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Schüler in Offenburg erschossen: Wer darf in Deutschland eine Waffe besitzen?

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In Offenburg erschießt ein Jugendlicher seinen Mitschüler. Die Ermittlungen sollen auch klären, wie der Junge an die Waffe gekommen ist. Ist etwa eine Verschärfung des Waffengesetzes nötig?

In Offenburg wird ein Schüler erschossen. Doch wie gelangt der Täter an die Waffe und hilft eine Verschärfung des Waffengesetzes?
In Offenburg wird ein Schüler erschossen. Doch wie gelangt der Täter an die Waffe und hilft eine Verschärfung des Waffengesetzes?  Foto: dpa/Collage stimme.de

In Offenburg erschießt ein 15-jähriger Junge einen Mitschüler an einer Schule. Einige Fragen sind bereits geklärt, wie Tatort und Tathergang zum Großteil. Was über die Bluttat von Offenburg bekannt ist, hat die Heilbronner Stimme bereits zusammengefasst. Aber: Über manch einen Hintergrund lässt sich nur mutmaßen, wie über das Motiv. Zu manch einer offenen Frage gibt es erste Berichte, beispielsweise über die Herkunft der Tatwaffe.

Der mutmaßliche Täter hatte, wie inzwischen bekannt ist, nicht nur eine Waffe und Munition im Gepäck, sondern auch einen Molotow-Cocktail. Die Ermittlungen zum erschossenen Schüler in Offenburg laufen auf Hochtouren. Fraglich ist auch: Wie kommt ein Jugendlicher an diese Waffe, bei der es sich um eine Beretta 765 gehandelt haben soll? Waffenbesitz ist in Deutschland unter strengen Voraussetzungen möglich, das Führen einer Waffe jedoch im Privatgebrauch verboten. 

Schüler in Offenburg erschossen: Sollte das Waffengesetz in Deutschland verschärft werden?

Deutschland und Waffen, das ist eine komplexe Thematik, wie die Heilbronner Stimme im Austausch mit einem Neckarsulmer Waffenhändler erfährt. So komplex, dass eine Verschärfung der Gesetze wohl unangebracht wäre. "Es klingt für Personen, die mit diesem Thema nicht viel zu tun haben, erstmal sinnvoll, wenn die Politik wieder von Verschärfungen spricht, insbesondere wenn gerade ein Delikt mit einer Waffe stattgefunden hat", erklärt der Waffenhändler aus der Region. Eine Alibi-Verschärfung nach dem Motto "die tun was", hilft nicht.


Zumal meist keine legalen Waffen genutzt werden und die Delikte wohl selten passiert wären, wenn geltendes Recht durchgesetzt worden wäre. Der "Verband deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler" (VDB) fordert sogar eine Überarbeitung des aktuellen Waffengesetzes, statt einer Verschärfung. Ein Grund dafür, ist die bereits angesprochene Komplexität.

Bluttat an Offenburger Schule: Wer darf in Deutschland eine Waffe besitzen und wer darf eine "führen"?

Grundsätzlich wird in Deutschland unterschieden zwischen dem "Führen der Waffe" und dem "Besitz einer Waffe". Letzteres dürfen Privatpersonen, wenn sie beispielsweise Jäger oder Sammler sind, Sportschützen oder Waffensachverständige. " Diese Personen bekommen dann eigene Waffenbesitzkarten. Ein Führen ist damit nicht gestattet. Die Waffe muss hier beispielsweise bei der Fahrt auf den Schießstand nicht zugriffsbereit transportiert werden", erklärt der Neckarsulmer Waffenhändler gegenüber der Heilbronner Stimme. Schießen ist demnach nur auf einem zugelassenen Schießstand möglich. Einzige Ausnahme: Der Jäger, der in seinem Revier unterwegs ist. 

Strenger wird es beim Führen der Waffe. Einfach so mit einer Waffe durch die Gegend laufen, darf in Deutschland niemand. Wer eine Waffe führen will, braucht einen Waffenschein, den "private Personen so gut wie gar nicht mehr" bekommen. Der Neckarsulmer Waffenhändler erklärt dazu: "Selbst gefährdete Personen, wie Juweliere, bekommen diesen nicht mehr. Dieser wird meist nur noch für Bewachungs- und Werttransportunternehmen ausgestellt." 

"Erlaubnispflichtige Waffen" müssen in Deutschland "generell gesondert verwahrt werden, um sie vor unberechtigten Personen zu schützen", so der Waffenhändler. Dafür gibt es Tresore, die einen Mindeststandard der Klasse 0 der Norm EN 1143-1 besitzen. Und mehr noch: "Eine Waffe darf nur ungeladen verwahrt werden." Im Fall von Offenburg stehen die Ermittler nun auch vor der Aufgabe, herauszufinden, wie der mutmaßliche Täter an die Waffe, die wohl aus dem persönlichen Umfeld stammt, und die Munition gekommen ist. 

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