwischen Massenbachhausen und Fürfeld. Dort sollen sie das Opfer erst aus dem Auto gelockt und mit einer Vielzahl von Messerstichen getötet haben. Den Leichnam der Frau sollen die beiden Tatverdächtigen anschließend nach Ingolstadt transportiert haben. Er war dann von K.s Eltern im Auto gefunden worden – ganz, wie es der Plan der Tatverdächtigen vorgesehen haben soll.

Die Eltern sollen auch zunächst davon ausgegangen sein, dass es sich bei der Toten um ihre Tochter handle. Eine Obduktion hatte dann allerdings ergeben: Dem ist nicht so. Wenig später nahm die Polizei die tatverdächtige K. fest. Zum Mordvorwurf schweigen die heute 24-jährige Angeklagte und ihr mitangeklagter Komplize bislang.

 

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