Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann
Laut Medienberichten sieht die Staatsanwaltschaft Berlin einen Anfangsverdacht auf eine Straftat gegeben. Mehrere Frauen hatten schwere Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger erhoben. Eine Veranstaltungs- und Bühnentechnikfirma zieht Konsequenzen.

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt laut einem Bericht des Berliner "Tagesspiegels" gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann.
Es liege ein Anfangsverdacht vor, sagte Justizsenatorin Felor Badenberg demnach am Mittwoch im Justizausschuss. Die parteilose Politikerin habe die Ausschussmitglieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit informiert. Dem Bericht zufolge liegen Strafanzeigen nach Paragraf 177 "Sexueller Übergriff, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung" vor. Die Staatsanwaltschaft habe von Amts wegen Ermittlungen eingeleitet.
Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung
Es handele sich um Anzeigen Dritter, "nicht am etwaigen Tatgeschehen beteiligter Personen", hieß es von der Staatsanwaltschaft. Weitere Angaben könnten derzeit nicht erteilt werden, hieß es mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen und den Schutz von Persönlichkeitsrechten Beteiligter. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.
Riggingwerk aus Mannheim beendet Zusammenarbeit mit Rammstein
Nachdem am Wochenende die litauische Polizei angekündigt hatte, nicht gegen Lindemann zu ermitteln, hat die Nordirin Shelby Lynn Beschwerde eingereicht, wie die 24-Jährige der "Welt" sagte. Sie habe schriftlich Widerspruch eingelegt und um Akteneinsicht gebeten. Lynn hatte am 25. Mai auf Twitter den Me-Too-Skandal um den Rammstein-Sänger und sein Umfeld ausgelöst. Weibliche Fans sollen gezielt via Instagram gecastet und Drogen und Alkohol verabreicht worden sein.
Vom "System Lindemann" berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Laut der "Welt" beendet nun die Veranstaltungs- und Bühnentechnikfirma Riggingwerk aus Mannheim die Zusammenarbeit mit Rammstein, wie deren Geschäftsführer Aeneas Hohenadl der Tageszeitung mitteilte. Das Unternehmen fungierte bisher als Sub-Partner der Band mit Partnern wie Rock am Ring oder der SAP-Arena.
Mannheimer Bühnentechnikfirma: "Wir distanzieren uns als Unternehmen"
"Wir distanzieren uns als Unternehmen von der Band Rammstein." Und: "Ich schließe eine Zusammenarbeit mit Till Lindemann oder der Band Rammstein in Zukunft aus," so Hohenadl. Der Raum unter der Bühne bei Konzerten, den auch Lynn beschreibt, sei in der Crew als "Suck Box" bekannt, wo es zu sexuellen Handlungen zwischen Lindemann und Frauen gekommen sein soll. Sinngemäß übersetzt ist die "Suck Box" ein Raum, in dem Oralverkehr stattfindet.
Skandale und Kontroversen sind Wegbegleiter der Karriere von Rammstein
Seit dem Pfingstwochenende häufen sich die Anschuldigungen, die zahlreiche Frauen in sozialen Netzwerken erhoben haben. Sie berichten von Rammstein-Partys vor und nach den Konzerten, bei denen es zu sexuellen Übergriffen und Gewalt gekommen sein soll.
Mehr als ein Dutzend Konzertbesucherinnen aus verschiedenen Städten und Ländern schilderten dem NDR und der "Süddeutschen Zeitung" von eigens für Lindemann zu diesem Zweck organisierten Aftershowpartys. Seither wird der Fall kontrovers diskutiert. Die Band dementiert. Lindemanns Anwälte haben juristische Konsequenzen angekündigt. Zu den Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gab es von den Anwälten auf dpa-Anfrage am Mittwochabend zunächst keine Stellungnahme.

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