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Der CDU-Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel und die 48 Prozent

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Beim Live-Talk "Ohne Ausrede" mit Uwe Ralf Heer spricht der CDU-Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel über seine Ziele bei der nächsten Landtagswahl und die Probleme in der Migrationspolitik.

von Matthias Schmid
Am Freitag begrüßt Uwe Ralf Heer (rechts) den CDU-Fraktionsvorsitzenden Manuel Hagel zum Gespräch in der Skybar des Heilbronner Parkhotels.
Am Freitag begrüßt Uwe Ralf Heer (rechts) den CDU-Fraktionsvorsitzenden Manuel Hagel zum Gespräch in der Skybar des Heilbronner Parkhotels.  Foto: Seidel, Ralf

Manuel Hagel staunt, als er durch die große Fensterfront auf die herbstbunten Weinberge schaut. Er ist das erste Mal in der Skybar des Parkhotels, 42 Meter hoch. "Toller Ausblick", sagt er. Mit 500 Hektar Rebfläche ist das Heilbronner Anbaugebiet eines der größten Baden-Württembergs - und nachweislich die älteste Weinstadt im heutigen Württemberg. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel stammt aus der Bierkulturstadt Ehingen, wo es 53 Biere und fünf Brauereien gibt.

Aber weder Wein noch Bier waren die Themen beim Interviewformat von Stimme.tv "Ohne Ausrede - der Live-Talk". Das ist der Grund, warum Hagel am Freitag in die zehnte Etage des Parkhotels gekommen ist. Im Gespräch mit Chefredakteur Uwe Ralf Heer spricht der 35-Jährige über die Herausforderungen der Landespolitik in der Migration, bei der Verkehrswende sowie über seine bevorstehende Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden.

 

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Beim Parteitag wären 90 Prozent plus x schön

Beim Parteitag am 18. November in Reutlingen würde er sich über ein Ergebnis von 90 Prozent plus x sehr freuen, sagt Hagel. Er wolle aber keine Preisschilder aufhängen "und auch nicht in Depressionen verfallen, wenn es darunter liegt." Seine Wahl ist Formsache, nachdem der bisherige Vorsitzende, Innenminister Thomas Strobl, auf eine weitere Amtszeit verzichtet. Wird Hagel gewählt, dann ist er zugleich der erste CDU-Politiker, der in Baden-Württemberg mit Fraktions- und Landesvorsitz zwei Spitzenämter inne hat.

Seine Karriere im Vorspulmodus geht unvermindert weiter. Mit 28 Jahren Generalsekretär, mit 33 Fraktionsvorsitzender, mit 35 Landesvorsitzender und mit 38 Ministerpräsident? Noch ist nicht abgemacht, wer als Spitzenkandidat bei der nächsten Wahl antritt, aber Hagel kann sich diese Aufgabe sehr gut vorstellen. Mit klarem Ziel: Die CDU möchte die Grünen nach 15 Jahren wieder aus der Villa Reitzenstein vertreiben.

Bei der nächsten Wahl will Hagel mit der CDU vorne sein

Die Chancen sind nicht schlecht. In den Umfragen liegen die Christdemokraten wieder vorn. Er könne sich eine Deutschland-Koalition mit SPD und FDP 2026 vorstellen, sagt er. "Mit 48 Prozent kann man mehr CDU durchsetzen als mit 24 Prozent." Auf die Nachfrage von Heer, ob er tatsächlich 48 Prozent anpeile, entgegnet Manuel Hagel ironisch: "Wenn Sie mir dafür einen Vertrag hinlegen, würde ich sofort unterschreiben."

Nach Sekunden des Nachdenkens fügt er ernster hinzu, seine Partei habe das allerdings nicht in der Hand, sondern die Wähler entscheiden. Hagel bleibt auch dabei, dass seine Fraktion keinen potenziellen Nachfolger von Winfried Kretschmann wählen würde, sollte der 75-jährige Ministerpräsident vorzeitig aufhören. Kretschmann sei die Geschäftsgrundlage zwischen den beiden Regierungsparteien. Heer weist darauf hin, dass das im Koalitionsvertrag anders vereinbart sei. Doch Hagel interpretiert den Passus offenbar anders: "Sie müssen mir sagen, wo es im Koalitionsvertrag anders drinsteht, weil ich diesen ja mit unterschrieben habe und diese Formulierung nirgendwo finde oder kenne." Er habe ihn intensiv gelesen.

Der Koalitionsvertrag ist eindeutig

Wortwörtlich steht auf der vorletzten der 162 Seiten: "Die Koalitionsparteien vereinbaren folgende Struktur der Landesregierung. Bündnis 90/Die Grünen stellen den Ministerpräsidenten mit dem Staatsministerium …"

Sachleistungen statt Bargeld für Asylbewerber

Hagel lässt sich nicht beirren und lobt die Zusammenarbeit mit den Grünen, sie sei stabil, geräuschlos und souverän. Natürlich seien sie nicht immer einer Meinung. Die Ausweitung der Lkw-Maut auf Landstraßen beispielsweise lehnt er ab. Und er fordert in der Migrations-Debatte, dass Baden-Württemberg gemeinsam mit Bayern vorangehen und die Bezahlkarte einführen soll, wenn sich die Bundesregierung nicht auf eine deutschlandweite Regelung einigen kann. "Wir sind bereit, die Sozialleistungen für Asylsuchende zügig von Bargeld auf Sachleistungen umzusetzen." Ministerpräsident Kretschmann sei auch dafür.

Zum Abschluss fragt Chefredakteur Heer Hagel, ob er eine Frage an Olaf Scholz hätte. Der Bundeskanzler kommt am Sonntag nach Heilbronn zum Halbzeit-Wahlcheck, wo er von Heer befragt wird. Ja, sagt Hagel, "ich möchte wissen, wie oft er es morgens noch schafft zu laufen?" Hagel ist selbst Läufer.


Zur Person

Manuel Hagel ist seit 2021 Chef der CDU-Landtagsfraktion. Der 35-Jährige geht in seiner Freizeit gerne auf die Jagd. Hagel hat früher die Sparkasse in seiner Heimatstadt Ehingen geleitet. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Frau ist gerade mit dem dritten schwanger.

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