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Ist Olaf Schubert der Sohn von Mick Jagger? Regisseurin Heike Fink über ihren Film "Olaf Jagger"

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Heike Fink wurde in Marbach geboren und wuchs im Großbottwarer Stadtteil Hof und Lembach auf. Derzeit läuft ihr neuer Film "Olaf Jagger" in den Kinos, auch in Heilbronn. Im Interview erzählt die Regisseurin, wie sie auf die außergewöhnliche Filmidee kam.

"Die Ursprungsidee hatte nichts mit Olaf Schubert zu tun", sagt Regisseurin Heike Fink über "Olaf Jagger", der derzeit in den Kinos läuft.
  Fotos: Neue Visionen
"Die Ursprungsidee hatte nichts mit Olaf Schubert zu tun", sagt Regisseurin Heike Fink über "Olaf Jagger", der derzeit in den Kinos läuft. Fotos: Neue Visionen  Foto: Martin Rottenkolber

Frau Fink, wie bitte kommt man eigentlich auf die abwegige Idee, Olaf Schubert und Mick Jagger in einem Film zusammenzubringen?

Heike Fink: Die Ursprungsidee hatte nichts mit Olaf Schubert zu tun. Ich bin in einem Artikel darauf gestoßen, dass die Rolling Stones 1965 ihr allererstes Deutschland-Konzert in Münster gespielt haben. Bei diesem Auftritt gab es keine Bodyguards, eine Grenze zwischen den Rockstars und dem Publikum war kaum vorhanden. Mit ein wenig Glück konnte man also auch bei den Stones in die Garderobe gehen. Als Autorin spielte ich im Kopf den Gedanken durch, was wäre, wenn eine Frau dort eine heiße Nacht mit Sänger Mick Jagger verbracht hätte - und neun Monate später ein Kind bekommt. Und dieses Kind erst sehr spät erfährt, wer sein wirklicher Vater ist.


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Und wie kommt da der Comedian Olaf Schubert ins Spiel?

Fink: Ich bin mit dieser Idee zu einer Produktionsfirma gegangen. Wir haben gebrainstormt, wer ein möglicher Sohn von Mick Jagger sein könnte. Olaf Schubert war gerade mit seinem Bühnenprogramm "Sexy Forever" auf Tour. Wenn man genau hinschaut, kommt man nicht umhin, zu sehen, dass da eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden ist. Als wir ihn im Kopf hatten, hat sich eine ganz neue Welt eröffnet.

 

Inwiefern?

Fink: Mit Schuberts ostdeutscher Herkunft war es plötzlich auch eine deutsch-deutsche Geschichte. Da Olaf kein Schauspieler ist, sondern Comedian, haben wir überlegt, welches Filmgenre das richtige ist. Passend war eine Dokumentation mit fiktiven Elementen, in der man Olaf Schubert als Privatmensch auf der Suche nach seinem Vater begleitet.

 

In der Handlung verschwimmen Realität und Fiktion immer wieder.

Fink: Wir haben bewusst entschieden, alles in der Schwebe zu halten. Wir wollten, dass das "es könnte so sein" immer wieder zu spüren ist.

 

Bin ich der Sohn von Rockstar Mick Jagger? Comedian Olaf Schubert begibt sich in Heike Finks neuem Film auf die Suche nach seinem möglichen Vater.
Bin ich der Sohn von Rockstar Mick Jagger? Comedian Olaf Schubert begibt sich in Heike Finks neuem Film auf die Suche nach seinem möglichen Vater.  Foto: Martin Rottenkolber

Im Film spielen eine Haarlocke von Mick Jagger und dessen komfortabler Urlaubswohnsitz in Frankreich eine wichtige Rolle. Können Sie sagen, was daran echt ist?

Fink: Mick Jagger hat wirklich ein Schloss in Frankreich, es könnte im Film das echte sein. Man kann es aber auch einfach mal googlen. Und ob die Haarlocke echt ist, möchte ich auch nicht verraten (lacht).

 

Ihr Film beleuchtet auch die Ost-West-Thematik in der Bundesrepublik. Der Leipziger Germanistikprofessor Dirk Oschmann sagte vor Kurzem in einem Interview mit dem "Spiegel", dass gut 30 Jahre nach der Vereinigung Deutschland mehr denn je von Verachtung für den Osten geprägt sei. Sehen Sie das ähnlich?

Fink: Das ist eine wirklich schwierige Frage. Teilweise ist noch eine Grenze im Kopf vorhanden, und ich weiß nicht, was man tun muss, um sie zu beseitigen. Ich würde mit dem Film aber gerne einen Teil dazu beitragen, eine Geschichte erzählen, bei der Ost und West für einen Moment durch die Musik im Gleichklang sind. Die Musik ist das verbindende Element. Beide haben eine emotionale Bindung zum Rock "n" Roll, zur Musik der Stones, zu Mick Jagger. Die Rolling Stones wurden ja auch im Osten gehört, wenn auch heimlich.

 

Können Sie, als Frau, die 1968 im Westen geboren und auch dort aufgewachsen ist, diese DDR-Geschichte überhaupt authentisch erzählen?

Fink: Ich habe den Wessiblick, klar. Aber mich interessiert der Osten. Ich kann mich reinfühlen, darüber lernen, mich einlesen, mich mit Leuten unterhalten. Und ich hatte ein Ost-West-Produzententeam. Man könnte ja auch fragen: Wie kann sich ein Mann in eine Frau reinfühlen, der nie eine Frau war und nie eine sein wird? Es geht darum, Verständnis für etwas zu bekommen, das man selbst so nicht ist oder erlebt hat. Mich interessiert, wie man Gemeinsamkeiten findet, wie man durch Humor eine gewisse Leichtigkeit bei dieser Thematik entwickelt.

 

Sie sind im Großbottwarer Stadtteil Hof und Lembach aufgewachsen, zwischen Weinbergen und Kochtöpfen, wie Sie sagen. Mit Eltern und Großeltern, die als Koch, Metzger und Winzer arbeiteten. Wieso führte Sie Ihr Weg zum Film?

Fink: Ich habe immer gern geschrieben und gern Geschichten erzählt. Nach meinem Volontariat bei einer Zeitung habe ich Literatur studiert und bin aus dem Ländle weggezogen. Eigentlich war das Ganze ein Zufall. Ich habe mal jemandem eine Geschichte erzählt, die ich interessant fand, und der meinte, da machen wir einen Film draus. Das Filmgeschäft ist sehr vielseitig, es ist ein großes Feld des (sich) Ausprobierens.

 

Frau Fink, wenn Sie - wie Schubert im Film - erst jetzt erfahren würden, wer Ihr leiblicher berühmter Vater ist: Wen würden Sie sich wünschen?

Fink: Die Frage ist erstmal, wen ich mir nicht wünschen würde. Niemand, der so exorbitant groß ist, dass er mich überschattet. Dass ich keine Chance habe, aus dem Schatten herauszutreten, zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe. Und auch niemand, der so viel Geld hat, dass ich oberhalb der gläsernen Decke nicht mehr mitbekomme, was wirklich auf der Welt passiert. Ich hätte gerne jemanden, der an einem schönen Ort lebt, der mir alle Möglichkeiten eröffnet, ohne mir im Weg zu stehen.

 

Nämlich?

Fink: Den französischen Maler Paul Gauguin. Er lebte auf einer Südseeinsel, hat sich viel mit sich selbst und mit Frauen beschäftigt (lacht). Er hätte mir alle Zeit und Perspektiven gelassen, mich zu entfalten.


Film im Kino in Heilbronn

"Olaf Jagger" ist im Arthaus Kino Heilbronn zu sehen. Spielzeiten und Tickets unter www.kinostar.com.

Zur Person

Heike Fink wurde 1968 in Marbach am Neckar geboren und wuchs im Großbottwarer Stadtteil Hof und Lembach auf. Sie studierte Literaturwissenschaft und Soziologie und arbeitete als Journalistin und Testesserin. Seit dem Jahr 2000 schreibt sie Drehbücher und macht Dokumentar- und Spielfilme. Sie lebt in Wuppertal, ist verheiratet und hat eine Tochter.

 
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