Pflege wird immer teurer – Die wichtigsten Fragen und Antworten
Der Eigenanteil für einen Heimplatz ist weiter gestiegen. In Baden-Württemberg sind die Kosten besonders hoch. Das sind die Gründe.

Das Leben in einem Heim wird für Heimbewohner und ihre Familien immer teurer. Das zeigen neue Daten des Verbands der Ersatzkassen, zu dem unter anderem die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit gehören. In Baden-Württemberg ist der zu entrichtende Eigenanteil dabei besonders hoch. Das sind die Fakten.
Was kostet ein Heimplatz im Schnitt für Heimbewohner?
Für Pflegebedürftige im Heim sind die selbst zu zahlenden Anteile weiter gestiegen. Mit Stand vom 1. Juli waren im ersten Jahr im Heim im bundesweiten Schnitt 2871 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig. Das sind 211 Euro mehr als Mitte 2023, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab. Besonders hoch sind die Kosten in Baden-Württemberg. Demnach waren im ersten Jahr im Heim im baden-württembergischen Schnitt 3180 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig und damit 149 Euro mehr als Mitte 2023. Mehr als im Südwesten ist nur in Nordrhein-Westfalen fällig. Hintergrund für den wachsenden Eigenanteil sind vor allem höhere Personalkosten für Pflegekräfte, auch Kosten für Unterkunft und Verpflegung sind gestiegen.
Warum sind die Kosten in Baden-Württemberg so hoch?
Hauptgrund dafür dürften das insgesamt hohe Lohnniveau und die vergleichsweise hohen Lebenshaltungskosten sein. Kosten für Unterkunft und Verpflegung bezahlen Pflegebedürftige selbst, also zum Beispiel Aufwendungen für Zimmerreinigung oder Essen. Zusätzlich fällt unter Umständen ein anteiliger Betrag für Investitionskosten an. Auch Ausbildungskosten können teilweise von den Einrichtungen weitergegeben werden.
Was übernimmt der Staat beziehungsweise die Pflegekasse?
Die Pflegekasse übernimmt einen Teil der Pflegekosten. Wie hoch der Anteil ist, hängt vom Pflegegrad ab. Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse auch Entlastungszuschläge, die mit einer Reform der Ampel-Koalition zum 1. Januar 2024 erhöht wurden. Der Eigenanteil für die reine Pflege wird damit im ersten Jahr im Heim um 15 statt zuvor 5 Prozent gedrückt, im zweiten um 30 statt 25 Prozent, im dritten um 50 statt 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 75 statt 70 Prozent. Trotz dieser Entlastungszuschläge wachsen die individuellen Belastungen, wie die Auswertung ergab.
Welche Reaktionen gibt es?
Ulrike Elsner, Chefin des Ersatzkassenverbands, sagte zur gestiegenen Eigenbeteiligung: „Dass diese so hoch ist, liegt auch daran, dass die Länder ihre Verantwortung ignorieren.“ Die Übernahme der Investitionskosten durch die Länder, wie eigentlich vorgesehen, würde Heimbewohner um durchschnittlich 490 Euro im Monat entlasten. Auch sei es Aufgabe des Staates, Ausbildungskosten zu übernehmen. Das müsse im Rahmen der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigten Pflegereform angegangen werden, forderte sie.
Was ist mit der Reform geplant?
Das Bundesgesundheitsministerium will im Herbst ein Konzept vorlegen. Es soll um ein Gesamtpaket für mehr Kapazitäten beim Pflegepersonal, ein besseres Vermeiden von Pflegebedürftigkeit und das Schließen einer Finanzlücke gehen, denn die Pflegeversicherung erwartet für 2024 und 2025 rote Zahlen. Eine erste Reform brachte neben den höheren Entlastungszuschlägen für Heimplätze auch eine Beitragsanhebung zum 1. Juli 2023.
Wo findet man weitere Informationen?
Der Pflegelotse der Ersatzkassen im Internet (pflegelotse.de) ist ein seriöses Informationsportal rund um Pflege. Unter gesund.bund.de gibt es umfassende Informationen, auch zu der Frage, ob sich private Pflegezusatzversicherungen lohnen.

Stimme.de