AC/DC in Karlsruhe: So rockte die legendäre Band die Messe
Am Sonntagabend spielten AC/DC das letzte Deutschland-Konzert der „Power Up“-Tour in Karlsruhe. 75.000 Fans feierten die australische Hardrock-Band – auch, weil es hierzulande die letzte Gelegenheit war?
In halsbrecherischer Geschwindigkeit rast ein flotter Dodge Polara über eine verwaiste Straße, immer wieder schaltet der Fahrer einen Gang höher. Das Ziel wird in der kurzen Videoanimation schnell erreicht: Karlsruhe. Passender könnte ein Intro nicht sein, stehen AC/DC doch auch von Sekunde eins an auf dem Gaspedal.
„Wir sind hier für den Rock’n’Roll und für die Party“, gibt Sänger Brian Johnson die Marschrichtung vor. Auch die massive Wand aus Verstärkerboxen im Bühnenhintergrund macht klar: Hier werden keine Gefangenen gemacht. 75.000 Fans sind am Sonntag beim Konzert der legendären australischen Hardrock-Band auf dem Peter-Gross-Bau Areal der Messe Karlsruhe dabei.
AC/DC in Karlsruhe: Angus Young wie gewohnt in Schuluniform
AC/DC im Jahr 2025, das ist nach wie vor eine Two-Men-Show. Die Bühne gehört Sänger Brian Johnson und allen voran Gitarrist Angus Young. Rhythmusgitarrist Stevie Young (seit 2014), Schlagzeuger Matt Laug (seit 2023) und Bassist Chris Chaney (seit 2024) sind eigentlich nur Statisten, die ihren musikalischen Dienst tun, sich sonst aber dezent zurückhalten.Mehr als 50 Jahre hat diese Band mittlerweile auf dem Buckel. Die Songs der Australier, das muss man so ehrlich sagen, ähneln sich oftmals, setzen auf Wiederholungen und eingängige Riffs. Schnörkelloser, melodiöser Hardrock ist das, der viele Fangruppen vereint, den Gelegenheits-Radiohörer ebenso glücklich macht wie den Heavy-Metal-Fan. Live entfalten Lieder wie „Back in Black“, „Thunderstruck“ oder „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ eine nochmals größere Wucht.
Angus Young trotzt seinen mittlerweile 70 Jahren, fegt – gut, die Bewegungen sind inzwischen ein wenig langsamer geworden – über die Bühne, setzt immer wieder zu seinem berühmten Duckwalk an, bei dem der Gitarrist in halber Hockstellung auf einem angewinkelten Bein langsam vorwärts hüpft. Wiederholt hebt er den Zeigefinger, legt die Hand hinters Ohr, als wolle er sich der Aufmerksamkeit des Publikums versichern.
Nach wie vor tritt er in Schuluniform auf, obwohl er mit den schlohweißen Haaren inzwischen eher der pensionierte Schuldirektor sein könnte. Wohl der Hitze an diesem Tag geschuldet, entledigt sich der Gitarrist schon bald der Jacke und Krawatte. Sänger Brian Johnson, sogar schon 77 und wie immer mit Schiebermütze, steht Young energetisch in nichts nach, auch wenn er stimmlich bei einigen Songs ordentlich kämpfen muss.
AC/DC in Karlsruhe: Zwanzigminütiges Gitarrensolo von Angus Young
Konserviert haben AC/DC auch ihr Düster-Image, das man den älteren Herren aber doch nicht (mehr) so ganz abnimmt, das aber zur Show gehört. Bei „Highway To Hell“ lodern Flammen auf der Bühne und über die großen Leinwände, Angus Young wachsen Teufelshörner aus der Stirn. Bei „Hells Bells“ wird eine riesige Glocke mit Bandschriftzug von der Bühnendecke hinabgelassen, dazu gibt es eine Videofahrt in den Höllenschlund.
Fans und Band sind eine eingeschworene Gemeinschaft, für viele ist die Gruppe ein Lebensbegleiter. Man sieht unzählige Shirts zahlreicher Tourneen, die Band könnte wohl allein von den Merchandise-Einnahmen leben. Textsicher sind die Fans sowieso, zwischen den Riffs in „Whole Lotta Rosie“ haben sich laute „Angus!“-Sprechchöre eingebürgert.
Gegen Ende wird dieser Angus dann noch einmal komplett von der Leine gelassen – mit einem mehr als zwanzigminütigen Solo, bei dem der Gitarrist unter anderem auf einer Plattform mehrere Meter in die Höhe gefahren wird und dann im einsetzenden Konfettiregen verschwindet.
War das AC/DC-Konzert in Karlsruhe das letzte in Deutschland?
Ein Wermutstropfen: Die Show beginnt recht früh (20 Uhr), die eindrucksvolle Licht- und Effektshow entfaltet aber erst bei Anbruch der Dunkelheit ihre volle Wirkung, ebenso die hunderten blinkenden Teufelshörner der Fans.
Nach zweieinviertel Stunden und 21 Songs endet das Konzert mit „T.N.T.“ und „For Those About To Rock (We Salute You)“, Kanonenschüssen, einem Feuerwerk – und einem Abreisechaos nach dem Konzert. Und es endet mit der Frage, ob der Auftritt in Karlsruhe – der letzte in Deutschland auf der aktuellen „Power Up“-Tour – auch der letzte überhaupt in der Bundesrepublik sein könnte. Hinweise auf ein generelles Karriereende der Band gibt es zwar nicht, Spekulationen halten sich dennoch. Man würde sie vermissen.