Im Internet bestellen, im Laden abholen?
Von Mittwoch an müssen Geschäfte zu bleiben, so viel ist schon klar. Der Handel will aber zumindest Abholangebote wie in der Gastronomie durchsetzen. Die Landesregierung hat aber Bedenken.
Die Einzelhändler in Baden-Württemberg hoffen auf Ausnahmen vom Corona-Shutdown und wollen zumindest im Internet bestellte Waren an die Kunden herausgeben dürfen - das sogenannte Click&Collect. Den Einzelhändlern solle diese Übergabe von im Internet bestellter Ware in den Läden weiterhin erlaubt sein, forderte am Montag Stefan Hertel, Sprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE). Das Thema sei bei den Beratungen von Bund und Ländern am Sonntag noch nicht geregelt worden und müsse jetzt von den Ländern in ihren Verordnungen geklärt werden, so Hertel gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Die Landesregierung von Baden-Württemberg allerdings hält überhaupt nichts von diesem Vorschlag. „Abholmöglichkeiten jenseits der Gastronomie wären kontraproduktiv“, sagte ein Regierungssprecher der dpa am Montag. „Dann stehen die Leute wieder in den Straßen vor den Läden.“
Alternative Einzelhändler in Baden-Württemberg hatten mit Blick auf den harten Corona-Lockdown ab Mittwoch zumindest auf kleine Ausnahmen gehofft. Der neue Lockdown ist für viele Händler in den Fußgängerzonen eine Katastrophe. Die Branche fordert eine Alternative, die zumindest einen Teil des Geschäfts sichern könnte. Daher solle Click and Collect möglich bleiben. Auch der E-Commerce-Verband bevh hatte zuvor erklärt, ein solcher Schritt könnte das Überleben des stationären Handels sichern und die allgemeine Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.
Unterstützung bekamen die Verbände am Montag von den Elektronikketten Media Markt und Saturn sowie dem Möbelhändler Ikea. Ein Sprecher der Elektronikketten betonte, schon in der ersten Corona-Welle habe sich gezeigt, dass es möglich sei, beim Abholen von vorab bestellter Ware den Gesundheitsschutz für Kunden und Mitarbeiter durch speziell eingerichtete Abholstationen zu gewährleisten. Außerdem könnten sich die stationären Händlern in der Krise besser im Wettbewerb gegen reine Onlinehändler behaupten. Und es entlaste Lieferdienste, die vor Weihnachten ohnehin am Anschlag arbeiteten.
Auch Deutschlands größter Möbelhändler Ikea drängte darauf, dass dem Einzelhandel „weiterhin ein Abholservice mit kontaktloser Übergabe flächendeckend ermöglicht“ werde. Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte am Montagmorgen im WDR 5 signalisiert, dass er zumindest im Buchhandel für eine solche Lösung offen sei.
Die beiden letzten Verkaufstage vor dem Lockdown dürften nach Einschätzung des Handelsverbandes Deutschland noch einmal von etlichen Verbrauchern genutzt werden, um letzte Geschenke zu kaufen, prognostizierte der HDE-Sprecher. Mit einem wirklich dramatischen Ansturm rechne er jedoch nicht. „Die meisten Kunden haben den Lockdown ja kommen sehen, und viele haben es schon so organisiert, dass sie nicht mehr einkaufen gehen müssen.“ Der Handelsverband Deutschland warnt bereits vor einer möglichen Pleitewelle in den Innenstädten. Bis zu 250.000 Jobs könnten verloren gehen, wenn der Staat den Händlern nicht massiv unter die Arme greife.
Auch der Deutsche Städtetag erwartet erhebliche Belastungen für die Innenstädte. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Probleme beim Einzelhandel seien älter als das Virus, sie hätten sich aber in diesem Jahr verschärft. „Deshalb stellt sich umso dringender die Frage, wie die Innenstädte attraktiver gestaltet werden können. Vorrang hat jetzt die finanzielle Hilfe für die Betroffenen, die Bund und Länder zugesagt haben. Sie muss schnell kommen.“