Hermann: Autoindustrie verzögert bewusst Transformation hin zur E-Mobilität
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wirft der deutschen Autoindustrie schwere Versäumnisse bei der Transformation hin zur Elektromobilität vor.

„Interessant ist ja, dass die deutsche Autoindustrie in Kalifornien oder in China wegen der großen Konkurrenz und der Auflagen der Politik bereit ist, mehr in die Elektromobilität zu investieren. Und in Deutschland erzählt man, dass die Elektrifizierung nicht so schnell geht. Ich habe den Eindruck, hierzulande macht man das Geschäft mit teuren schweren Dieselfahrzeugen und SUVs und finanziert so die Transformation des eigenen Konzerns, aber nicht zum Nutzen in Deutschland“, sagte Hermann im Stimme-Interview (Premium).
Wer ein preisgünstiges E-Auto kaufen möchte, dem empfiehlt Hermann ein ausländisches Modell. „Zum Beispiel haben Renault oder Mitsubishi Fahrzeuge, die auch für den normalen Bürger erschwinglich sind“, so der Grünen-Politiker.
Bundesregierung kann sich nicht durchsetzen
Weiter wirft Hermann der Bundesregierung vor, sie könne sich gegenüber den Autobossen nicht durchsetzen. „Von einem selbstbewussten Verhalten der Politik auf Bundesebene gegenüber der Autoindustrie kann keine Rede sein. Es ist nur ein ständiges Verstehen der Anliegen der Automobilbranche – und die Kunden sind zweitrangig“, sagte Hermann. Dabei habe die deutsche Autoindustrie einen extremen Imageschaden für die deutsche Wirtschaft angerichtet und sei weltweit in Verruf geraten.
„Mit welcher Branche geht man so mit Samthandschuhen um, wenn sie so betrügerisch gehandelt oder getrickst hat? Wir sind auf dem Weg zur Digitalisierung und Elektrifizierung – und die Konzerne kleben noch an den alten Dieseln, die man angeblich nicht nachrüsten kann.“
Außerdem übt Hermann Kritik an dem Beschluss des CDU-Landesparteitags in Rust. Die Delegierten hatten sich auf diesem gegen großräumige Fahrverbote ausgesprochen. Hermann: „Ich muss klar sagen: Es gelten die Gesetze, weil wir ein Rechtsstaat sind. Die CDU-Basis fällt ihrer eigenen Landtagsfraktion in den Rücken. Diese hat viele wirksame Maßnahmen und damit auch die Fahrverbote für Euro 4 Diesel in Stuttgart mitbeschlossen. Das zeigt: Ein Großteil der CDU ist nicht auf der Höhe der Zeit, wenn es um Klima- und Umweltschutz geht.“