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Stiko: Auffrischung für besonders gefährdete Gruppen

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Die Ständige Impfkommission (Stiko) dringt auf Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus zunächst nur für ausgewählte Gruppen. Unterdessen ist eine Debatte über eine kurzfristige Reaktivierung von Impfzentren für Corona-Auffrischungsimpfungen entbrannt.

Von dpa
Auffrischungsimpfungen in einem Stuttgarter Impfzentrum: Ältere und Menschen mit Immunschwäche können in Baden-Württemberg eine weitere Dosis erhalten. Foto: dpa
Auffrischungsimpfungen in einem Stuttgarter Impfzentrum: Ältere und Menschen mit Immunschwäche können in Baden-Württemberg eine weitere Dosis erhalten. Foto: dpa  Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Es komme darauf an, die Menschen zuerst zu schützen, die die Impfung am dringendsten benötigen, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens am Dienstag in Berlin. Gesunde Menschen mittleren Alters mit Grundimmunisierung könnten davon ausgehen, dass sie noch ausreichend Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung haben.

Zwar lasse der Schutz vor Ansteckung mit der Zeit nach, nicht aber der Schutz vor einer schweren Erkrankung. Mertens betonte, es gelte auch die noch klaffenden Impflücken bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 59 Jahren zu schließen. Die Impfquoten seien hier unzureichend.


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Impf-Verstärkungen („Booster“) sind mindestens sechs Monate nach einer vollständigen Impfung möglich. Angeboten werden sie Älteren ab 60 Jahre, Corona-Risikogruppen, aber auch Geimpften mit Astrazeneca und Johnson & Johnson. Die Stiko empfiehlt Auffrischungsimpfungen vorerst unter anderem für Menschen ab 70, für immunsupprimierte Patienten und für Pflegepersonal. Grundsätzlich sind sie laut Impfverordnung aber auch für alle anderen Menschen möglich.

Städte kritisieren Debatte über Reaktivierung von Impfzentren

Unterdessen ist eine Debatte über eine kurzfristige Reaktivierung von Impfzentren für Corona-Auffrischungsimpfungen entbrannt. Ein Impfzentrum sei «keine Taschenlampe», die je nach Stimmungslage aus- und wieder angeknipst werden könne, heißt es in einem Schreiben des Deutschen Städtetags an die Gesundheitsminister der Länder, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Strukturen seien verändert, Flächen anderweitig genutzt, Personal umgeschichtet worden. Ein derartiger Richtungsumschwung sei nicht nachvollziehbar.

 


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Spahn: Länder sollen Impfzentren wieder startklar machen


Bund und Länder hatten vereinbart, die zum Impfstart eingerichteten zeitweise mehr als 400 regionalen Impfzentren zum 30. September zu schließen oder die Kapazitäten zurückzufahren. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) brachte nun ins Gespräch, dass die Länder die Impfzentren wieder startbereit machen, um mehr Impf-Auffrischungen als Schutz im Winter zu ermöglichen. Mehrere Länder reagierten bereits reserviert auf den Vorstoß. Kritik gibt es aber weiterhin auch an stockendem Impftempo im Netz der Arztpraxen.

Auch der baden-württembergische Gemeindetag hält wenig von einer kurzfristigen Reaktivierung von Impfzentren für Corona-Auffrischungsimpfungen. „Das ist nicht die richtige Antwort“, sagte Gemeindetags-Präsident Steffen Jäger am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Solange es für sogenannte Booster nur eine klare Empfehlung der Stiko für ältere Menschen ab 70 Jahren gebe, verfehlten Impfzentren ihre Wirkung. «Sie sind für diese Gruppe nicht ideal, weil zum Beispiel die Anfahrtswege zu weit sein können», sagte Jäger. Besser wäre etwa, die Zahl der mobilen Impfteams zu erhöhen. „Wir müssen die Impfungen zu den Menschen bringen und nicht die Menschen zu den Impfungen.“

Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg.
Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg.  Foto: Gemeindetag/dpa/Archiv

Bund und Länder hatten vereinbart, die zum Impfstart eingerichteten zeitweise mehr als 400 regionalen Impfzentren zum 30. September zu schließen oder die Kapazitäten zurückzufahren. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) brachte nun ins Gespräch, dass die Länder die Impfzentren wieder startbereit machen, um mehr Impf-Auffrischungen als Schutz im Winter zu ermöglichen. 

Der Medizinische Leiter des Klinikums Stuttgart, Jan Steffen Jürgensen, sieht ein anderes Erschwernis: «Wir haben kein Problem des Angebots, wir haben ein Problem der Nachfrage», sagte er der dpa. Die Zahl der Impfungen sei in früheren Spitzenzeiten sechsmal so hoch gewesen wie heute. Es sei wichtig, die Booster-Impfungen nicht nur für Ältere freizugeben, sondern für alle Menschen in Deutschland ab zwölf Jahren. «Wenn das käme, hätten wir wieder eine höhere Impfbereitschaft. Aber selbst dann bräuchten wir keine Impfzentren, das könnten wir über bereits bestehende Einrichtungen organisieren», sagte der Professor.

Praxisärzte fordern klare Voraussetzungen für Auffrischimpfungen

Die Praxisärzte in Deutschland sehen sich für deutlich mehr Corona-Auffrischungsimpfungen im Winter gewappnet, dringen aber auf klare Voraussetzungen. «Das ist machbar, wir können das», sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, am Dienstag in Berlin. Seit der Stiko-Empfehlung für Auffrischungen sei die Zahl der impfstoffbestellenden Praxen auf mehr als 30.000 angestiegen. Abweichende nicht-ärztliche Impfempfehlungen verwirrten da, was auch Praxisabläufe erschwere. Nötig seien geordnete Einladungsverfahren zu Impfungen. Gassen forderte zudem flexiblere Möglichkeiten für Praxen beim Bestellen von Impfstoff und bei der Handhabung größerer Impfstoff-Fläschchen.

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