Wincent Weiss beim Mosbacher Sommer: Eine Party mit nachdenklichen Tönen
Wincent Weiss spielt im Großen Elzpark in Mosbach alte Hits und neue Lieder. Für seine Fans hat er beim Mosbacher Sommer nicht nur Unterhaltung, sondern auch ernsthafte Ratschläge dabei.

Was bei anderen Künstlern der Höhepunkt des Abends ist, ist bei Wincent Weiss der Auftakt. Kaum auf der Bühne wirft er sich zwischen seinen Fans in die Arme, oder zumindest auf ihre Hände. Sie tragen ihn und seine Musik durch die Menge. „Die guten Zeiten, die sind jetzt“, singt Weiss und gibt damit ist die Richtung des Abends vor: Beim Mosbacher Sommer wird am Freitagabend zusammen gefeiert. Der 32-Jährige gibt sich dabei authentisch und nahbar, geht immer wieder auf Tuchfühlung mit dem Publikum und hat für seine Fans auch ernste Botschaften im Gepäck.
Die Aufwärmrunde übernimmt der aus Heilbronn stammende Singer-Songwriter Levka, der mit einfühlsamen eigenen Liedern und einer Coverversion von „Another Love“ von Tom Odell auf der Bühne steht. Er wird im Frühjahr seine eigene Tour spielen, bei der Wincent-Weiss-Sommertour ist er als Support mit auf der Bühne. Im Großen Elzpark in Mosbach trifft er schon auf textsichere Fans, die auf ihren Plakaten versprechen, auch auf seiner Tour dabei zu sein. In Mosbach dabei ist Levkas 96-jähriger Großvater: „Er sieht mich das erste Mal live“, sagt der 19-Jährige stolz.
Wincent Weiss singt beim Mosbacher Sommer auch unveröffentlichte Titel
Mit Feuerwerk, Konfetti und Luftballons ist die Sommertour von Wincent Weiss eine einzige große Party. Alte Songs wie „Musik sein“, „Kaum erwarten“ oder „Frische Luft“ wechseln sich ab mit Liedern von seinem aktuellen Album „Irgendwo ankommen“.
„Ja/nein“ und „Bleiben wir“ spielt er, aber auch unveröffentlichte Titel wie „War lang nicht hier“. Die Hommage an seine Heimat ist ein Lied über seine Wurzeln und tiefe Verbindungen, etwas das den Künstler immer wieder beschäftigt. Seine Ehrlichkeit kommt an beim Publikum, das Lied wird also vermutlich den Weg auf ein künftiges Album finden. So wie „Langsam“, einen Titel der gerade erst veröffentlicht wurde, nachdem er schon auf Konzerten zu hören war. Weiss beschreibt darin, dass die Liebe kein Tempo kennt. Seinen Fans gefiel er so gut, dass sie ihn baten, das Lied zu veröffentlichen, erzählt Weiss. Es sollte ein Hochzeitssong werden – „da kann ich nicht im Wege stehen“.
Auftritt beim Mosbacher Sommer: Wincent Weiss verurteilt Hass im Internet
Ernst wird er, als es um Social Media geht. Das sei einerseits toll, weil man neue Musiker entdecken kann. Andererseits aber so problematisch, „dass es in der Schule besprochen werden“ sollte. Die bearbeiteten Bilder, die nicht der Wirklichkeit entsprechen, die Hasskommentare aus anonymen Accounts, der beleidigende Umgang miteinander – all das verurteilt Weiss deutlich.
Es ist ihm seit Jahren ein Anliegen. Seine mehrheitlich jungen Fans feiern ihn dafür: „Genießt die echten Momente“, rät der Sänger. „Was die Menschen nicht wissen“ ist passend dazu ein Lied, das er über den Schutz seiner eigenen Privatsphäre geschrieben hat. Was andere nicht wissen, heißt es da, können sie nicht ruinieren.
Die Begeisterung für Wincent Weiss ist generationsübergreifend
Wincent Weiss kann die rockigen und die leisen Töne, begeistert mit einer Akustiksession und ruhigen Versionen, um gleich darauf mit „Spring“ oder „So gut“ die Massen mitzureißen oder einen Kopfstand zu machen. Immer wieder läuft er durchs Publikum, spielt „Nur einen Herzschlag entfernt“ weit entfernt von der Bühne. Das Lied sei einst ein Weihnachtsgeschenk für seine kleine Schwester gewesen, erzählt er, weil er so viel unterwegs war, als sie aufgewachsen ist. Auch im Publikum sind viele Familien, die Begeisterung ist generationsübergreifend.
Seit zehn Jahren spielt Wincent Weiss Konzerte. Inzwischen ist er nachdenklicher geworden, vor allem in seinen Texten. Keine Einlagen mit deutschen Schlagern mehr, keine Verkleidung auf der Bühne. Nur noch Wincent pur mit ausdrucksstarken Texten und eingängigen Melodien. 90 Minuten dauert das Konzert, dann gibt es noch zwei Zugaben und eine Verabschiedung vom Bühnenrand. Es scheint, als könne er sich nur schwer trennen von dem jubelnden Publikum. Das liebt ihn dafür und pilgert seelig ohne Drängelei aus dem Park, in dem am Samstagabend „The Hooters“ rockige Töne anschlagen.