Letzter Festivaltag bei Haigern Live: So lief das Konzert von Popmusiker Kamrad
Mit seinem Lied "I Believe" schaffte der Musiker Kamrad seinen Durchbruch. Den Song spielt er auch auf dem Haigern - und hat für das Publikum in Talheim einige Botschaften im Gepäck.

Ein wenig scheint es so, als könne er es selbst noch nicht so richtig greifen. Dass die Bühnen inzwischen größer geworden sind, und damit auch die Anzahl der Fans, die vor der Bühne stehen. Tim Kamrad, oder, wie er sich als Künstler verkürzt nennt, Kamrad, stemmt die Hände in die Hüfte, schüttelt den Kopf und sagt dann: „Das ist einer der geilsten Abende des Jahres. Was eine Kulisse.“ Sein Blick geht in Richtung des fast schon kitschigen Sonnenuntergangs, der auf dem Haigern am Montagabend ganz besonders gut zu beobachten ist. Und der die Kulisse bildet für den Auftritt des Singer-Songwriters – nach vier Tagen der Abschluss des Festivals.
Kamrad spielt sich bei Haigern Live durch alte und neue Songs
Tim Kamrad, der in Wuppertal geboren wurde, hatte einen Abiturschnitt von 1,0 und begann ein Studium zum Wirtschaftsingenieur. Das brach er ab, um sich ganz der Musik zu widmen – 2016 erschien seine erste Single. Und mit seiner großen Brille wirkt Kamrad auch – wenn man nur oberflächlich denken würde – ein wenig nerdig und introvertiert. Dieser Eindruck wird in Talheim aber schnell zerschlagen. Denn dieser Mann hat eine enorme Bühnenpräsenz, offensiv geht der Musiker schon beim ersten Song auf das Publikum zu, animiert die 4300 Fans am letzten Festivaltag zu klatschen und zu tanzen. Mit „Wo sind die Hände?“ oder „Leute, das geht lauter!“ wendet er sich immer wieder ans Publikum.
In einer Stunde spielt sich Kamrad durch 14 Lieder, manche davon noch gar nicht veröffentlicht und bislang nur live zu hören, andere haben wie „Feel Alive“ schon den Weg ins Radio gefunden. Schnörkellöse Popsongs sind es aber alle, die sich zwischen zwei und drei Minuten bewegen. Und alle ein Stück weit so aufgebaut sind wie Kamrads größter Hit „I Believe“, der ihm die Konzerte in dieser Größenordnung wohl beschert hat – ein Sound-Prototyp sozusagen. Da treffen elektronische Klänge auf Popmelodien und mitsingbare Chöre – live entfacht das mit treibendem Schlagzeugspiel eine noch größere Wucht.
Kamrad richtet mehrere Botschaften ans Publikum
Zwischen den Songs hat der Musiker einige Botschaften im Gepäck, die, objektiv betrachtet, nach Floskeln klingen, und von vielen Künstler so in die Welt gestreut werden. Bei Kamrad wirkt es trotzdem sympathisch und authentisch: Passt gut auf eure Freunde auf, seht die positiven Seite an einer Trennung, bleibt bei euch, auch wenn ihr anders seid oder ausgeschlossen werdet. Besonders das jüngere Publikum, das auf dem Haigern zahlreich vertreten ist, bejubelt seine Aussagen.
Eine weitere davon gibt es auch bei der Zugabe um kurz nach 22 Uhr, als Kamrad nur auf der Akustik-Gitarre den Song „Find“ spielt. Ein Lied, mit dem, so erzählt es der Popmusiker, alles begann, das ihn an Zeiten erinnert, als es musikalisch noch nicht so gut lief, ein Plattenvertrag noch in weiter Ferne lag und „das alles noch nicht greifbar war“. Die positive Message: Glaube an dich und deine Träume und irgendwann wird es klappen. Viel Applaus vom Publikum für den Musiker, der in diesem Jahr Teil der Jury der vierzehnten Staffel von „The Voice of Germany“ sein wird und nach Konzertende keine Berührungsängste kennt. Geduldig schreibt Kamrad viele Autogramme und schießt Selfies mit den Fans.
Was sonst noch am Montag auf dem Haigern los war
Eine Rückkehr zum Gründungsort – der tatsächlich der Haigern ist –, ist es für die Heilbronner Coverband Steflex, die am Montagabend Songs von Billy Idol, den Toten Hosen, Nena, Michael Sembello oder Status Quo spielt. Für viel gute Laune sorgt der Musiker Vincent Varus, der einen überzeugenden Auftritt hinlegt. Der in Offenburg aufgewachsene Sänger und Songwriter spielt sich durch Songs, die immer wieder überraschen – mal mit entspannten Reggae-Klängen, mal weil Harold Faltermeyers „Axel F“-Melodie eingebaut wird oder weil Varius im letzten Lied seine Trompete auspackt.


Stimme.de