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Audi und Mercedes-Benz kämpfen gegen gefälschte Autoteile – Hohes Unfall-Risiko

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Produktfälschungen in der Automobilindustrie sind ein ernstes Problem, das sowohl die Sicherheit als auch die Wirtschaftlichkeit der Branche beeinträchtigt. Am Beispiel von Audi und Mercedes-Benz sieht man, welche Dimension das Thema angenommen hat.


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Produktfälschungen in der Automobilindustrie sind ein wachsendes Problem, das sowohl Hersteller als auch Verbraucher betrifft. Gefälschte Ersatzteile, oft von minderer Qualität und Sicherheitsstandards, stellen ein erhebliches Risiko für die Verkehrssicherheit dar und können zu schweren Unfällen führen. So können gefälschte Bremsen, Filter, Airbags und andere sicherheitsrelevante Teile zu Fehlfunktionen und im schlimmsten Fall zu Verkehrsunfällen führen. 

ADAC warnt vor auffallend billigen Auto-Ersatzteilen aus dem Internet

Der ADAC warnt seit Jahren davor, auffallend billige Auto-Ersatzteile aus dubiosen Internet-Quellen zu kaufen. Damit kann ein Sicherheitsrisiko verbunden sein, wenn etwa Bauteile wie Bremsbeläge, Felgen oder ähnliche Teile nicht die Mindestanforderungen einhalten oder gar gefälscht sind. Liegt der Preis um mehr als 30 Prozent unter dem eines Original-Teils, sollte man besonders vorsichtig sein. Im Internet sollte man nur Ersatzteile von namhaften Herstellerfirmen kaufen und bei Anbietern, die von neutraler Seite als vertrauensvoll bewertet wurden. Denn Nutzer-Bewertungen können gefälscht sein. Und nicht zu vergessen: Die meisten Händler und Händler vor Ort bieten Ersatzteile direkt vom Hersteller an.

Mercedes-Benz: Mehr als 1,5 Millionen Produktfälschungen im vergangenen Jahr

Mercedes-Benz geht in enger Zusammenarbeit mit Zoll-, Gewerbeaufsichts- und Strafverfolgungsbehörden weltweit gegen Fälschungen vor. Ein besonderes Augenmerk der Markenschützerinnen und Markenschützer liegt dabei auf  sicherheitsrelevanten Fälschungen: Diese erfüllen nicht die hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards des Stuttgarter Autobauers und können schwere Unfälle herbeiführen. Bei Razzien wurden zum Beispiel Luftfilter aus leicht entzündlichem Material, minderwertige Bremsteile und Bremsbeläge mit gefährlichen Materialien wie Blei und  Arsen beschlagnahmt. Allein im Jahr 2024 haben die Behörden mehr als 1,5 Millionen Mercedes-Benz-Produktfälschungen bei 793 Razzien und mit Hilfe des Zolls weltweit beschlagnahmt – Tendenz steigend. 

Was ist gefälscht und was ist echt? Oft nicht so leicht erkennbar auf den ersten Blick. Hier sind sowohl Produktfälschungen als auch Originalteile von Mercedes-Benz zu sehen.
Was ist gefälscht und was ist echt? Oft nicht so leicht erkennbar auf den ersten Blick. Hier sind sowohl Produktfälschungen als auch Originalteile von Mercedes-Benz zu sehen.  Foto: Photoproduction Hanselmann

„Originale stehen für geprüfte Qualität. Sie erfüllen technische, umweltrechtliche und arbeitsschutzrechtliche Vorgaben und sorgen damit für Sicherheit im Straßenverkehr. Deshalb unterbinden wir in engem Schulterschluss mit den Behörden die Verbreitung von Fälschungen“, sagt Renata Jungo Brüngger, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG für Integrität, Governance & Nachhaltigkeit. „Mit unserem breit angelegten Kampf gegen die Fälscherindustrie schützen wir Verkehrsteilnehmende vor schwerwiegenden Unfällen, bewahren Kundinnen und Kunden vor Täuschungen und stärken das Vertrauen in unsere Marke.“

Mercedes-Benz: Markenschützer durchforsten Angebote im Internet

Insbesondere Razzien mit den Behörden weltweit sind eine wichtige Maßnahme im Kampf gegen gefährliche Produktfälschungen. Diesen gehen oft monatelange Ermittlungen und Vorbereitungen voraus, wie der Hersteller im Zeichen des Sterns mitteilt. Die Markenschützer bei Mercedes-Benz prüfen Angebote auf Internetseiten, gehen  Hinweisen auf Fälschungen nach und recherchieren intensiv, um letztlich die Produktionsstätten der Fälscher  auszumachen. Das Ziel ist, bereits das Inverkehrbringen der Fälschungen zu verhindern. Die Ermittlungsergebnisse stellt das Team den Behörden zur Verfügung, die für die Durchführung der Razzien  zuständig sind. Diese durchsuchen die Werkstätten der Fälscher, in denen oft katastrophale Arbeitsbedingungen herrschen und ernsthafte Umweltschäden verursacht werden.

Felgen der sportlichen Mercedes-Tochter AMG, aber nur eine ist echt: Die Fälschung ist links zu sehen, das Original rechts.
Felgen der sportlichen Mercedes-Tochter AMG, aber nur eine ist echt: Die Fälschung ist links zu sehen, das Original rechts.  Foto: Photoproduction Hanselmann

Audi: Eine Viertelmillion gefälschter Teile 2024 auf dem Verkehr gezogen

Audi geht ebenfalls mit Nachdruck gegen Produktfälschungen vor: 2024 wurden weltweit rund 250.000 gefälschte Teile in Zusammenarbeit mit den Behörden beschlagnahmt, wie das Unternehmen mitteilt. Die Behörden führten rund 160 Razzien durch und entdeckten in fast 400 Zollfällen gefälschtes Material.

Zu den Produktfälschungen zählen sicherheitsrelevante Teile wie Bremsscheiben oder Bremsbeläge ebenso wie Verschleißteile wie Luft- und Ölfilter, mit den Audi-Ringen versehene Zier-Elemente oder Accessoires. „Wir stellen eine steigende Tendenz bei Produktfälschungen fest und raten besonderer Aufmerksamkeit.“, sagt eine Sprecherin des Autobauers.  „Fälschungen seien oft am niedrigeren Preis, fehlenden Markierungen und der schlechten Qualität zu erkennen.“


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Audi warnt aktuell vor einer Betrugsmasche im Gebrauchtwagenhandel

Aber nicht nur bei Ersatzteilen kommt es zum Betrug, auch im Gebrauchtwagenhandel sind Kriminelle am Werk. Aktuell warnt Audi vor Betrugsversuchen: Auf gefälschten Internetseiten und mittels gefälschter Angebotskataloge werden derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz gebrauchte Audi-Modelle zu besonders günstigen Preisen angeboten. Damit sollen potenzielle Kundinnen und Kunden geködert und zur An- oder Bezahlung nicht existierender Audi-Gebrauchtwagen animiert werden.

Die Verantwortlichen nutzen dabei nach Angaben des Unternehmens gefälschte E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Bankverbindungen und schrecken auch vor der Verwendung von Bildmaterial tatsächlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Audi-Vertriebspartnern nicht zurück. Die Audi AG hat wegen der Angelegenheit Strafanzeige erstattet und unterstützt die Ermittlungen der Behörden.

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