OB-Wahl in Mannheim: Wer wird neuer Chef im Rathaus?
Oberbürgermeister Peter Kurz hört in Mannheim auf, drei Männer und eine Frau wollen ihn beerben. Die Personalie der Grünen, immerhin die stärkste Fraktion im Gemeinderat, ist eine Überraschung.

Eines steht schon heute so gut wie fest: Auch der nächste Mannheimer Oberbürgermeister wird ein Mann sein. Mit Stadtrat Raymond Fojkar hat jetzt auch die mit 13 Sitzen größte Fraktion im Gemeinderat, die Grünen, einen Kandidaten benannt. Bereits vor Wochen hatten Thorsten Riehle (SPD) und Christian Specht, gemeinsamer Kandidat von CDU, FDP und Mannheimer Liste (ML), ihre Kandidatur erklärt. Für die Linke kandidiert die Krankenschwester Isabell Belser, sie dürfte chancenlos sein.
Schon vor acht Jahren waren die Grünen ohne eigenen Kandidaten
Vor allem die Personalie der Grünen sorgt in der Quadratestadt für Diskussionen, gilt Stadtrat Raymond Fojkar, ein Kinder- und Jugendpsychiater, doch als Kandidat aus der zweiten Reihe. "Wie man hört, ist er eingesprungen, um den Grünen eine Blamage zu ersparen", sagt Thomas König, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Mannheim. Schon vor acht Jahren waren die Grünen ohne eigenen Kandidaten ins Rennen gegangen, sie hatten SPD-Amtsinhaber Peter Kurz bei dessen Wiederwahl unterstützt.
Illustre Namen wurden gehandelt
Dieses Mal hätten Beobachter eigentlich mit einer profilierteren Kandidatin oder einem Kandidaten mit Verwaltungserfahrung gerechnet, sagt König. Gehandelt wurden unter anderem die beiden Dezernenten im Mannheimer Rathaus, Dirk Grunert (Bildung) und Diana Pretzell (Umwelt). Auch illustre Namen wie der des ehemaligen Mannheimer Polizeipräsidenten und heutigen LKA-Chefs Andreas Stenger oder der von Ex-Wissenschaftsministerin Theresia Bauer waren zu hören. Diese war kürzlich in Heidelberg gegen den langjährigen Amtsinhaber Eckart Würzner unterlegen.
"Es hätte nicht unbedingt ein Import von außen sein müssen", sagt König. Gerade in dieser Periode, die von großen Schwierigkeiten für Kommunen gekennzeichnet sei, habe es Vorteile, wenn jemand Amtserfahrung aus dem Inneren des Rathauses mitbringe. "das ist eher ein Plus". Den beiden Mannheimer Dezernenten sei das Risiko aber womöglich zu groß gewesen, nach verlorener Wahl ihren Bürgermeisterposten unter einem neuen OB zu verlieren, mutmaßt König.
Die SPD rechnet sich mit ihrem Kandidaten guten Chancen aus
Gute Chancen rechnen sich die in der Arbeiterstadt Mannheim traditionell starken Sozialdemokraten mit ihrem Kandidaten Thorsten Riehle aus. Er ist Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat und Geschäftsführer des Mannheimer Veranstaltungsorts Capitol. Riehle sei vernetzt, könne Kultur und Wirtschaft und habe in der Corona-Krise neue Formate und damit Verdienstmöglichkeiten für Kulturschaffende auf die Beine gestellt, heißt es aus den Reihen der SPD.
Womöglich könne ein Kandidat ohne Verwaltungserfahrung den notwendigen neuen "Schwung" von außen mitbringen, sagt König. Peter Kurz hatte im November seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur vor allem damit begründet, dass es Kraft, Begeisterung und neuen Schwung brauche in der "fundamentalen Krise", in der sich Deutschland befinde - Eigenschaften, die eher "von neuen Personen" zu erwarten seien. Aber Amtserfahrung sei eben angesichts der vielen Herausforderungen auch ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium, gerade um Verwaltungsabläufe nach den Verwerfungen der Corona-Pandemie wieder zu beschleunigen, sagt Politologe König.
Die CDU ist in Mannheim durch einige Affären gegangen
Das Kriterium der Amtserfahrung spricht sicher am meisten für Christian Specht, den Kandidaten von CDU, FDP und ML. Specht ist als erster Bürgermeister zuständig für Finanzen. Er gilt laut König als angenehm im Umgang, sei populär "und weiß sicher ganz genau, was auf ihn zukommt". Aber, seine Partei, die CDU, sei in Mannheim "nicht im besten Zustand und in der Vergangenheit durch einige Affären gegangen. Gleichzeitig sind OB-Wahlen eher Persönlichkeitswahlen".
Peter Kurz Wirken wird wohl erst im Nachhinein deutlich
Außer Frage steht für Thomas König, dass der Nachfolger von Peter Kurz in große Fußstapfen tritt. "Er hat für Mannheim viel geleistet." Etwa der Stadt ein Gründerimage verliehen, die Popkultur als Markenzeichen etabliert und die Buga 2023 nach Mannheim geholt, "ein Jahrhundertprojekt", mit dem ein Siebtel der Stadtfläche umgewidmet werde, wie König sagt. "Aber wie so häufig wird man seine Bedeutung wahrscheinlich erst wertschätzen, wenn er nicht mehr da ist."
Wahltermin
Zwei Amtsperioden lang leitete Peter Kurz (SPD) die Geschicke im Mannheimer Rathaus. Auf eine erneute Kandidatur verzichtet der 60-Jährige. Falls bei der Neuwahl am 18. Juni keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent bekommt, gibt es drei Wochen später, am 9. Juli, den zweiten Durchgang, bei dem die einfache Mehrheit reicht.