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Corona: Für Großveranstaltungen wird es enger

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Nach der Empfehlung von RKI und Bundesregierung, auf Großveranstaltungen möglichst zu verzichten, wurde der Deutsche Arbeitgebertag zum zweiten Mal hintereinander abgesagt. Und einige Tage nach dem großen Energiewende-Kongress in Berlin werden Corona-Fälle gemeldet. 

von Hans-Jürgen Deglow

Die Mahnung von Robert-Koch-Institut und Bundesregierung, wegen der steigenden Covid-Fallzahlen möglichst auf Großveranstaltungen zu verzichten, zeigt Wirkung. Der für kommenden Dienstag geplante Arbeitgebertag wurde am Freitagabend abgesagt. Die Arbeitgeber hatten prominente Gäste geladen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Olaf Scholz waren als Redner vorgesehen, auch sollten Annalena Baerbock, Armin Laschet, Christian Lindner und Markus Söder in einer Runde über die politischen Schwerpunkte der nächsten vier Jahre diskutieren. 

BDA: „Wir wollen Verantwortung übernehmen”

Bereits der Arbeitgebertag 2020 war aufgrund der Pandemie abgesagt worden, die Wahl von Rainer Dulger zum neuen Präsidenten des Arbeitgeberverbandes fand damals digital statt. Nun hofft man im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin darauf, 2022 wieder Gäste und Publikum empfangen zu dürfen. „Wir wollen in der jetzigen Situation Verantwortung übernehmen”, hieß es in einer Mitteilung  der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), und man habe sich die „Entscheidung nicht leicht gemacht”. 

Ruf nach Impfgipfel

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hatte mehrfach gemahnt, die Impfkampagne zu einem Erfolg werden zu lassen. Im März diesen Jahres erklärte er im Interview mit unserer Redaktion, jeder Impf-Fortschritt wirke sich auch „unmittelbar auf soziale Stabilität und wirtschaftlichen Erfolg aus”. Für das Impfen gelte, so Dulger: „Wir müssen endlich vom Bummelzug in den ICE umsteigen.”  Vor wenigen Tagen forderte Dulger in Anbetracht der im europäischen Vergleich schlechten deutschen Impfquoten einen zeitnahen Impfgipfel. So sei eine klare und eindeutige Grundlage für die Fortentwicklung von betrieblichen Schutzkonzepten nötig, sagte Dulger am Dienstag in Berlin. Das Auskunftsrecht des Arbeitgebers über den Impf- oder Genesenenstatus müsse endlich gesetzlich festgelegt werden. Zudem könnten Betriebsärzte dazu beitragen, mit den Auffrischungsimpfungen schnell voranzukommen. Dazu brauche es eine verlässliche rechtliche Grundlage.


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Es gelte, „wachsam zu sein”. 

Dass bei Großveranstaltungen selbst bei Einhaltung von Sicherheitskonzepten Infektionsfälle auftreten können, zeigt das Beispiel des Energiewende-Kongresses, der vergangenen Montag und Dienstag mit Hunderten von Teilnehmern im Berliner Congress Center über die Bühne ging - nach der noch gängigen 3G-Regel. An diesem Samstagmorgen informierte der Ausrichter, die Deutsche Energie-Agentur Dena, die Teilnehmer über bestätigte Covid-Fälle. In einer Mitteilung der Dena hieß es:  Trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen „hat uns heute die Nachricht erreicht, dass bei Kongress-Teilnehmenden eine Infektion mit Covid-19 festgestellt wurde. Wir haben in unserem Hygienekonzept vorgesehen, hierzu die beteiligten Personen per Mail zu informieren. Um aber schnell reagieren zu können, haben wir uns entschlossen, diese Nachricht an alle Kongress-Teilnehmenden zu verschicken.” Die direkten Kontaktpersonen der Infizierten würden vom Gesundheitsamt informiert. Für alle anderen gelte es, „wachsam zu sein”.

Jens Spahn will 2G-Plus bei Veranstaltungen

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Freitag deutlich gemacht, dass es mit Großveranstaltungen so nicht mehr weitergehen könne. „Deshalb wäre es auch unserer Sicht konsequent, wenn wir öffentliche Veranstaltungen erstens nur für Geimpfte und Genesene ermöglichen und zweitens, wenn diese zusätzlich einen aktuellen Test vorweisen: 2G-Plus”, sagte Spahn in Berlin.

Bärbel Bas beurteilt eine Impfpflicht skeptisch

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat unterdessen wegen der kritischen Corona-Lage zum Verzicht auf größere Weihnachtsfeiern geraten: „Alle Bürgerinnen und Bürger sollten für sich entscheiden, ob sie in diesem Winter an Weihnachtsfeiern oder an Karnevalssitzungen teilnehmen wollen”, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe, und: „Wenn solche Veranstaltungen überhaupt stattfinden, sollte die 2G-Regel selbstverständlich sein. Ich appelliere an alle, auf größere Feiern zu verzichten.” Am Arbeitsplatz forderte Bas „mindestens 3G”.  Eine Impfpflicht beurteilte sie skeptisch: „Sicher könnte man mit einer Impfpflicht die Impfquote erhöhen. Auf der anderen Seite läuft man Gefahr, die Gesellschaft weiter zu spalten”. sagte Bas. 

Rückkehr der „Bürgertests”

Für den Kampf gegen Corona-Ansteckungen sind seit diesem Samstag wieder kostenlose Schnelltests für alle möglich. Der Bund führt das erst vor einem Monat stark eingeschränkte Angebot der „Bürgertests” erneut auf breiter Front ein, wie eine Verordnung des geschäftsführenden Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) festlegt. Damit haben nun wieder alle Anspruch auf mindestens einen Schnelltest pro Woche durch geschultes Personal - auch unabhängig vom Impf- oder Genesenenstatus. Die Testbescheinigungen können auch als Nachweis bei Zugangsregeln zu bestimmten Innenräumen und Veranstaltungen dienen.

 

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